Kölner und ihre HobbysEin Blechspielzeug-Sammler zeigt seine Schätze
- Freizeit- und Zukunftsforscher sind der Überzeugung, dass die Corona-Pandemie neue Hobbys hervorbringen und das klassische Hobby wiederbeleben könnte.
- In unserer Serie „Die Renaissance des Hobbys“ stellen wir Menschen aus Köln und der Region und ihre Leidenschaft vor.
- Heute öffnet Karl Daiber seine Glasvitrinen und zeigt seine Blechspielzeug-Sammlung.
Köln – „Ich sammle alles, was sich bewegt, was zischt, schwimmt, fliegt oder fährt“, sagt Karl Daiber und öffnet eine seiner über 30 Vitrinen, in denen er seine Sammelobjekte aufbewahrt. Dann holt er bunte Karussells, eine Schmiede und eine kleine Bäckerei heraus, verbindet die einzelnen Objekte mit einer Dampfmaschine und schon kommt alles in Bewegung: Der Schmied hämmert mit dem Hammer, der Bäcker schiebt das Brot in den Ofen und das Karussell dreht sich im Kreis.
Die Augen des 85-Jährigen glänzen, er ist stolzer Besitzer von über 65 Dampfmaschinen und unzähligem antiken Blech-Spielzeug, das angetrieben oder aufgezogen werden kann. „Eine Dampfmaschine ist technisch hochinteressant und wesentlich komplexer als ein Elektromotor. Wasser wird erhitzt, erzeugt Dampf und schon kommt Leben in das tote Spielzeug, einfach faszinierend. Es gab Zeiten, da konnte ich an keiner Dampfmaschine vorbeigehen“, sagt der Sammler, der in den 70er Jahren anfing zu sammeln. Gemeinsam mit seiner Ehefrau reiste Daiber damals an den Wochenenden regelmäßig nach Südengland, nach Holland oder zur antiken
Spielwarenmesse Dr. Theurer nach Süddeutschland. Und nach der Wende ging es auch nach Prag. „Der Wecker klingelte dann um vier Uhr morgens. Denn wichtig ist immer, rechtzeitig da zu sein, am liebsten noch bevor der Antikmarkt geöffnet hat. Nur dann findet man die wirklich interessanten, seltenen Sachen.“
Cabriolet und Traktor für je 10000 Euro
Besonders stolz ist Karl Daiber auf ein Cabriolet der Marke Doll und den Märklin-Traktor, die als Antrieb eine integrierte Dampfmaschine haben. Diese beiden Objekte bilden das Herzstück seiner Sammlung und sind unter 10 000 Euro heute nicht zu haben. „Diese Summe habe ich natürlich nicht bezahlt, ich bin ja kein Einkäufer, sondern Sammler, ein Sammler bezahlt das nicht“, sagt Daiber und versichert, dass er seine Schätzchen auch niemals verkaufen würde.
Früher einmal Arzt am Chlowdigplatz
Zu fast allen Objekten besitzt er die passende Literatur und wenn das Spielzeug mal nicht funktioniert, bringt er es selbst wieder in Ordnung. „Es ist spannend, diese alten Spielsachen zu reparieren, Ersatzteile zu suchen und sie wieder ans Laufen zu bekommen. Ich gebe niemals auf, tüftle so lange, bis es klappt“, sagt Daiber, der jahrelang als Allgemeinarzt am Chlodwigplatz praktizierte und im Kölner Süden lebt.
In seinem Ersatzteillager gibt es vorwiegend Keilriemen, Antriebsräder in allen Größen, Schrauben, aber auch Arme, Beine und Glasaugen aus der Glasbläserstadt Lauscha in Thüringen für die Steiff-Stofftiere und Puppen, die seine Frau gesammelt hat.
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Ein Lieblingsstück hat er nicht, Daiber kann sich für alle seine Sammler-Stücke begeistern. Egal was er in die Hand nimmt, ob es der kleine Blech-Brunnen ist, den man mit Wasser füllt und bei dem die Dampfmaschine die Fontäne zum Sprudeln und die Schwäne zum Schwimmen bringt, das Schaf, das den Kopf bewegt und dabei blökt, oder das Affenorchester, das für musikalische Unterhaltung sorgt – stets lachen dabei seine Augen vor Sammlerfreude und Besitzerstolz.
In einer antiken Spielzeugsammlung darf natürlich die Eisenbahn nicht fehlen: „Der Zug ist eine originalgetreue Nachbildung der Kölner Rheinuferbahn von 1945. Sehr selten und deshalb bei Sammlern gesucht. Die gibt es nicht für 1000 Euro“, sagt Daiber, während er mit seinen 85 Jahren auf die Knie geht und auf den Startknopf drückt.
Frühstücken zwischen unzähligen Blechspielzeugen
30 Quadratmeter groß ist das Zimmer, in dem man immer wieder etwas Neues entdeckt, aber dem Ehepaar Daiber ist es wichtig, dass der Raum kein totes Museum ist. Die beiden nutzen ihn jeden Tag, essen hier mittags und abends. „Wir machen das Licht in den Vitrinen an und genießen die verspielte Atmosphäre.
Unsere Söhne und den 14-jährigen Enkelsohn konnte ich für meine Original Märklins, Planks und Dolls noch nicht begeistern, obwohl diese Marken in der Sammlerszene teurer als Gold gehandelt werden“, sagt Daiber und streichelt dabei das große Schaukelpferd aus Blech, das sich fortbewegt, wenn man in die Steigbügel steigt, die mechanisch mit den Rädern verbunden sind. „Die Goldgräberzeiten für antikes Spielzeug sind vorbei, ich habe nicht alles, aber schon sehr viel, verkaufe nichts, schaffe aber auch nichts Neues an, freue mich an Weihnachten und am Geburtstag natürlich mehr über ein Blechspielzeug als über ein Hemd oder Socken“, sagt der Mann, der vielleicht deshalb zum Sammler wurde, weil er sich als Kind viele Spielzeuge so sehr gewünscht hat, sie aber nie bekam, weil seine Eltern es sich nicht leisten konnten.