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So wohnt KölnZuhause in einem umgebauten Wohnwagen inmitten der Indianersiedlung

Lesezeit 4 Minuten
KS_Hommes vor dem Wohnwagen (1)

Engelbert Hommes hat aus einem Wohnwagen ein Haus inmitten der Indianersiedlung gebaut.

  1. In unserer Serie So wohnt Köln zeigen Kölnerinnen und Kölner, die in und an ungewöhnlichen Orten leben, ihr Zuhause.
  2. Ob in schwindelerregender Höhe eines Hochhauses, in einem umgebauten Viehstall oder im schmalsten Haus Kölns.
  3. Heute präsentiert Engelbert Hommes sein kleines Paradies in der Zollstocker Indianersiedlung, ein zum Wohnhaus um- und angebauter Wohnwagen.

Köln-Zollstock – Es riecht nach frisch gewaschener Wäsche auf dem lang gezogenen Grundstück von Engelbert Hommes in der Zollstocker Indianersiedlung, die nordamerikanischen Flair nach Köln bringt. Direkt am Eingang hat der 64-Jährige einen kleinen Schuppen errichtet, in dem seine Waschmaschine und eine Toilette untergebracht sind. „Strom, Wasser, Gas – hier ist alles vorhanden“, sagt er und unterstreicht seine Worte mit einer einladenden Geste.

Wir sitzen in seinem lauschigen Garten am Tisch. „Ich weiß alles über diese Siedlung. Ich bin seit 2005 ihr Hausmeister“, sagt der gelernte Metzger und Kraftfahrer.

KS__Toiletten- und Waschhaus

Im kleinen Schuppen neben dem Haus sind Toilette und Waschmaschine untergebracht.

Als Hommes noch ein Kind war, hatte sein Vater in der Siedlung einen Schrebergarten, wo er 140 Brieftauben hielt. So kam Hommes schon als Kind häufig von Bickendorf hier hin. Damals war die Siedlung in seiner Erinnerung ein reinster Moloch, bewohnt von vielen Alkoholikern.„Schlägereien standen auf der Tagesordnung. Damals gab es hier noch einen Lebensmittelladen, aber da alle immer nur angeschrieben haben, hat er irgendwann dicht gemacht“, sagt Hommes.

50er Jahre-Haus für 25.000 Mark

Nachdem sein Vater, 44-jährig, viel zu früh verstarb, verkaufte Hommes zehn Jahre später, im Jahr 1983, den Garten, damals für 6.000 Mark. Vor ein paar Jahren, erzählt er, sei das Grundstück für 140.000 Euro weiter verkauft worden. Hommes selbst, damals schon geschieden und Vater von drei Kindern, kaufte stattdessen für 25.000 Mark ein verfallenes altes Haus aus den 1950er-Jahren in der Siedlung und zog von Bickendorf nach Zollstock. Das Grundstück war nach seiner Aussage eine reinste Müllhalde, überlagert mit Bauschutt und einer verfallenen Blechhütte. Die stand genau dort, wo heute sein Wohnwagen-Häuschen steht.

KS_der ursprüngliche Wohnwagen ist heute Werkstatt

Der alte Wohnwagen, der auf dem Grundstück stand, dient heute als Werkstatt.

Einen weiteren, alten Wohnwagen, der auf dem Gelände stand, hat der heute 64-Jährige behalten. Das museale Stück dient ihm als Werkstatt. Etliche Müllberge hat Hommes in den Anfängen entsorgt und sukzessive das 65 Quadratmeter große Haus saniert, in dem heute eine seiner Töchter samt Enkelin wohnt. Er selbst besorgte sich einen neueren Wohnwagen in Holland, den er komplett in einen Anbau integrierte.

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Sein heutiges, knapp 40 Quadratmeter großes Reich, das er sich mit zwei Hunden teilt, ähnelt einem Tiny-Haus. Geht man die kleine Treppe hoch, steht man im angebauten Wohnbereich, der eigentliche Wohnwagen ist seine Küche. Dahinter ist Platz für eine bescheidene Schlafstätte. Da Hommes handwerklich geschickt ist, hat er alles selbst gebaut – mit Hilfe eines guten Freundes und einer seiner sieben Brüder. Hommes’ Wohnwagenhaus ist außen mit einem Totempfahl und weiteren indianischen Artefakten verziert. Sein Bruder hat die Exponate auf dem Trödel gefunden. Darauf ist Hommes mächtig stolz. Denn sein Haus ist einer der wenigen Plätze in der Indianersiedlung, die ihrem Namen Ehre tragen.

Wo Zollstock an Nordamerika erinnert

Der Begriff „Indianersiedlung“ geht zurück auf den Journalisten und Autor Hans Conrad Zander, der selbst dort lebte. Bei einer Reise durch Nordamerika erinnerte ihn ein Indianerreservat an die Eigenwilligkeit und Wildheit seiner Kölner Siedlung, der er bei seiner Rückkehr den Namen gab, der sich seitdem hartnäckig hält. Für die gesamte Siedlung hat Hommes als Hausmeister viel getan. Bei der Anlage der Beleuchtung, dem Wegebau und einem Schutzwall war er maßgeblich beteiligt.

KS_Leben im Wohnwagen

Wohnzimmer, Küche, Schlafraum finden auf 40 Quadratmetern Platz.

„Früher waren hier alle Hausnummern völlig durcheinander, da fand sich selbst die Post nicht zurecht“, sagt Hommes. 2001 wurde das Gelände erschlossen, zwischen 2005 und 2008 insgesamt sieben Wege angelegt, an deren Vorarbeiten Hommes vorrangig beteiligt war. Die Straßen heißen Kalscheurer Weg R, S, ST, T, Z, V, W. „Jetzt hat die Siedlung einen logischen Aufbau“, sagt der Hausmeister, der offiziell 2023 in Rente geht.

Küche im Wohnwagen

Die Küche befindet sich im ehemaligen Wohnwagen.

Seit Anfang des Jahres ist Hommes arbeitsunfähig und krankgeschrieben und verbringt seine Zeit am liebsten in seinem Garten, der einer Oase gleicht. Zwei Teiche und einen Bachlauf hat Hommes dort angelegt, in dem sich die Karpfen tummeln und auf dem die Libellen summen.

KS_Haus der Tochter

Das Haus der Tochter grenzt an Engelbert Hommes' Garten an.

„Früher gab es hier auch viele Frösche und Kröten, das ist aber bestimmt zehn Jahre her. Auch Schmetterlinge gibt es kaum noch“, bedauert er. Dennoch sei sein Garten sein größter Schatz. Dann überlegt kurz und korrigiert: „Eigentlich ist hier um mich herum alles schön“.