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Heinrich-Mann-GymnasiumSchülerschaft protestiert gegen Umgang der Stadt mit Asbest an Schule

Lesezeit 3 Minuten
Protestaktion vor dem Heinrich-Mann-Gymnasium.

Die Schülerinnen und Schüler des Heinrich-Mann-Gymnasiums machten ihrem Ärger mit Plakaten und Sprechchören Luft.

Weil die von der Stadt zugesagten Maßnahmen noch nicht umgesetzt worden, setzten Eltern und Schülerschaft ein Zeichen.

Kämpferisch zeigten sich die Schülerinnen und Schüler des Heinrich-Mann-Gymnasiums am ersten Schultag nach den Herbstferien: Noch vor dem Unterricht trafen sie sich auf dem Schulgelände zu einer spontanen Protest-Aktion: Vor dem Mensa-Gebäude machten die gut 1000 Kinder und Jugendliche ihrem Frust mit Plakaten und lautstarken Sprechchören Luft: „Asbest nervt wie die Pest!“

Auslöser der Aktion war eine Frist, die die Stadt Köln hatte verstreichen lassen, wie die Vorsitzende der Elternpflegschaft Melanie von Vegesack erklärte: „Man hatte uns zugesagt, nach den Ferien ein Kataster vorzulegen, eine Kartierung aller asbestverdächtiger Bauteile im Gebäude. Das ist nicht passiert. Das Einzige, das in den Ferien gemacht wurde, ist, dass nun zwei Aufkleber auf den bereits bekannten asbesthaltigen Wänden kleben, dass man diese nicht berühren, oder daran kratzen soll. Deswegen haben wir gesagt, jetzt müssen wir ein Zeichen setzen!“

Aufkleber auf einer Klassenwand.

Die mit Asbest belasteten Wände wurden mit Warnaufklebern versehen.

Der Asbestfund im HMG im Bezirk Chorweiler hatte nach Beginn des neuen Schuljahrs stadtweit für Aufmerksamkeit gesorgt: Im Zuge von Umbauarbeiten in den Sommerferien waren geringe Konzentrationen von Asbest festgestellt worden, weshalb das Schulgebäude zunächst für einige Tage geschlossen blieb und der Unterricht nur online stattfinden konnte.

Auch wenn Messungen der Raumluft keine Kontamination feststellte und nach ein paar Tagen Entwarnung gegeben werden konnte, verlangen Eltern und Schüler genauere Aufklärung darüber, in welchem Umfang mit Asbest belastete Bauteile im Gebäude verbaut sind. „Es wurden nicht schnell genug Maßnahmen ergriffen, obwohl Zeit genug gewesen wäre“, sagte der Schülervertreter Tarek Nebiognu, „daran merken wir, dass man uns im Stich lässt“. In einem weiteren Schritt der Protest-Aktion wollen nun alle Schüler Briefe oder Postkarten an Oberbürgermeisterin Henriette Reker schreiben, die gemeinsam übergeben werden sollen.

Schimmelbefall und undichtes Dach

Im Schulausschuss erklärte die Leiterin der Gebäudewirtschaft, Petra Rinnenburger, dass das Gesundheitsamt zu keinem Zeitpunkt eine akute Gefährdung gesehen, aber zu einer Sicherung der betroffenen Wandflächen durch Aufkleber oder Schilder geraten habe. Das Asbest wird nur freigesetzt, wenn die betroffene Wand angebohrt oder angekratzt werden. Das zugesagte Schadstoffkataster werde in jedem Fall für die Schule erstellt, ergänzte die Leiterin des Schulentwicklungsamts, Anne Lena Ritter.

Die Geduld der Schulgemeinschaft ist begrenzt, weil das HMG neben dem Asbest-Thema bereits seit Jahren von einer ganzen Reihe weiterer Missstände geplagt wird. „Das Dach ist undicht, etwa alle zwei Wochen zeigt sich irgendwo ein neuer Wasserschaden“, berichtet von Vegesack. „An mehreren Stellen ist großflächig Schimmelbefall festzustellen“. Den neuesten Schaden findet Deutschlehrer Klaus Feisel am Morgen der Protestaktion beim Aufschließen des Raumes 915 vor: Während der Ferien ist hier ein Teil der Deckenverkleidung herausgebrochen, aufgeweichte Bruchstücke der Platten waren auf dem Boden verteilt. „Hier findet heute erstmal kein Unterricht statt“, stellt Feisel fest.

Endloses Warten auf Naturwissenschaftsräume

„Die übrigen Baunotstände, die wir schon seit Jahren beklagen, wie die Fenster, die Schultoiletten oder die Naturwissenschaftsräume, das ist alles unverändert“, sagt von Vegesack. „Die Sanierung der Toiletten war uns eigentlich schon zugesagt, jetzt wurde uns gesagt, dass sie verschoben wird, weil kein Geld da ist“.

Ebenfalls bereits beschlossen ist der Bau eines neuen Gebäudetrakts, in dem moderne, den aktuellen Standards entsprechende Naturwissenschaftsräume eingerichtet werden sollen – seit dem Beschluss im vergangenen Jahr hat die Schulgemeinschaft nichts Neues mehr gehört. „In unseren jetzigen NaWi-Räumen funktionieren weder Gas-, Wasser- noch Stromanschluss. Dann wird gesagt, das sei nicht so schlimm, wir bauen bald neue Räume, aber das sagen sie seit 17 Jahren“, stellt die Oberstufenschülerin Barbara fest. „Ich kenne Mitschüler, die überlegen, die Schule zu wechseln, weil sie später mal was mit Chemie oder Biologie machen wollen, aber hier nicht die nötigen Grundlagen lernen können.“ Alle geplanten Maßnahmen würden stufenweise umgesetzt, betonte Ritter im Schulausschuss. Die Container seien bestellt, und der Modulbau beauftragt.