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Bombenfund in KölnSo verzögerten vier Studierende die Evakuierung in Raderberg

Lesezeit 3 Minuten
Bombe Raderberg

Ein Polizist sperrt nach einem Bombenfund in Köln eine Straße ab

Neun Stunden dauerte es am vorigen Mittwoch vom Fund eines Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg in Raderberg bis zur Entschärfung tief in der Nacht. Erst gegen 1 Uhr konnten alle Anwohnerinnen und Anwohner zurück in ihre Häuser. Es hätte auch 23.30 Uhr oder noch früher sein können, alles wäre laut Ordnungsamt mindestens eineinhalb Stunden schneller gegangen, hätten sich nicht vier Anwohner eines Studentenwohnheims lange Zeit geweigert, ihre Appartements zu verlassen.

Am Ende redeten mehrere Einsatzkräfte von Polizei und städtischem Ordnungsdienst auf die beiden jungen Männer und die zwei Frauen ein, bis diese schließlich nachgaben. Andernfalls hätte die Polizei sie gewaltsam ins Freie befördert – auch das ist bei Bombenentschärfungen in der Vergangenheit schon vorgekommen.

Köln: Renitente Anwohner sorgen für Frust beim Ordnungsdienst

„Das sind Dinge, die mich unglaublich frustrieren“, sagt Thomas Frenzke, Leiter des Kölner Ordnungsdienstes, „denn das muss alles nicht sein. Ein solches Verhalten schadet den Anwohnerinnen und Anwohnern, die möglichst schnell in ihre Wohnungen zurück wollen, es schadet der Allgemeinheit, und es schadet natürlich auch meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“ Viele der Einsatzkräfte waren am vergangenen Mittwoch seit 7.30 Uhr im Einsatz und wollten gerade in den Feierabend starten, als sie gegen 15.45 Uhr eine Durchsage im Dienstgebäude bremste: „Bitte alle hierbleiben, keiner geht nach Hause.“ Da war soeben die Bombe bei Bauarbeiten im Bereich der Marktstraße gefunden worden. Wer keine dringenden privaten Gründe geltend machen konnte, hängte also noch eine weitere Schicht dran.

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2700 Menschen mussten evakuiert werden, nahezu alle verließen zügig und bereitwillig ihre Wohnungen – bis auf die vier Männer und Frauen. Sie hatten auf das Klingeln der Ordnungskräfte zunächst nicht geöffnet. Das Wohnheim war geräumt, die Kontrolleure wollten schon abziehen, da nahmen sie im letzten Moment noch Bewegungen hinter den Fenstern von vier Appartements wahr. Sie klingelten erneut an der Haustür, doch niemand öffnete. Schließlich brach die Feuerwehr die Tür auf und die vier Personen wurden in ihren Wohnungen gestellt.

Weil nach Bombenfunden eine potenzielle Gefahr für die Allgemeinheit besteht, liegt es qua Gesetz nicht im Ermessen eines Einzelnen, ob er oder sie sich evakuieren lässt oder auf eigene Gefahr zurückbleibt – alle müssen raus. „Aber wir stellen fest, dass es immer mehr Menschen gibt, die sich weigern“, sagt Frenzke. Dann sei Fingerspitzengefühl gefragt, gutes Zureden, notfalls eine „energische Ansprache“ oder als letztes Mittel eben Zwang.

Je länger die Evakuierung dauert, desto größer der Schaden

Jede Verzögerung bei einer Evakuierung, sagt Frenzke, sei nicht nur „ärgerlich und nervig“ für die betroffene Nachbarschaft oder die Menschen, die durch die Straßensperrungen im Stau stehen, sie ziehe auch meist einen handfesten wirtschaftlichen Schaden nach sich. „Jeder Betrieb, der in so einer Situation länger als nötig geschlossen bleiben muss, macht auch größere finanzielle Verluste.“ Einsatzkräfte der Polizei, der Feuerwehr, des Ordnungsdienstes oder der KVB müssen unter Umständen Überstunden machen, für die am Ende der Steuerzahler aufkommt.

Die vier Personen aus Raderberg müssen jetzt mit einem Bußgeld bis zu 1000 Euro wegen einer Ordnungswidrigkeit rechnen. Was sie angetrieben hat, ist unklar. Fanden sie das lustig? Waren sie zu faul, von der Couch aufzustehen? Wollten sie einfach nur provozieren? „Ich weiß es nicht“, sagt Thomas Frenzke, „ein bestimmter Grund war für uns nicht erkennbar.“