Noch bis Sonntag gruselnDas steckt hinter dem „Puppenhaus“ in der Rubinrot-Bar
Köln – „Zur Besichtigung - Immobilienbüro Scheuer & Meyer“ steht auf einem Schild vor der Rubinrot-Bar in Ehrenfeld. Schließt etwa die beliebte Cocktailbar in der Sömmeringstraße? Die patente Maklerin Monika erläutert einem die tolle Lage der Bar, schwärmt vom urigen Interieur – dass im Haus schon mal jemand getötet worden sei, das könne man wirklich vernachlässigen. Wer das ausschließen wollen würde, der müsse nun mal einen Neubau kaufen, nicht wahr?
Erstes Kölner Pop-up Haunted House
Spätestens an dieser Stelle sollten geneigte Kaufinteressenten stutzig werden: Denn natürlich handelt es sich hier nicht um eine übliche Immobilienbesichtigung, sondern um das Setting für das neue Pop-up Haunted House der Kölner „FreAkademy“. Regisseur Nicolas Folz setzt mit seinem Ensemble die ersten Pop-up Horror-Shows der Stadt um. Üblicherweise ist man in größerem Stil, vor allem über Halloween, im Odonien zu Gast. Nun gibt es eine kleinere, aber dennoch sehr sehenswerte Show im Rubinrot zu sehen.
„Ich habe schon immer eine seltsame Affinität für Horror gehabt“, erklärt Folz. Während seines Schauspielstudiums habe er angefangen, das Projekt „FreAkademy“ aufzubauen und ein Ensemble aus 60 bis 70 Leuten zusammenzustellen, die in immer neuen Konstellationen miteinander auftreten. „Ich möchte ein Theater machen, dass sich anfühlt wie eine Geisterbahn. Man weiß nie, was kommt“, sagt Folz.
Horror mit realem Bezug
In Köln fehle eine Gruselattraktion wie in anderen europäischen Großstädten, die über die bekannten „Dungeons“ oder Angebote aus der freien Szene verfügten. „Dabei hat Köln über den Karneval, die Tradition des Nubbel-Verbrennens und seine Geschichte alles, was man an Ambiente braucht“, sagt der Regisseur. Statt plumpem Horror mit viel Kunstblut und Geschrei setzt Folz in seinen Stücken jedoch auf komplexere Gruselfaktoren.
„Die Schauspielerinnen und Schauspieler erzählen eine richtige Geschichte. In Puppenhaus geht es darum, wie Eltern in verschiedenen Epochen darauf reagieren, wenn der Sohn mit Puppen spielt. Der Horror bekommt dadurch einen realen Bezug. Ich finde, das sind Geschichten, die erzählt werden müssen. Wir arbeiten dazu auch mit Gesang, Travestie, Video, Tanz und Techno-Beats.“
Schreckmomente und überzeugende Darsteller
Verschiedene Räume der Rubinrot-Bar sind für das Pop-up Haunted House umgestaltet worden. In der Gegenwart führen einen die Maklerinnen Rita und Monika durch die Bar in 2021, in einem hinteren Raum, im Hof und im Keller taucht man hingegen in die Geschichte des Gebäudes und des Themas ein. Schauspieler und Schauspielerinnen binden die Besucher mit in das Stück ein. Das Gruseln entsteht deshalb vor allem durch die Nähe zu den Darstellenden, für Schreckmomente sorgen Soundeffekte und Schauspieler, die wie aus dem Nichts auftauchen.
Besonders eindrucksvoll ist die Szenerie an der Kegelbahn im Keller – ohne an dieser Stelle zu viel verraten zu wollen. Wer die Rubinrot-Bar nach dreißig Minuten verlässt, tut dies mit einem Gefühlsgemisch aus Erleichterung und einem Grinsen im Gesicht. „Jeder gut Horror ist irgendwo auch Comedy“, sagt Nicolas Folz dazu. „Man will danach darüber lachen.“
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„Puppenhaus“ wird empfohlen ab einem Alter von 16 Jahren. Die Veranstalter sprechen eine Triggerwarnung aus, da sexualisierte Gewalt und Queerfeindlichkeit thematisiert werden. Davon abgesehen bewegt sich der Horror-Faktor in moderatem Maße und ist für Anfängerinnen und Anfänger geeignet. Es finden noch vier Shows statt, jeweils freitags und samstags in diversen Zeitslots zwischen 18 und 21 Uhr, noch bis zum 5. September. Tickets gibt es für 14,99 Euro, 12,99 ermäßigt, online und an der Abendkasse.