Großbaustelle in Kölner SüdstadtWer hier wohnt, hat zurzeit gleich mehrere Probleme
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Die Bonner Straße ist für den Bau der Nord-Süd-Stadtbahn zur Großbaustelle mutiert.
Hauseingänge können teilweise nur über provisorische Brücken erreicht werden.
Auch Bürgersteige wurden weggebaggert.
Köln-Bayenthal – Alles hat gerade erst richtig angefangen, da ist man schon im Verzug. „Die Vollsperrung der Bonner Straße stadteinwärts ab der Schönhauser Straße wird bis Freitag, 26. August, verlängert“, teilte die Stadtverwaltung jüngst mit.
Wer mit dem Auto aus dem Süden zum Chlodwigplatz fahren möchte, kann über die Rheinuferstraße und den Ubierring ausweichen. Fußgänger und Radfahrer können die gesperrte Stelle verhältnismäßig problemlos passieren.
Schotterpiste zwischen Verteilerkreis Kreisel Bonner Straße
Problemlos ist allerdings nicht das erste Stichwort, das Passanten derzeit auf der Bonner Straße einfällt. Wer das Abenteuer wagt, vom Verteilerkreis Süd bis zum Kreisel Bonner Straße/Koblenzer Straße zu bummeln, sollte festes Schuhwerk schnüren. Denn die gewohnten Bürgersteige sucht man meist vergeblich.
Schotter ist der vorherrschende Untergrund. Gründe genug für einen kleinen Baustellen-Bummel. Die Firmen Dr. Fink-Stauf und Frauenrath haben sich für das Projekt zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengetan. Deren Mitarbeiter haben die Bonner Straße in ein Baken-Labyrinth verwandelt: Rotweiße Absperr-Elemente, so weit das Auge reicht.
Baumfirma spezialisiert auf Autobahnbau
Die Firma Dr. Fink-Stauf verfügt über große Erfahrung im Autobahnbau. Die nutzt man offensichtlich auch auf der Bonner Straße. Die östlichen Spuren sind auf einer Länge von 2000 Metern gesperrt. Dort wird gearbeitet. Vor allem Versorgungsleitungen werden verlegt. Die westlichen Spuren sind den Autos vorbehalten. Zwischen Verteiler und Gürtel in zwei Richtungen, zwischen Gürtel und Brühler Straße/Marktstraße/Schönhauser Straße fahren Autos nur auf einer Spur stadteinwärts.
Der Spaziergang beginnt vor der Kirche an der Lindenallee, die allen Heiligen gewidmet ist. Man läuft über eine ehemalige Autospur der Bonner Straße, der Bürgersteig ist weggebaggert, Hauseingänge erreicht man über provisorische Brücken. Kurz darauf passiert man den verwaisten Sektor der Ausfallstraße im Kölner Süden. Mehrere Wohnhäuser stehen leer, Gewerbebetriebe haben geschlossen.
An einer Haustür hängt ein Schild: „Einsturzgefahr! Nicht betreten! Lebensgefahr!“ Aber auch an diesem Haus klebt ein Zettel, auf dem die Rhein-Energie ankündigt, demnächst die Wasserversorgung zu unterbrechen.
Gräben, aus denen bunte Rohre ragen
Überall kleine Gräben, aus denen schwarze, blaue, grüne oder gelbe Leerrohre ragen, die im Nichts enden. Vereinzelt stehen Menschen zwischen Baken und warten auf den Bus. Die Haltestellen wurden provisorisch eingerichtet. Das Versprechen der Baufirmen, immer eine freie Spur für Versorgungs- und Rettungsfahrzeuge frei zu halten, wird nicht eingehalten. Die eigens eingerichtete Spur kurz vor der Kreuzung Bonner Straße/Gürtel ist von Anwohnern zugeparkt.
Der Baustellenbummel endet auf der Kreuzung Bonner Straße/Schönhauser Straße. Hier geben die beteiligten Firmen alles. Bordsteine für die zukünftige Kreuzung sind bereits gesetzt und verschaffen eine erste Anmutung von der Größe des Projekts. Die Hälfte des Rewe-Parkplatzes wurde vom Asphalt befreit.
Ausbau Nord-Süd-Stadtbahn
Auf rund zwei Kilometern soll auf der Bonner Straße in den nächsten Jahren die Nord-Süd-Stadtbahn von der Haltestelle Marktstraße bis zum Bonner Verteiler verlängert werden. Die Bahn fährt ab der Marktstraße oberirdisch. Die Gleise liegen in der Mitte der Straße. Geplant sind sogenannte Rasengleise. Es wird vier neue Haltestellen geben: Cäsarstraße, Bonner Straße/Gürtel, Ahrweilerstraße und Arnoldshöhe. Perspektivisch möchten die KVB und die Politik die Nord-Süd-Stadtbahn oberirdisch über Rondorf bis nach Meschenich verlängern.
In der Nähe des ehemaligen Radweges entlang der Schönhauser Straße lässt sich eine zukünftige Querungshilfe erahnen. Zwischen der Insel und dem Rewe wird in Zukunft der Autoverkehr vierspurig auf die Bonner Straße und die Marktstraße fließen. Selbst eine dort geparkte handelsübliche Dampfwalze wirkt angesichts dieser Dimensionen mickrig.
Auf der anderen Seite der Bonner Straße hat die Verbreiterung der Marktstraße begonnen. Sie führt den Verkehr am Studenten-Appartement-Haus nach einer leichten Linkswendung auf den Bischofsweg. 21 Spuren wird die Kreuzung Bonner Straße/Schönhauser Straße nach dem Endausbau haben. Und auch die Stadtbahn wird den Knotenpunkt befahren. Man darf gespannt sein, wie sich das alles ordnet.