Ein prämiertes Hochwasserpumpwerk in Rodenkirchen wird von einem mobilen Toilettenhäuschen verdeckt. Die Stadt verteidigt die Standortwahl.
Kritik der ArchitektenMobile Toiletten verdecken prämiertes Hochwasserpumpwerk am Rhein

Die neu aufgestellten öffentlichen Toiletten stehen genau vor dem Preis gekrönten Hochwasserpumpwerk in Rodenkirchen.
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Das Hochwasserpumpwerk in Rodenkirchen schmiegt sich in die Landschaft am Rheinufer ein. Ein technisches Bauwerk, ein architektonisches Highlight. „Es gibt Bezüge zum Rhein und natürlich zur Funktion“, erklären Landschaftsarchitekt Dirk Melzer und Architekt Jan Hertel. Mit vielen Gewerken und über eine jahrelange Planung wurde das Bauwerk 2010 fertiggestellt.
Einen Eingriff in das Landschaftsschutzgebiet wollten die verantwortlichen Architekten vermeiden. „Es ist so gut geworden, weil alle Gewerke, alle Handwerker, vom Steinmetz bis zur Werft in Holland, die das Metall gebogen hat, mit absoluter Hingabe gearbeitet haben“, sagt Hertel. Ein vorbildliches Hochwasserschutzsystem, das die Stadtentwässerungsbetriebe in den 2000er Jahren in Auftrag gaben.

Landschaftsarchitekt Dirk Melzer (links) und Architekt Jan Hertel sind über die Aufstellung der öffentlichen Toiletten vor dem Hochwasserpumpwerk erbost.
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Prämiertes Pumpwerk durch mobile Toiletten verdeckt
Das Werk steht in einer Reihe von neu errichteten Großpumpwerken, die im Rahmen der Erneuerung des Hochwasserschutzes entlang des Rheins entstanden sind. „Diese Projekte sind aus Wettbewerbsverfahren und komplexen Planungen hervorgegangen. Als Landmarken entlang des Rheins angeordnet, prägen sie inzwischen das Stadt- und Landschaftsbild“, so Hertel.
Zu Recht wurde das Bauwerk mit dem ersten Preis von der Landesregierung Nordrhein Westfalen als vorbildlicher Bau NRW ausgezeichnet. Eine entsprechende Plakette ist am Bauwerk angebracht. Als Finalist wurde fast der Stahl-Innovationspreis gewonnen und es war sogar für den Mies van der Rohe Award nominiert. „Das kommt, unter Architekten einer Oscarnominierung gleich“, sagt Hertel. Doch nun sind die Architekten entsetzt.
Exakt in der Sichtachse wurden jetzt zwei mobile Toiletten in einem Klohaus der Stadt aufgestellt und verdecken einen guten Teil des Pumpwerks. Für die Architekten ein „weiteres bedenkliches Beispiel, wie unsensibel in Köln mit dem öffentlichen Raum umgegangen wird.“
Funktionalität und Landschaftsästhetik
Einen kurzen Einblick gewähren sie in die Gedankengänge, die mit dem Bauwerk zusammen hängen. Wie eine alte, historische Mauer, einer Wehr gleich, fügt sich das Werk in das Gesamtgefüge ein. Mit viel Sorgfalt suchte Melzer dafür nicht nur den Lavastein in der Eifel aus, sondern auch den Maurerbetrieb, der genau diesen Effekt erzeugen konnte. Der Landschaftsarchitekt wollte eine „extensive wie intensive“ Oberfläche schaffen. „Es sollte von oben wie ein Garten aussehen, der dennoch pflegeleicht ist“, erklärt er.
„Es verfügt sogar über eine Rampe für Anlandungsboote im Hochwasserfall“, sagt Hertel. Es gibt Wartungsklappen und Öffnungen. „Es gab eine Menge und ganz genaue, technische Vorgaben.“ Vor allem wurde bei der Umsetzung, wie die beiden ausführenden Architekten erklären, die Bürgerwünsche erfüllt, dass sich das funktionale Bauwerk in die Landschaft einfügt.
Ob es Bürgerwunsch ist, dass jetzt genau davor ein Klohaus aufgestellt wurde, lässt sich in Zweifel ziehen, wenn die Besucher an der Riviera kopfschüttelnd am neuesten „Bauwerk“ vorbeigehen.
Die Stadt, so erklärt die städtische Pressestelle auf Anfrage, musste bei der Standortfrage eine Abwägung „zwischen den Rechten und Interessen des Architekten und den Interessen der Öffentlichkeit“ treffen. „Das Toilettenkonzept der Stadt Köln hat gemeinsam mit der AWB diesen Standort geprüft und freigegeben“, heißt es in der schriftlichen Stellungnahme. Ausschlaggebend sei die Frequentierung gewesen, die an der Kreuzung durch Fußgänger, Radfahrer, fließendem und parkendem Verkehr gegeben ist.
„Auch zum Schutze der Grünflächen, des Gewässers, der Tierwelt und der Umwelt, ist eine Toilette in diesem Bereich im Interesse der Öffentlichkeit und notwendig.“ Die Frage, ob das ganzjährig aufgestellte Toilettenhäuschen leicht verschoben werden kann, verneint die Stadt: „Eine Versetzung ist in diesem Bereich nicht möglich, da unter anderem auch in Hinblick auf Hochwasserschutz kein Alternativstandort in unmittelbarer Nähe realisiert werden kann.“