So wohnt KölnEhepaar wohnt in architektonischem Kunstwerk – Galerie im Erdgeschoss
Köln-Rodenkirchen – Alles begann mit der Kunst. Auch im Haus von Clemens Hillebrand. Der Kirchenmaler, Grafiker und Glaskünstler lebt mit seiner Frau Brigitte in der so genannten Bauhaussiedlung in Rodenkirchen – schon in dritter Generation.
Anfang der 1930er-Jahre gaben befreundete Bauherren, die eine große Begeisterung für die Kunst verband, sechs Einfamilienhäuser in direkter Rheinnähe in Auftrag. Hillebrands gleichnamiger Großvater verkaufte zwar Kunstdünger. Doch die Schwester seiner Frau war Teil der Freundesclique, die von den beiden Architekten Theodor Merrill und Hans Schumacher die heutige Bauhaussiedlung errichten ließen.
Originalputz von 1929
Das Haus der Hillebrands indes entwarf Josef Op Gen Oorth, ebenfalls ein berühmter Vertreter des „Internationalen Stils“, 1929 wurde es erbaut.
Man betritt das Haus, das etwas zurück gesetzt von der Straße liegt, durch das Gartentor und ist zunächst vom gut zwei Meter dicken Stamm einer Glyzinie beeindruckt, die die Fassade umrankt. „Der Architekt hat sie damals in das Umfeld mitaufgenommen“, erzählt Hillebrand.
Nicht nur die Glyzinie ist auffallend, auch die Fassade an sich. Bauhaus sagt man weiße Fassaden nach. Eine Eigenart, auf die Hillebrand und seine Frau Brigitte öfter angesprochen werden. „An unserem Haus ist noch der Originalputz von 1929 zu sehen, der bis heute gut gehalten hat. Auch andere Häuser des Bauhaus-Ensembles waren hell verputzt und nicht weiß gestrichen“, räumt Hillebrand mit dem gängigen Klischee auf.
Künstlerischer Austausch in der Galerie
Im Erdgeschoss, wo sein Großvater früher ein Büro unterhielt, hat Hillebrand eine Galerie eingerichtet. Viele Künstler haben hier schon ausgestellt. Dass dies derzeit nicht möglich ist, schmerzt den 66-Jährigen. „Es ist besonders im Moment nicht einfach, von der Kunst zu leben. Die Galerie ist sozusagen mein Fenster zur Außenwelt. Gerade das persönliche Gespräch vor einem Bild oder einer Plastik mit Kunst-Interessierten ist besonders wichtig“, betont er.
Auch sein Vater, der Bildhauer Elmar Hillebrand, ist hier in diesem Haus groß geworden und hat hier seine Werke auch noch nach seinem Umzug nach Weiß ausgestellt. Etwa zu seinem 90. Geburtstag. Clemens Hillebrand hat bei seinem Vater gelernt und gerne mit ihm zusammengearbeitet. „In die Quere gekommen sind wir uns dabei nie, er hat generell immer die Zusammenarbeit mit anderen Künstlerinnen und Künstlern geschätzt“, sagt Hillebrand.
Mit der Natur verbunden
Gemeinsame Arbeiten der beiden finden sich unter anderem in Köln in der Agneskirche oder in St. Pantaleon. Aktuell hat Hillebrand ein über drei Geschosse verlaufendes Treppenhausfenster für das Provinzhaus der Vinzentinerinnen fertiggestellt. Wir nehmen die original erhaltene Treppe in den ersten Stock. Die Wände sind gesäumt mit Radierungen und Zeichnungen des Künstlers, insbesondere aus seinem letzten Märchenbuch, das vor zwei Jahren erschien.
Dabei fällt auf, dass der Grundriss des Hauses beim ersten Betreten schwer zu erfassen ist. Unglaublich lang, nahezu endlos und enorm tief wirkt der Flur im ersten Stock. Die nächste Etage hat ein zurückgesetztes Obergeschoss, was eine große Dachterrasse und einen umlaufenden Dachgarten ermöglicht. Man fühlt sich direkt mit der Natur verbunden, ein Merkmal, das im Bauhausstil erwünscht war – und ist.
Was Hillebrands Großvater damals für das Haus bezahlt hat, ist nicht bekannt. 2010 wurde das Gebäude von Vater Elmar an seinen drittältesten Sohn Clemens überschrieben. Im heutigen Wohnzimmer hat der Maler ein Deckengemälde angebracht. Eine der wenigen Neuerungen, denn fast alles hier im Haus ist, bis auf notwendige Renovierungen, immer noch im Originalzustand erhalten.
Der alte Korkboden, der im Schachbrettmuster liegt, ist im Laufe der Jahre einem Holzboden gewichen. Einige Möbel stehen nicht mehr an ihrem ursprünglichen Platz. Das Rundfenster im Wohnzimmer wurde im Krieg durch ein Eckfenster ersetzt. Von den Oberlichtfenstern, die über Ketten geöffnet werden, sind noch einige im Original erhalten, ebenso wie die Rohrleitungen, die alten Heizkörper oder das immer wieder reparaturbedürftige Flachdach.
Haus soll der Nachwelt erhalten bleiben
Die obere Etage ist vermietet, „im Haus haben seit jeher Mieter gelebt, sogar im Atelier, das mein Vater im Garten erbaut hat“, erklärt Hillebrand. Mit den Einnahmen tragen die Hillebrands die Neben- und vor allem Wartungskosten. „Manchmal hatten wir sogar mehrere Rohrbrüche auf einmal“, erzählt seine Frau Brigitte.
Bei den Jahrhunderthochwassern in den Jahren 1993 und 1995 kam das Wasser literweise zu den Fenstern herein. Aber Hochwasser gab es auch früher. „Wenn die damalige Hochwassermarke von 9,60 Meter erreicht war, kam mein Vater mit Holzplatten, Eimern voll Gips und Juterollen, um unseren Eingang zu schützen. Auf der Straße wurden Stege gebaut. Wir hatten ein kleines Boot, um eine Art Fährverkehr vom Haus zum Steg zu unterhalten“, erinnert er sich und auch, dass er als Kind bei Hochwasser mit dem Bötchen durch den Garten gefahren ist.
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Die Familie Hillebrand kümmert sich sehr gerne und mit Hingabe um das Haus, damit es für die Nachwelt erhalten bleibt. „Wir können uns auch eine Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz vorstellen, um es fachkundig und dauerhaft zu erhalten.“ Was sie sich aber vor allem wünschen, ist die Weiterführung der Galerie. Derzeit arbeitet Hillebrand an Zeichnungen über Baustellen in Köln, die er ausstellen möchte. Außerdem steht er mit befreundeten Künstlern in Cornwall im Gespräch. Vielleicht gibt es eine Ausstellung im Herbst, wenn die Glyzinie verblüht ist.