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Geschmacklos?Kölner Restaurant lädt zum Dinner-Abend mit verurteiltem Doppelmörder ein

Lesezeit 3 Minuten
Jens Söring

Jens Söring hat in den USA wegen des Mordes an den Eltern seiner damaligen Freundin viele Jahre in Haft gesessen. Seit 2019 ist er wieder in Deutschland. Am Wochenende findet in einem Kölner Restaurant eine Veranstaltung mit ihm statt.

33 Jahre lang saß Jens Söring in den USA wegen zweifachen Mordes im Gefängnis. Bald ist er bei einem Event in einem Kölner Restaurant zu Gast.

Erst Sekt und Fingerfood, dann Pasta, eine vegetarische Alternative und ein verurteilter Doppelmörder: Das Kölner Restaurant Consilium wird am kommenden Wochenende zur Bühne für einen „Wine & Crime Abend“. Am Freitag, Samstag und Sonntag (3. bis 5. März) findet dort die Veranstaltung „Ein deutscher Nerd im US-Knast“ mit Jens Söring statt. Der heute 56-Jährige saß viele Jahre in den USA im Gefängnis.

Im März 1985 soll der damals 18-jährige Jens Söring in Bedford County im Bundesstaat Virginia Nancy und Derek Haysom, die Eltern seiner damaligen Freundin Elizabeth Haysom, in ihrem Landhaus ermordet haben.

33 Jahre lang war Söring im Gefängnis

In mehreren Gesprächen mit Ermittlern, Juristen und Psychiatern hat Jens Söring den Doppelmord am Ehepaar Haysom zunächst gestanden.

In seinem Prozess plädierte er dann auf unschuldig. Er habe aus Liebe gelogen, um seine Freundin vor der Todesstrafe zu schützen – denn sie habe ihre Eltern ermordet, nicht er. Elizabeth Haysom hatte zu dem Zeitpunkt jedoch bereits gestanden, ihren Freund zum Mord an ihren Eltern angestiftet zu haben.

Die Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, dass Söring der Mörder des Ehepaars Haysom ist. Unter anderem wegen seiner mehrfachen Geständnisse und des dabei offenbarten detaillierten Täterwissens. Als das Urteil fällt, bekommt Söring zweimal lebenslänglich – jeweils für den Mord an Nancy und an Derek Haysom.

Im November 2019 wird Jens Söring auf Bewährung freigelassen und im Dezember nach Deutschland abgeschoben. Der heute 56-Jährige war insgesamt 33 Jahre inhaftiert.

Kölner Gastronom: „Ich glaube an seine Unschuld“

Jens Söring beteuert bis heute, unschuldig zu sein. Ein großer Punkt sind etwa durch nachträgliche Untersuchungen aufgetretene Anomalien bei den DNA-Spuren, die am Tatort gefunden wurden. Sie würden nicht von ihm stammen.

Er hat auch Unterstützer. Der Präsident des Landgerichtes Hannover, Ralph Guise-Rübe, der sich intensiv mit dem Fall beschäftigt hat, sagte im Dezember 2022 in der „Welt“: „Eine zweifelsfreie Verurteilung von Jens Söring wäre aufgrund der Beweislage in Deutschland nicht möglich gewesen.“

„Ich glaube an seine Unschuld“, sagt auch Josef Rayes, Betreiber des Consilium. Lange habe er sich mit Söring auseinandergesetzt. Die DNA-Analysen und die Einschätzung des Juristen Guise-Rübe hätten ihn überzeugt.

Der Gastronom hat Söring als Gast in seinem Restaurant kennengelernt. „Er ist ein sehr sympathischer Mensch mit einer tragischen Geschichte“, findet Rayes. Nach einem langen Gespräch sei ihnen gemeinsam die Idee zu der Veranstaltung gekommen.

Dabei soll es nur „höchstens am Rande“ um die Schuldfrage gehen, sagt Jens Söring auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Im Mittelpunkt stehe seine Zeit im Gefängnis. Oft werde er gefragt, wie er den US-Strafvollzug als „ein hornbrillentragender Nerd“ überlebt habe.

Ehepaar wurde beim Essen ermordet

Das Ehepaar Nancy und Derek Haysom soll auf brutale Art bei einem gemeinsamen Essen mit ihrem Mörder getötet worden sein. Auf sie wurde mehrfach eingestochen, ihre Köpfe seien beinahe vom Rumpf getrennt gewesen.

Geschmacklos sei ein „Wine & Crime Abend“, wie die Veranstaltung auf seiner Webseite beworben wird, deshalb aber nicht, meint Söring. „Wenn ich tatsächlich am Tatort gewesen wäre, wäre es vielleicht geschmacklos. Aber ich war nicht am Tatort“, behauptet der 56-Jährige.

Die Nachfrage für die Abende mit Jens Söring ist groß. Es gebe nur noch wenige Karten, sagt Rayes. Freitag und Samstag seien nahezu ausverkauft. Die können auf der Webseite von Söring erworben werden und kosten 49,50 Euro pro Person.