Nach dem Tornado im rechtsrheinischen Köln sind die Aufräumarbeiten in vollem Gange. Auf neuentstandenen Lichtungen darf sich die Natur frei entfalten.
Sturmtief Zoltan in KölnSo laufen die Aufräumarbeiten nach dem Tornado im Rechtsrheinischen
Die Zerstörungskraft des Tornados vom 21. Dezember 2023 erstaunt selbst Profis wie Sven Heister. Der 34-Jährige steht auf einem kleinen Weg in der Westhovener Aue und zeigt mit der Hand, wie hoch sich die umgestürzten Bäume kurz nach dem Sturmtief „Zoltan“ stapelten. „Das Holz hatte fast meine Höhe“, sagt der Leiter des Teams „Baumpflege in Grünanlagen“ des Kölner Grünflächenamts: „Hier ging gar nichts mehr.“
Rund 100 Meter Weg wurden in den letzten Tagen in der Westhovener Aue freigeräumt
Mittlerweile sind die Wege südlich des Deutzer Hafens weitgehend wieder frei, dort, wo der Tornado seinen Anfang genommen haben soll, um dann in Poll, Westhoven, Rodenkirchen, Weiß und anderen Stadtteilen Spuren der Verwüstung zu hinterlassen. Zumindest die Aufräumarbeiten des Grünflächenamts schreiten voran.
Allein Sven Heister und seine Kollegen haben mit ihren Motorsägen in den vergangenen Tagen rund 100 Meter Weg in der Westhovener Aue südlich der Rodenkirchener Brücke freigeräumt. Außerdem sind private Unternehmen damit beschäftigt, Ordnung zu schaffen in dem Erholungsgebiet. Entwurzelte Baumstümpfe von beträchtlichem Ausmaß führen aber noch immer an vielen Stellen vor Augen, welche Kraft der Tornado gehabt haben muss. Manche von ihnen haben in Straßen große Schäden angerichtet.
Mit bis zu 220 Kilometern pro Stunde soll die Windhose über Köln hinweggefegt sein. An der Alfred-Schütte-Allee brachte sie vierzig mächtige Linden zu Fall oder beschädigte sie nachhaltig. Für sie soll es Ersatzpflanzungen geben. Vom Anblick der altehrwürdigen Allee war auch Gerhard Stricker schockiert, als er sie nach dem Sturm zum ersten Mal sah. Schließlich handele sich um einen Bestand, der schon vielen Unwettern getrotzt habe, sagt der Chef der Abteilung Stadtgrün im Grünflächenamt. Dann kam der 21. Dezember. Der Tornado habe ohne Zweifel einen „sehr hohen Schädigungsgrad“ verursacht, sagt der 49-jährige Landschaftsarchitekt.
Auch Bäumen, die nach dem Sturm noch stehen, werden auf Sicherheit überprüft
Für die städtischen Baumexperten bedeutet das viel zusätzliche Arbeit. Zuständig sind sie für 81 000 Straßenbäume sowie tausende Bäume in Grünanlagen, auf Spielplätzen und Schulhöfen. Im Abstand von einem bis drei Jahren werde jeder von ihnen auf Standfestigkeit überprüft, sagt Gerhard Stricker. Nach einem Sturm jedoch finde eine Zusatzkontrolle statt: „Sämtliche Kollegen des Grünbetriebs fahren dann durch die Stadt und schauen sich das Schadensbild an.“ Manchmal kommt die Motorsäge auch bei Exemplaren zum Einsatz, die noch nicht umgefallen sind. Denn auch ausgebrochene Kronenstücke oder nur teils ausgerissene Wurzeln können früher oder später ein Sicherheitsrisiko darstellen.
Oft schließen die Experten die Lücken mit Ersatzpflanzungen. Immer öfter überlassen sie die Natur auch sich selbst. Neben dem mühsam freigeräumten Weg in der Westhovener Aue hat der Tornado gleich ganze Lichtungen in den Bestand aus Kirschen, Hainbuchen, Eschen oder Ahorn geschlagen. Hier dürfen sich künftig ihre Samen frei entfalten und ein neues Wäldchen bilden.
In Zeiten des Klimawandels heiße das Motto immer häufiger „Naturverjüngung statt Aufforstung“, sagt Daniel Gerhardt, bei der Stadt Leiter der Fachgruppe Baumangelegenheiten. Denn die Samen seien widerstandsfähiger als Jungbäume aus der Baumschule. „Wir nutzen natürliche Prozesse aus“, so der 43-Jährige. Wo sie nicht stören, bleiben Stämme, Baumstümpfe und Äste aber auch einfach liegen – als neuer Lebensraum für Tiere.