Mix aus Walking und YogaKölnerin hilft mit „Breathwalks“ in Weiß beim Entspannen
Weiß – Erst mal aufrichten. „Knöchel, Knie, Hüfte, Schulter, Kopf und Scheitel stehen gerade übereinander“, sagt Margrit Hieronymi. „Viele Menschen gehen falsch“, fügt sie hinzu und führt die richtige Körperhaltung vor. Sie ist Physiotherapeutin, also Expertin für Belange rund um den menschlichen Bewegungsapparat. Aber die 63-jährige Sürtherin ist auch Atemtherapeutin, Heilpraktikerin, Yoga- und Qigong-Lehrerin sowie Shiatsu-Praktikerin. Und so beschäftigt sie sich nicht nur mit der äußeren, sondern vor allem auch mit der inneren Stabilität, mit dem inneren Aufrichten.
Einklang von Körper, Geist und Seele
„Körper, Geist und Seele sind eine Einheit“, betont sie, diese gerate aber bei all dem Stress und der Schnelllebigkeit des Alltags oftmals in Schieflage. Ängste und Depression seien nicht selten die Folge, das zeige ihre jahrelange Erfahrung. Wirksame Werkzeuge, um den Körper-, Geist- und Seele-Dreiklang positiv zu beeinflussen, seien alte Kulturtechniken wie zum Beispiel achtsames und bewusstes Gehen und Atmen. Vor diesem Hintergrund bietet sie Yogawalking an, das auch „Breath Walk“ genannt wird.
Es ist eine Mischung aus Yoga und Walking, eine sanfte und zugleich intensive Art, durch die Natur zu gehen – möglichst in Einklang mit ihr und mit sich selbst. Eine beschauliche Wald- und Wiesenstrecke im Weißer Rheinbogen hat sie sich ausgesucht für ihren einstündigen Yogawalk, den sie immer montags um 17 Uhr anbietet für zehn Euro pro Person.
Am Anfang steht das Aufwärmen. In einer kleinen Lichtung im Wald, einem „Kraftplatz“, recken und strecken sich Arme und Beine eine Weile in der frischen Luft. Dann beginnt der Walk. „Spüre den Boden unter den Füßen. Fühle, wie der Kopf auf dem Hals ruht, rieche, höre“, sagt sie in einem leisen Plauderton. Wer sich darauf einlässt, merkt recht schnell die meditative Wirkung der Natur. Ein leichter Wind bewegt die Blätter. Sie spielen mit dem Licht, werfen löchrige Schatten auf den Boden. Ihr Rascheln hört sich fast wie ein Flüstern an. Es riecht erdig, süßlich nach Herbst.
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Dazu kommt ein fast lautloses Gemurmel. Die vier Silben „sa, ta, na, ma“ werden im Rhythmus der Schritte ausgesprochen. Das Mantra soll den Kreis der Schöpfung beschreiben und helfen, Blockaden zu lösen. Gleichzeitig berühren die vier Finger an jeder Hand im Gehrhythmus nacheinander den Daumen. Irgendwie verbessert sich die Stimmung, es stellt sich ein Gefühl der Konzentration und der Ruhe ein, des Gelöst- und Geborgenseins. Am Ende des Walks werden Körper, Muskeln und Reflexbahnen gedehnt und entspannt. Und ganz zuletzt gibt es noch eine Tasse Kräutertee aus der Thermosflasche. Plaudern ist jetzt ausdrücklich erlaubt.
Margrit Hieronymi fühlte sich schon als Kind in der Natur wohl. Sie hat ihr Kraft und Halt gegeben, als vor zehn Jahren ihre 18-jährige Tochter Theresa verstarb. Die Lebendigkeit der Bäume habe ihr über den unermesslichen Verlust hinweggeholfen, ja mehr noch. „Meine Tochter hat sich in der Natur widergespiegelt und ich habe Kontakt zu ihr aufnehmen können“, erzählt sie, „das war ein großes Glücksgefühl.“ Diese Kommunikation und das Gefühl könne sie immer wieder abrufen.
Der Schwerpunkt ihrer Arbeit ist jedoch die ganzheitliche integrative Atemtherapie. „Es ist manchmal phänomenal zu sehen, wie Patientinnen und Patienten Ängste oder Panik wegatmen können“, berichtet sie. Ihre Praxis „Body Fly“ an der Sürther Hauptstraße 195 teilt sie sich mit ihrer 32-jährigen Tochter Rosa, die dort Fitness- und Personaltraining anbietet. Wenn sie im nächsten Jahr ihr Studium der Gesundheitspsychologie und Medizinpädagogik beendet hat, will sie in die Fußstapfen ihrer Mutter treten.