Prozess in KölnVater und Sohn wird Drogenhandel im großen Stil vorgeworfen
Köln – Als es französischen und niederländischen Ermittlern im vorigen Jahr gelang, einen Server des Messengerdienstes Encrochat, der die verschlüsselte Kommunikation mit speziellen Handys anbot, zu knacken und zu infiltrieren, entdeckten sie schnell, dass das Netzwerk weit überwiegend von Kriminellen genutzt wurde. Daraus erwuchsen allein in Deutschland 2250 Ermittlungsverfahren, bilanzierte das Bundeskriminalamt in diesem Juli. Am Dienstag hat vor dem Kölner Landgericht ein Prozess begonnen, der mit der Auswertung der Encrochat-Daten zu tun hat.
Angeklagt sind ein 48-jähriger Mann, sein 25-jähriger Sohn und ein 49-jähriger mutmaßlicher Komplize, die zu einer Bande gehört haben sollen. Ihnen wird Drogenhandel im großen Stil vorgeworfen, vor allem mit Marihuana; dessen Gesamtmenge beziffert die Staatsanwaltschaft mit 1,5 Tonnen. Daneben werden Vater und seinem Sohn Verstöße gegen das Waffengesetz zur Last gelegt, und der dritte Beschuldigte soll in einer Garage in Holweide eine Cannabis-Plantage mit betrieben haben.
Geld aus Köln nach Andalusien gebracht
Treffen die Vorwürfe zu, organisierte zunächst der 48-Jährige den Handel mit Cannabis oder Heroin und Kokain von Deutschland aus; später, als er eine Haftstrafe verbüßte und seine Kommunikationsmöglichkeiten einschränkt waren, übernahm dies sein Sohn. Zunächst sammelten sie von Drogenkunden Geld ein – in einem Fall waren es rund 108.000 Euro. Ein Bote brachte das Bargeld in einem Fahrzeug nach Andalusien und übergab es einem weiteren Komplizen, der in Spanien die Stellung hielt und dort aus unbekannten Quellen Rauschgift bezog. Dieses wurde in das Fahrzeug geladen und der Kurier schmuggelte es über Frankreich und Belgien entweder in die Niederlande oder nach Köln. Vater und Sohn erhielten eine gewisse Menge zum gewinnbringenden Weiterverkauf, der große Rest ging an die Kunden.
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Im November 2020 fiel der anfangs eingesetzte Kurier aus. In den Laster, mit dem er unterwegs war, wurden in Spanien 243 Kilogramm Marihuana geladen, versteckt in sechs Tiefkühlschränken. Auf einem Rastplatz in Frankreich geriet er in eine Zollkontrolle und wurde festgenommen. Nun sprang der 49-Jährige für ihn ein. Soweit die Vorwürfe.
Heroin in Köln-Worringen abgeliefert
Am ersten Prozesstag ging es um zwei Taten, an denen der neue Kurier beteiligt gewesen sein soll: In einem VW Passat habe er etliche Kilo Heroin transportiert, verstaut in einem mit Blei ausgekleideten Versteck unterhalb des Kofferraums, und in Pesch beziehungsweise Worringen abgeliefert. Zwar hatten die Verteidiger angekündigt, ihre Mandanten wollten zunächst schweigen, dann aber äußerten sie sich doch. Die zwei Fahrten hätten wie angeklagt stattgefunden, sagte der Vater; allerdings sei Haschisch und nicht Heroin transportiert worden. „Wenig, eigentlich gar nichts“ habe sein Mandant mit diesen Fahrten zu tun gehabt, sagte einer der Anwälte des Sohns; dieser gab so viel preis, beim ersten Mal habe er den Boten auf einem Parkplatz in Köln abgeholt im Wissen, dass dieser Haschisch transportiert hatte, und später die Rauschgiftplatten gesehen und gezählt. Der mutmaßliche Kurier sagte, es habe die Fahrten „ungefähr“ so gegeben, wie in der Anklage dargestellt. Während die Staatsanwaltschaft von 2500 bis 3000 Euro Lohn pro Fahrt ausgeht, nannte er für den ersten Transport 1750 Euro. Mitgemacht habe er, um Schulden abzutragen. Für den Prozess sind 18 Verhandlungstage vorgesehen.