Stadt möchte grünen PionierpfadPläne für Zwischennutzung der Parkstadt Süd
Bayenthal/Raderberg – Zwischennutzungen, das war Konsens bei der Bürgerbeteiligung zur Parkstadt Süd, sollen die Verwandlung von Großmarkt und Umgebung in Grüngürtel, Wohnquartier und Bürostandort einläuten. Nun wurde bekannt, dass die Stadt im Sommer ein entsprechendes Konzept vorlegen will. Anschließend können Vorschläge eingereicht werden, über die eine Jury entscheiden wird. Parallel kündigte die Stadt einen sogenannten Grünen Pionierpfad an, ein Fußweg und Wiesen zwischen Friedenspark und Vorgebirgsstraße. Die Planung sei in Vorbereitung.
Welche Konflikte drohen?
Die Nachfrage ist groß, die Flächen knapp. Wie viele Grundstücke und leere Gebäude verfügbar sein werden, ist noch nicht absehbar. Sollten die Händler den Großmarkt länger als geplant nutzen dürfen, verringern sich die Optionen schlagartig. Gut sieht es hingegen für das Gebiet des früheren Güterbahnhofs zwischen Großmarkt und Eisenbahnring aus. Es ist im Besitz der Stadt.
Um die Rolle des künftigen Grüngürtels streiten Park-Puristen und die Fans von urbaner Dichte. Die einen träumen von einem Naherholungsgebiet, die anderen vom quirligen Kreativquartier, das fließend in einen Park übergeht. Der wiederum soll von Gärtnern, Schulkindern, Freizeitsportler und Hundebesitzer genutzt werden.
Vor welchen Herausforderungen steht die Stadt?
Sie muss nicht nur zwischen den Ansprüchen der Nutzer, Eigentümer und gewerblichen Mieter abwägen. Auch die beteiligten Ämter haben unterschiedliche Blickwinkel. Das Grünflächenamt hat bereits einen Wettbewerb ausgelobt für das Archiv-Umfeld am Eifelwall – der erste Schritt der Grüngürtelverlängerung.
Eine Zwischennutzung wie das Autonome Zentrum scheint da eher störend für eine rasche Umsetzung. Allerdings war das Liegenschaftsamt, das zu einem anderen Dezernat gehört, bislang nicht bereit, etwa der Bezirksvertretung in Rodenkirchen Auskunft über für Zwischennutzer geeignete Grundstücke und Gebäude zu geben. Zuletzt wirkte es so, als ob das Amt eher darauf hinarbeite, Grundstücke frei zu räumen und zu halten für die später geplanten Großvorhaben Grüngürtel und Parkstadt.
Wie könnten Zwischennutzungen konkret aussehen?
Es gibt bereits Nutzer mit zeitlich befristeten Verträgen, darunter der kommerzielle Parkplatz-Anbieter Ampido, das Autonome Zentrum und die Erwerbsloseninitiative Jack in the Box. Kürzlich stellten zwei weitere Initiativen ihre Ideen im Haus der Architektur vor. Stefan Rahmann präsentierte die Garteninitiative Neuland, die bereits eine Fläche zwischen Alteburger und Koblenzer Straße nutzt. Anschließend beschrieben Jutta Pöstges und Bärbel Lange vom Kunsthaus Kat18 ihre Vision einer „Inklusiven Parkstadt“.
Urbanes Gärtnern – Was ist die Idee?
Eigentlich wollte die Urban-Gardening-Initiative Neuland auf eine Brachfläche an der Bonner Straße umziehen. Beete und Gewächshäuser, wo einmal der Grüngürtel verlaufen soll: „Die Bürger könnten so eine Anmutung von Grün bekommen“, sagte Rahmann bei der Vorstellung. Das Problem: Vor kurzem hat sie der Eigentümer, der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes, an besagten Parkplatzbetreiber verpachtet, allerdings auf ein Jahr befristet. Doch die Gärtner planen langfristig: Später einmal, so das Ziel, das sie auch bei der Bürgerbeteiligung für die Parkstadt Süd eingebracht hatten, könnten viele kleine urbane Gärten das neu entstandene Quartier durchziehen.
Wer steckt dahinter?
Rahmann gehört zu einem Verein , der sich um das Organisatorische des seit fünf Jahren bestehenden Gartens kümmert. Bislang gibt es dort einen Vertrag mit dem Eigentümer, ebenfalls der BLB, der halbjährlich gekündigt werden kann. Der Garten bietet Platz für verschiedene Gruppen.
Grundschulklassen besuchen ihn, um außerhalb der Schule zu lernen. Ehrenamtliche schrauben mit Flüchtlingen an Fahrrädern. In einem Schrank wird Essen gesammelt, dass sonst in der Tonne landen würde.
Bienenvölker produzieren Honig, eine Lachyoga-Runde gute Laune und Musiker treten unter freiem Himmel auf.
X-Süd – Was ist die Idee?
Zunächst einmal gibt es ein Ziel: ein inklusives Quartier. „Wir sehen darin eine wunderbare Chance“, sagte Leiterin Jutta Pöstges. Die Künstler wünschten sich einen Ort, an dem Künstler mit und ohne Behinderungen gemeinsam arbeiten und wohnen können. Sie wollten aber auch bei der Planung des Quartiers mitreden: „Statt für uns, mit uns“, fasste Pöstges zusammen. Die Künstler setzen sich seit zwei Jahren mit der Parkstadt Süd auseinander. Eine Ausstellung und ein Theaterstück sind daraus bereits hervorgegangen. Ausgangspunkt ist für sie immer die Südstadt, in der das Kat18 zuhause ist.
Wer steckt dahinter?
Die Künstler aus dem Kat18 – Träger ist das städtische Unternehmen GWK, das Werkstätten für Behinderte betreibt – kooperieren für X-Süd mit dem Verein Kubist. Das Kat18 sei ein integrativer, aber kein inklusiver Ort, sagte Pöstges. Künstler mit Behinderungen arbeiten dort in Ateliers und werden von Assistenten unterstützt. Für Künstlerin Bärbel Lange ist ein inklusives Haus notwendig, „um mit den Leuten zusammenzuarbeiten und zusammen zu leben.“ Ihr kann es gar nicht schnell genug gehen: „Wir sitzen auf heißen Kohlen.“
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