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„Tolle Mitbewohnerin“Studentin unterstützt Kölner Familie mit Drillingen – gegen günstiges Wohnen

Lesezeit 4 Minuten
Zwei Frauen, ein Mann und ein kleines Kind sitzen in einem Wohnraum und schauen in die Kamera.

Wejdene Bedoui (rechts) wohnt bei Lisa Lorenz und Daniel Hermes-Lorenz und unterstützt sie im Alltag mit Josef und seinen beiden Brüdern (die nicht auf dem Foto zu sehen sind).

Wejdene Bedoui ist in Zündorf eingezogen und hilft beim turbulenten Alltag mit den drei Dreijährigen. Das Modell hilft allen Beteiligten.

Bezahlbarer Wohnraum ist in Köln ein extrem rares Gut. Daher kann Wejdene Bedoui ihr Glück kaum fassen: Die BWL-Studentin lebt in einem hellen, 40 Quadratmeter großen Zimmer mit Küchenzeile und eigenem Bad und zahlt dafür gerade einmal 200 Euro im Monat. „Es ist Luxus pur, als Studentin so zu wohnen“, sagt die 23-Jährige. Das Zimmer befindet sich im Dachgeschoss eines Einfamilienhauses im beschaulichen Zündorf.

Dort leben Lisa Lorenz und Daniel Hermes-Lorenz mit ihren drei Jahre alten Drillingen Josef, Max und Emil. Die Familie und Wejdene Bedoui haben im Oktober eine sogenannte Wohnpartnerschaft gegründet, die über das Projekt „Wohnen für Hilfe“ zustande kam. Die Idee dahinter: Studierende wohnen mietfrei bei Familien, Senioren oder Menschen mit Behinderungen und unterstützen diese dafür im Alltag. Sie zahlen lediglich Nebenkosten und Strom.

Köln: Studierende wohnen günstiger und helfen im Alltag

„Für uns ist das Haus aktuell noch zu groß. Wir nutzen die oberste Etage nicht, solange die Kinder noch nicht ihre eigenen Zimmer brauchen. Und nur als Gäste-Etage war uns das zu dekadent“, sagt Lisa Lorenz. Im Bekanntenkreis habe sich niemand gefunden, der Bedarf hätte. „Da es keinen eigenen Eingang zu der Etage gibt, ist es schwer zu vermieten“, sagt Daniel Hermes-Lorenz.

Also hat er sich an „Wohnen für Hilfe“ gewandt. Die Projektleiterinnen kamen vorbei, schauten sich das Haus an und besprachen mit der Familie ihre Vorstellungen. „Natürlich ist Zündorf für Studierende weit draußen, aber angesichts des Mietmarkts müssen sie weitere Wege in Kauf nehmen.“

Eine junge Frau steht in einem Zimmer mit Dachschräge und blickt in die Kamera.

Wejdene Bedoui ist glücklich über ihr riesiges Zimmer im Dachgeschoss in Zündorf.

Nach einem halben Jahr fand sich dann mit Wejdene Bedoui eine passende Wohnpartnerin. Die Tunesierin studiert seit 2020 an der Technischen Hochschule Köln. Aus ihrem Studentenwohnheim musste sie im vergangenen Herbst ausziehen, weil sie die maximale Mietdauer erreicht hatte. Weil WG-Zimmer oft 500 oder 600 Euro kosten, meldete sich die 23-Jährige bei Wohnen für Hilfe. Dort wurde ihr Familie Hermes-Lorenz vorgeschlagen.

Nach einem Kennenlern-Nachmittag verabredeten sich die Familie und die Studentin zu einem Probewohnen. „Ich konnte mir das gut vorstellen. Ich habe auch schon Erfahrungen im sozialen Bereich, weil ich Menschen mit Behinderungen assistiert habe“, sagt Wejdene Bedoui. „Wir hatten die Sorge, dass die Kinder Wejdene stören könnten. Unsere Nächte sind nämlich noch sehr turbulent und laut“, sagt Lisa Lorenz. Durch das Probewohnen sollte sie ein ungefiltertes Bild des Familienalltags bekommen. Drei Nächte dauerte der „Realitätscheck“, dann setzten die Wohnpartner einen Mietvertrag auf.

Pro Quadratmeter leisten Studenten eine Stunde Hilfe im Monat

„Wohnen für Hilfe“ stellt einen Mustervertrag zur Verfügung, in dem Eckdaten wie Art und Umfang der Unterstützung sowie die Höhe der Nebenkosten festgeschrieben werden. „Das war sehr hilfreich“, findet Daniel Hermes-Lorenz. Die Faustregel lautet: Pro Quadratmeter Wohnfläche leisten Studierende eine Stunde Hilfe im Monat, dazu kommen pro Quadratmeter fünf Euro Nebenkosten monatlich.

Bei Wejdene Bedoui macht das theoretisch 40 Stunden im Monat, „aber so genau nehmen wir das nicht“, sagt Daniel Hermes-Lorenz. Vielmehr stimmen die Eltern ihre Termine und Dienstpläne mit den Arbeitszeiten und dem Stundenplan von Wejdene Bedoui am Monatsanfang ab. „Man jongliert viel im Alltag mit zwei Jobs und drei Kindern. Wenn dann mal wieder ein Kind krank ist oder die Kita nur Notbetreuung anbietet, ist es eine große Entlastung, wenn Wejdene spontan einspringt“, sagt Daniel Hermes-Lorenz.

Am Wochenende unternimmt Wejdene Bedoui manchmal etwas mit den Drillingen und die dreifachen Eltern können mal zu zweit wandern oder in die Sauna gehen. Außerdem holt sie die Kinder an einem festen Tag von der Kita ab. Dadurch kann Daniel Hermes-Lorenz seine Arbeitsstunden aufstocken. „Es ist uns wichtig, dass wir feste Absprachen mit Wejdene treffen. Sonst sind die Kinder ständig bei ihr oben. Sie sollen lernen, dass sie anklopfen müssen und fragen, ob es passt“, sagt der Familienvater.

Die Wohnpartnerschaft hat sich für alle Glücksgriff erwiesen. „Wir sind froh, dass wir so eine tolle Mitbewohnerin gewonnen haben und unseren Wohnraum teilen können. Und es ist schön, dass unsere Kinder noch einen weiteren Einfluss als unseren im Alltag haben“, sagt Lisa Lorenz. „Die Kinder sind mir richtig ans Herz gewachsen. Es ist schön zu sehen, wie sie wachsen“, schwärmt Wejdene Bedoui. „Ich fühle mich inzwischen wie ein Familienmitglied.“


Alle Informationen zum Projekt „Wohnen für Hilfe“ gibt es hier.