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Arminia 09 ZollstockFrau Kura hält den Club zusammen

Lesezeit 4 Minuten
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Marlene Kura leitet als erste Vorsitzende seit 16 Jahren die Geschicke der Arminia.

Zollstock – Ein feucht-eisiger Wind fegt die letzten Blätter von den Bäumen auf den Aschenplatz der Arminia 09. Platzwart Wilfried Kura hat jede Menge Arbeit. Aber die Blätter sind noch das geringste Problem. Heiliger Zorn steigt in ihm hoch, wenn er an die fast biblische Plage auf seiner Anlage denkt. „Ich kann ein Kaninchenloch zumachen und einmal um den Platz gehen, dann ist es wieder auf.“ Mura muss sogar die Tornetze hochbinden. „Die sind zwar aus Kunststoff. Aber die Kaninchen fressen die trotzdem.“

Ehepaar Kura alleine im Zollstocker Club

Ist es Melancholie, mit der man die Stimmung auf dem Vereinsgelände neben dem Zollstocker Schwimmbad im Vorgebirgspark in diesen Tagen am besten beschreibt? Marlene Kura formuliert präziser: „Es ist gerade absolut trostlos.“ Keine Spiele, kein Training, keine Menschen. Außer dem Ehepaar Kura ist niemand auf der Anlage. Und das wird auch absehbar so bleiben. Die Hinrunde der Saison in den Amateurklassen ist ausgesetzt. Und wann und ob im Frühjahr wieder gespielt wird, steht in den Sternen.

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Wilfried Kura hält als Platzwart die Anlage in Ordnung.

Ämterhäufung aus purer Not

Würde man Marlene Kura die gute Seele des Vereins nennen, wäre das eine groteske Untertreibung. Sie ist Erste Vorsitzende von Arminia Zollstock, Geschäftsführerin und Abteilungsleiterin für die Herren, Frauen und die Alten Herren. Und Jugendleiterin ist sie auch – Ämterhäufung aus purer Not. „Man findet ja heute kaum noch jemand, der sich engagiert.“ Marlene Kura gehört zu den wenigen. Vor 36 Jahren fing sie bei der Arminia als Jugendleiterin an. Seit 16 Jahren ist sie Vorsitzende. Und weit und breit ist niemand in Sicht, der sich für die Nachfolge aufdrängt.

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Eigentlich hat sie damals nur einen Fußballverein für ihren Sohn gesucht. Nach einer kurzen Karriere als Verteidigerin in der Arminia-Frauenmannschaft übernahm sie immer mehr Aufgaben im Management. Dass momentan der Spielbetrieb ruht, macht die Arbeit der Vorsitzenden nicht leichter. „Etliche Mitglieder treten aus. Andere fordern ihre Beiträge zurück“, berichtet die 70-Jährige.

Hoffnung auf den Aufstieg

Dabei war man mit großen Erwartungen in die Saison gestartet. Die erste Mannschaft sollte aufsteigen. „Alle haben gesagt, dass die wirklich gute Chancen gehabt hätte“, trauert Marlene Kura der bis auf weiteres verpassten Gelegenheit nach. „Aber vielleicht wird ja nur eine Halbserie gewertet.“ Die Hoffnung lebt bei der Arminia.

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Vor der lange ungenutzten "Haupttribüne" der Arminia breitet sich das Moos aus.

Der Club hat drei Herrenmannschaften am Start. Sie spielen alle in der vierten Kreisklasse. Die erste Mannschaft besteht aus Jungs, die sich privat kennen, befreundet sind und beschlossen haben, gemeinsam in einem Team zu kicken. „In der zweiten Mannschaft spielen nur Perser. Die haben sich uns auch irgendwann angeschlossen“, erzählt Marlene Kura. Die Dritte ist ein Projekt des Rheinflanke e.V. – sie besteht aus Geflüchteten.

Verfall der Sitten bei Fußballspielern

Die Vorsitzende beklagt den Verfall der Sitten. „Es gibt Spieler von anderen Clubs, die wollen nur gegen Geld zu uns kommen. In der Kreisklasse D. Das muss man sich mal vorstellen.“ Natürlich erziele man keine Einnahmen durch Eintrittsgelder. „Vierte Kreisklasse und Eintritt? Die Leute lachen uns doch aus.“ Am Leben hält den Verein ein jährlicher städtischer Zuschuss.

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Arminia Zollstock ist der einzige Verein weit und breit mit einem Ascheplatz.

Die Arminia schickt auch einige Jugendteams in die Wettbewerbe. Eine F-, Drei E-, zwei D- und eine A-Jugend-Mannschaft. Aber da ist auch nicht alles Gold. „Alle Vereine um uns herum haben Kunstrasenplätze, darauf wollen Jungen und Mädchen heute spielen. Asche ist nicht mehr angesagt“, weiß Marlene Kura.

Geplatzte Kooperation mit Fortuna Köln

Es war mal anders. Martinsfeste hat man gefeiert mit 500 Leuten auf dem Platz. „Heute sind kaum noch Eltern bei den Spielen. Die Kinder steigen aus den SUVs, die Eltern fahren weiter. Wir sind ein reiner Verwahrort geworden.“ Eine Kooperation mit der Jugendabteilung der großen Fortuna hat vor ein paar Jahren nicht geklappt. „Wir wollten da trainieren. Die Stadtverwaltung aber befürchtete Ärger mit den Nachbarn wegen Lärmbelästigung“, erinnerte sich Fortuna-Präsident Hanns-Jörg Westendorf vor kurzem.

Aber sie machen natürlich weiter bei der Arminia. Die Bewerbung für einen Kunstrasenplatz ist längst raus, der Aufstieg der Ersten nur aufgeschoben. Und wenn der Spielbetrieb wieder losgeht, ist der Platz tiptop. Das ist für den Platzwart Ehrensache. Beim Abschied flüstert Wilfried Kura so leise, dass es seine Frau nicht hört: „Marlene hat sogar schon mal den Ehrenamtspreis des Fußballverbands Mittelrhein gewonnen.“ Wer denn sonst?