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2G und Test trotz ImpfungSo gehen Kölner Wirte und Veranstalter mit der 3G-Regel um

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Die Altstadt-Kneipe Kulisse

Köln – Wer in Köln ein Bier in der Kneipe trinken, ein Konzert besuchen oder einfach essen gehen will, muss bei einer Inzidenz von über 35 – die lag Freitag bei 107,6 – eines der drei „G’s“ vorweisen: also entweder getestet, geimpft oder genesen sein. Wenn im Oktober die bisher kostenlosen Bürgertests wegfallen, wird der Barbesuch für Ungeimpfte künftig ein teurer Spaß. Oder sie erhalten keinen Zutritt mehr in die Innenräume, weil Wirte und Veranstalter auf „Nummer sicher“ gehen wollen. Wie Philipp Anders von der Altstadt-Kneipe „Kulisse“.

Kölner Altstadt-Kneipe „Kulisse“: Zutritt nur noch mit 2G

Der Wirt orientiert sich am wohl prominentesten Beispiel und hat wie der 1.FC Köln vor ein paar Tagen einen ausschließlichen 2G-Betrieb beschlossen, gewährt den Zugang also nur Geimpften und Genesenen. Dabei steht der 46-Jährige auch persönlich am Kneipeneingang, um zu kontrollieren. „Die Resonanz ist durchgehend positiv, wir haben festgestellt, dass vermutlich 95 Prozent unserer normalen Klientel ohnehin geimpft ist“, sagt Anders.

Der Wirt ist überzeugt, dass das die „sicherere Variante ist und dass auch die Gäste sich sicherer fühlen“. Bei den Unmengen an unterschiedlichen Testnachweisen könne man ohnehin nicht sicher wissen, ob der vorgelegte Test korrekt sei oder nicht. Auf Facebook stößt diese Entscheidung auch auf Unmut bei manchen Gästen. „Ein Armutszeugnis für die Kulisse“, schreibt eine Nutzerin. „Unter den Bedingungen keine Chance auf einen Cent von mir“ eine andere. Eine Frau hingegen springt der „Kulisse“ bei: „Lasst Euren Frust woanders raus oder noch besser: Lasst euch impfen“.

Für Anders sind diese Gegenstimmen in der deutlichen Minderheit und vor allem auf Social Media laut. „Das sind zwei, drei Leute, die dagegen sind. Wir haben ein Interesse, auch im Herbst geöffnet zu bleiben. Ganz ehrlich, ich kann es auch nicht mehr hören. Meine Tochter war fast ein Jahr nicht in der Schule und ich habe nichts verdient“. Es sei an der Zeit, dass die Leute nun solidarisch mit den Wirten seien. Anders betreibt auch das Restaurant „Walfisch“ in der Salzgasse, hier allerdings herrscht weiterhin die 3G-Regel, „weil die Situation dort viel übersichtlicher ist“.

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Es gibt Tische und Stühle, und die Gäste haben ihren festen Platz. Hinzu kommt, dass die Altstadt immer noch im Pandemie-Modus stecke: Es fehlen die Events, die Messen, die Touristengruppen. Die 2G-Variante sei mit der Hoffnung verbunden, dass ein erneuter Lockdown verhindert werden könne. „Alles andere wäre für viele sicher ein Todesstoß“, sagt Anders.

Kölner Szene-Kneipe: Zwo.Einz kann sich weiteren Herbst ohne Umsätze nicht leisten

Auch die Betreiber der Szenekneipe „Zwo.Einz“ im Kwartier Latäng glauben, dass es perspektivisch auf „2G“ hinauslaufe, auch wenn sie selbst derzeit die 3G-Regel anwenden. „Wir können uns so einen Herbst nicht noch einmal leisten. Die Impfung ist jetzt da und da muss echt was passieren“, sagt Betreiberin Marie-Katrin Kluge. Von manchem Gast wisse man auch, dass man ihn nicht mehr empfangen könne, würde die 2G-Regel Pflicht.

„Die machen sich aber auch Gedanken, was mit ihnen passiert, wenn man ihnen den Zugang erschwert. Das sind keine Querdenker, sondern haben ihre Bedenken. Unter unseren Stammgästen sind das wenige, aber man bekommt das mit“, sagt Geschäftspartner Lukas Winkelmann.

Lanxess-Arena: Keine einheitliche Regel

Bei den kommenden Veranstaltungen in der Lanxess Arena ist keine einheitliche Regel geplant. Das hänge vom jeweiligen Veranstalter und seinem Hygiene-Konzept ab, so Arena-Chef Stefan Löcher. Die Haie etwa hätten sich für ihre Spiele ab dem 10. September für die 3G-Variante entschieden, während andere lieber die 2G-Schiene fahren. Was Löcher grundsätzlich umtreibt ist, dass die aktuelle Regelung mit voller Auslastung und 3G erst einmal nur bis zum 19. September gilt, was weitere Planungen erschwere.

Bootshaus-Betreiber: Zugang nur mit PCR-Test erhöht Impfdruck

Noch klarer zeichnet sich die 2G-Regel bei den Clubs ab, denn Bedingung für einen Clubbesuch von Ungeimpften ist ein PCR-Test, der deutlich teurer ist als ein Schnelltest. In der Theorie können laut neuer NRW-Coronaschutzverordnung die Clubs seit Freitag öffnen. In der Praxis arbeiten viele Betreiber derzeit noch an ihren Hygienekonzepten, die die städtischen Behörden dann auch freigegen müssen.

Tom Thomas von den Clubs „Bootshaus“ in Deutz und „Flamingo Royal“ auf den Ringen, plant mit einer Öffnung Anfang September.

Geschäftsführer Tom Thomas

Geschäftsführer Tom Thomas betreibt auch das „Café de Paris“

Mit der 3G-Regel geht der Unternehmer wieder anders um: Solange die Bürgertests kostenlos sind, wolle er für den Zutritt in seine Läden auch einen negativen Schnelltestnachweis von Geimpften und Genesenen. „Wir setzen erstmal auf Sicherheit, denn auch Geimpfte können Corona haben und dann Ungeimpfte mit negativem PCR-Test anstecken“.

Mit der PCR-Test-Regel für Ungeimpfte laufe es de facto jedoch auf einen 2G-Betrieb hinaus, glaubt Thomas, denn die Gäste würden nicht 60 Euro für einen Test zahlen, um Tanzen zu gehen, ist er sich sicher. Er sei zwar Impfbefürworter und hoffe auf den fortschreitenden Erfolg der Impfkampagne, wolle aber Ungeimpften den Zutritt nicht grundsätzlich verwehren, wenn sie denn doch einen negativen PCR-Test vorweisen. „Ich will den Druck da nicht noch künstlich erhöhen“.