Wegen Ukraine-Krieg„Sonst gehst du kaputt“ – Kölner Wirte kündigen Preiserhöhungen an
Köln – Es sei ja nicht nur das Öl, sagt Thomas Mick. Ein Kilo Schweinerücken habe in der vergangenen Woche noch 3,69 Euro im Einkauf gekostet. „Gestern waren es schon 5,55 Euro. Das sind 40 Prozent mehr.“ Was der Wirt der „Kölsch-Kultur“ in Klettenberg vorrechnet, hat Folgen für die gesamte Gastro-Branche – und ihre Gäste: Essen gehen in Köln wird einmal mehr teurer.
Die erheblichen Preissteigerungen lassen den meisten Lokalbetreibern keine andere Wahl. „Sonst gehst Du kaputt“, sagt Thomas Mick, der spätestens in zwei bis drei Wochen reagieren wird. Man habe ja noch Hoffnung, dass der Krieg in der Ukraine bald beendet wird. Aber in der Gastronomie werde immer Spitz auf Knopf kalkuliert: „Da ist kaum Spielraum.“
Gastronomie in Köln: Wirte erhöhen Preise als Folge des Kriegs in der Ukraine
Der ist bei der „Bagatelle“ in der Südstadt aufgebraucht. Ausführlich schildert Betreiber Daniel Rabe in sozialen Netzwerken, warum er die Preise ab April leicht erhöhen muss. „Die Kosten für Gas und Strom haben sich verdoppelt. Wir kochen überall mit Gas und haben auch kaum eine Chance, den Verbrauch zu reduzieren. Die zu erwartenden Nachzahlungen werden in der gesamten Gastronomie verheerende Folgen haben“, so Rabe.
Der Gastronom schätzt, dass je nach Größe des Betriebes Rechnungen zwischen 5000 und 100.000 Euro zustande kommen. Rabe: „Das wird absolut desaströs.“
Es ist eine Entwicklung, die schon vor Putins Überfall auf die Ukraine begonnen hatte, nun aber von Tag zu Tag immer extremer wird, stellt auch Christoph Becker, Geschäftsführer beim Hotel- und Gastättenverband Dehoga Nordrhein, fest. Die Lebensmittelpreise seien bereits im vergangenen Jahr konstant gestiegen; ebenso die Transportkosten: „Viele Lieferanten haben durch die Erhöhung der Spritpreise um 15 bis 20 Prozent draufgeschlagen.“
Und jetzt der Krieg. Becker: „Wohin das führen wird, kann derzeit keiner erahnen.“ Die von der Bundesregierung geplante Erhöhung des Mindestlohns werde viele Betriebe zudem belasten.
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Nach überstandenem Lockdown sind die Sorgen in der Kölner Gastro-Branche erneut groß. Zumal die meisten Lokale noch immer erheblich weniger Umsätze machen als vor Corona, sagen viele Wirte. „Aktuell zahle ich drauf. Mit meinen derzeitigen Verkaufspreisen kann ich nicht kostendeckend arbeiten“, stellt Nikos Tsoukalas, Chef des „Mythos-Grill“ in Zollstock, fest. Zuletzt habe er für einen 10-Liter-Kanister Rapsöl 30 Euro bezahlt. Tsoukalas: „Vor dem Krieg waren es 17,99 Euro, vor einem Jahr 7,99 Euro. Das ist doch Wahnsinn.“
Der Ukraine-Krieg hat beim Speiseöl eine neue Preisspirale ausgelöst. Aus der Schwarzmeerregion stammt der Großteil der weltweiten Lieferungen von Sonnenblumenöl. Somit ist nun die Nachfrage nach alternativen pflanzlichen Ölen wie Rapsöl stark gestiegen. Zudem kommt Rapsöl für Biokraftstoffe wie Biodiesel zum Einsatz.
Gastro-Szene Köln: Wirte sehen sich gezwungen, Preise zu erhöhen
„Bitte haben Sie Verständnis, dass wir Bestellungen nur teilweise oder gar nicht in dem gewünschten Umfang ausliefern können", schreiben inzwischen Großhändler an Gastronomen wie Tsoukalas. Noch zögert er, die Preise in seinem griechischen Lokal anzuheben. Zu groß ist die Sorge, dass zu viele Kunden dann auf Gyros Pita und Co. verzichten könnten.
Das bestätigt auch der Gastro-Verband: „Restaurant-Besuche sind ja freiwillige Ausgaben. Wenn die Kunden gezwungen sind, für Strom und Gas sowie an der Tankstelle mehr zu bezahlen, dann überlegen sich viele, ob sie dann noch abends für ein Essen mehr ausgeben wollen oder können“, sagt Dehoga-Geschäftsführer Christoph Becker.
Aber: Es gehe nicht anders, als die Preise zu erhöhen, sagt auch Gastronom Martin Schlüter. Erst im Herbst habe er im „Reissdorf am Hahnentor“ anziehen müssen. „Jetzt warten wir noch die Erhöhungen der Lieferanten ab und werden dann notgedrungen erhöhen müssen“, kündigt der Wirt an. Beim liebsten Getränk des Kölners will Schlüter so lange standhaft wie möglich bleiben: „Den Kölsch-Preis von aktuell 1,90 auf 2 Euro zu erhöhen, würde uns zugegebenermaßen sehr schwer fallen.“