Köln – Die Stimmung auf der Zülpicher Straße hat sich verändert – und das nicht erst mit Beginn der Corona-Pandemie, sagt Wirt Markus Vogt, Vorsitzender des Vereins Gastro Kwartier Latäng. Vor etwa vier bis fünf Jahren habe alles begonnen. Die Mieten verschiedener Ladenlokale seien explodiert, Preise von 50 Euro pro Quadratmeter inzwischen keine Seltenheit mehr. „Das sind Summen, bei denen seriöse Gastronomen irgendwann dankend ablehnen, weil sie das nicht refinanzieren können“, so Vogt.
Doch trotz der hohen Preise bleiben die Ladenlokale nicht leer. Neue Mieterinnen und Mieter ziehen auf der Zülpicher Straße ein – Restaurants, Bars und Barber Shops werden eröffnet. Vogt vermutet, dass in einigen Geschäften möglicherweise Geldwäsche betrieben wird. „Ich kenne die Lokalitäten und weiß teilweise sehr präzise, wie hoch die Mieten sind. Mit langjähriger Erfahrung kann ich sagen, dass man in dieser Form eine Gastronomie nicht gewinnbringend fahren kann“, sagt der Gastronom, der die Bar Soylent Green auf der Kyffhäuserstraße sowie die Kneipe Kwartier auf der Zülpicher Straße betreibt. Doch etwas unternommen werde dagegen nicht.
Wirt äußert Kritik an Kölner Ordnungsamt
Ihm komme es so vor, als würde das städtische Ordnungsamt „den Weg des geringsten Widerstands gehen“. Statt der neueren Läden würden vielmehr Wirte kontrolliert, von den die Mitarbeitenden wüssten, dass sie gesetzestreu sind und ihnen dort nichts passieren kann. Ein Beispiel: Das Ordnungsamt habe einen Laden aufgesucht, weil es dort angeblich zu laut gewesen sei. Die Musik sei drinnen gespielt worden, kleine Fenster hätten zum Lüften offen gestanden. „Dem Wirt wurde gesagt, er müsse diese zumachen, weil sie sonst die Musikanlage mitnehmen würden“, so Vogt.
Im Fall des verstorbenen 18-Jährigen, der in der Nacht zu Samstag bei einer Auseinandersetzung auf der Zülpicher Straße mit einem Messer lebensgefährlich verletzt wurde, gibt es bislang keine neuen Erkenntnisse. Das teilte Staatsanwältin Lisa Klefisch am Dienstag mit. Der 16-Jährige Tatverdächtige, dem vorgeworfen wird, das Opfer mit einem Stich in den Oberkörper tödlich verletzt zu haben, befindet sich weiterhin in Untersuchungshaft. Nachdem er zunächst die Tat bestritt, mache er mittlerweile keine Angaben mehr zu den Vorwürfen, so Klefisch. Die Ermittlungen zum Motiv und Hintergrund der Tat laufen weiter. (kle)
Das sei erst einmal kein Problem. Doch fraglich sei es, wenn dieselben Einsatzkräfte keine zehn Meter weiter an einem Laden vorbeigehen und nichts unternehmen würden, obwohl dort die Front geöffnet sei und zwei große Bassboxen auf der Straße davor stehen. „Und das ist kein Einzelfall“, sagt Vogt. Sein Wunsch wäre daher, Arbeitsgruppen zu bilden, in denen Vertreterinnen und Vertreter aus Gastronomie, Polizei und dem Ordnungsamt zusammenkommen. Zwar würden schon jetzt Einsatzkräfte der beiden Behörden im Kwartier Latäng patrouillieren. „Doch sie könnten mit dem Insiderwissen der Wirte effizienter eingesetzt werden“, sagt Vogt.
Zülpicher Straße kein Kriminalitätsbrennpunkt
Die Polizei betrachtet die Zülpicher Straße aktuell nicht als Kriminalitätsbrennpunkt. Dem gibt Vogt Recht: „Wir haben hier noch nicht die Problemdimension, wie man sie auf den Ringen hat“, sagt er. Doch die Entwicklung gebe es. Das Publikum sei nun ein anderes, deutlich jünger als zuvor. „Früher hatten wir hier Studenten oder ehemalige Studenten, jetzt sind die meisten Gäste zwischen 16 und 19 Jahren alt“, sagt der Wirt.
Die Stimmung sei grundsätzlich aggressiver geworden, und die Zahl der Menschen, die ihre Party auf der Straße feiern, habe ein problematisches Ausmaß angenommen: „Das gab es zwar auch vor Corona schon, aber die Zahl ist jetzt noch einmal ums Fünf- bis Zehnfache angestiegen.“ Das liege vor allem daran, dass die Clubs auf den Ringen nach wie vor nicht öffnen dürfen und dass einige Läden auf der Zülpicher Straße die gastronomischen Regeln nicht so genau nehmen würden – etwa beim Ausschank alkoholischer Getränke an Minderjährige.