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Heinrich-Mann-GymnasiumSchulgemeinschaft wirft Stadt Köln Fahrlässigkeit im Umgang mit Asbestgefahr vor

Lesezeit 4 Minuten
Das Heinrich-Mann-Gymnasium in Chorweiler.

Im Heinrich-Mann-Gymnasium sorgt das Thema Asbest für Unruhe in der Schulgemeinschaft.

Erst lange nach Beginn der Bauarbeiten wurde Asbest von der Stadt ausgeschlossen. Es ist nicht die erste Kritik an der Stadt beim Thema Schadstoff.

Erleichterung hatte sich breit gemacht in der Schulgemeinschaft des Heinrich-Mann-Gymnasiums. Nachdem das Chorweiler Gymnasium zunächst zu Beginn des Schuljahres wegen Asbestgefahr geschlossen blieb, gab die Stadt ein paar Tage später Entwarnung: Der Verdacht auf Asbestkontamination hatte sich nach Untersuchungen nicht bestätigt. Nachdem bei Bauarbeiten in den Ferien in einigen Bauteilen geringe Konzentrationen von Asbest festgestellt worden waren, waren in allen Teilen des Gebäudes mehrere Dutzend Staub- und Raumluftproben genommen worden. Die Ergebnisse hätten bestätigt, dass zu keinem Zeitpunkt eine Belastung der Raumluft vorgelegen habe, so die Stadt auf Anfrage.

Den Eltern und der gesamten Schulgemeinschaft standen Vertreter der Stadt anschließend vor Ort Rede und Antwort. „Da haben wir das erste Mal Transparenz gesehen“, lobte der stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende Philipp Meise. Das ist auch das einzig Positive, das ihm einfällt. Denn: Diese Transparenz sei schließlich den Fehlern zuvor geschuldet gewesen.

Stadt Köln räumt indirekt Fehler ein

Grundsätzlich wirft die Schulgemeinschaft der Stadt Fahrlässigkeit im Umgang mit dem Thema Asbestgefahr vor. Die Verkabelungs- und Installationsarbeiten für die Digitalisierung an Wänden und Decken in dem Schulgebäude hätten nämlich schon vor Monaten begonnen. Bereits vor Baubeginn habe die Schule die Stadt auf die Problematik aufmerksam gemacht und um Prüfung auf Asbest gebeten, berichtete Meise. Schließlich sei klar, dass aufgrund des Baujahrs ein Risiko bestehe. Passiert sei allerdings nichts. „Und jetzt ist es erst am Ende der Bauarbeiten aufgefallen, weil die Prüfungen viel zu spät kamen.“ Meise will sich gar nicht ausmalen, was los gewesen wäre, wenn sich herausgestellt hätte, dass über so lange Zeit Asbest in der Luft war.

Warum wird eine entsprechende Asbest-Untersuchung erst viele Wochen nach Beginn der Arbeiten eingeleitet und nicht davor – zumal die Schule selbst darum gebeten hatte? Die Stadt begründet das auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ damit, dass bereits in den 90er Jahren und danach im Jahr 2003 im Heinrich-Mann-Gymnasium nach Asbestfunden eine „umfangreiche generelle Asbestsanierung“ durchgeführt worden sei. Dadurch sei das Risiko einer Gesundheitsgefährdung für die Schülerinnen und Schüler „signifikant“ minimiert.

Hier hätte eine extrem gesundheitsgefährdende Situation für Schülerinnen und Schüler entstehen können"
lena Teschlade, SPD-Abgeordnete für den Bezirk Chorweiler

Eine Antwort darauf, warum man nach dem Wunsch der Schule dennoch nicht vor den Bauarbeiten auf Nummer sicher gegangen ist, ist das auch für Lena Teschlade (SPD), Landtagsabgeordnete für den Stadtbezirk Chorweiler, nicht. „Fahrlässig“ sei das. „Warum wurden die Bohrungen durchgeführt, wenn nicht ausgeschlossen werden konnte, dass in den Wänden Asbest verbaut wurde“, fragte sie. „Hier hätte eine extrem gesundheitsgefährdende Situation für Schülerinnen und Schüler entstehen können.“ Natürlich werde in diesem Fall – und auch im Hinblick auf Bauarbeiten in anderen Schulen – nun intern geprüft, ob beim „Zeitpunkt der Beprobung weiter hätte optimiert werden können“, beantwortete die Stadt die Kritik.

Ein indirektes Eingeständnis, dass der Elternschaft allerdings nicht reicht: „Wir erwarten, dass jetzt daraus gelernt wird“, so Meise. Es müsse bei der Stadt einen standardisierten Prozess geben. Genauso wie es Baupläne gibt, in denen die Verlegung der Rohre dokumentiert sei, müsse auch in den Plänen hinterlegt werden, wo Asbest verbaut wurde. Auch Teschlade forderte, dass nun alle Wände gekennzeichnet werden müssten, damit solche Fehler künftig vermieden würden.

Zumal es in Köln bereits der dritte Fall innerhalb eines Jahres ist, bei dem von einer Schule oder Kita der Vorwurf der Nachlässigkeit beim Thema Asbest geäußert wurde. Erst im Juli hatte sich der Schulleiter der Katharina-Henoth-Gesamtschule bitterlich beklagt, weil er sich über Asbest in der Bausubstanz nicht ausreichend informiert fühlte und seine Schulgemeinschaft fahrlässig einem Gesundheitsrisiko ausgesetzt worden sei. Informiert worden sei man nur, weil die Schule bei der Verwaltung aktiv nachgefragt habe, warum die Elektriker, die sich nach Stemm-Arbeiten dem Staub ausgesetzt hatten, die Baustelle plötzlich vor Beenden der Arbeiten verlassen hatten. Zuvor war die Stadt in die Kritik geraten, weil sie Eltern und Personal der städtischen Kita Mauritiuswall erst verspätet und auf Nachfrage darüber informiert hatte, dass während der Sanierungsarbeiten in den Ferien Asbest in dem Gebäude festgestellt worden war.