Der Tiffany-Tüftler von RondorfKölner fertigt seit 40 Jahren Kunstwerke aus Glas
Alles begann auf der Schäl Sick in Kalk, als Harald Meisenheimer zehn oder vielleicht zwölf Jahre alt war. Sein Vater baute in dieser Zeit leidenschaftlich gerne Gewächshäuser, auch gemeinsam mit seinem Sohn. Harald Meisenheimer war fasziniert. „Das Glas hat mich seitdem nicht mehr losgelassen. Glas ist eine ähnliche Materie wie Holz. Kein Holz gleicht in der Maserung dem anderen und so ähnlich ist es auch mit Glas“, erzählt er.
Mit 19 Jahren hat Meisenheimer dann richtig angefangen, mit Glas zu arbeiten und brachte sich als Autodidakt die Tiffany-Technik bei. Heute, fast 59 Jahre alt, hat er, wie er grob geschätzt, mindestens eintausend Objekte aus Glas geschaffen. An sein erstes Werk kann er sich noch gut erinnern: Ein Wandbild mit einem Auto. Wandschmuck wie das Auto und Spiegel waren die ersten Objekte, die er nach Vorlagen erstellte. Heute arbeitet er lieber „frei Schnauze“, nach eigenen Motiven und eigenen Vorlagen. Dabei schafft er neben Wandbildern auch Teelichter, Wand-, Steh- oder Jugendstillampen, Vasen, Schmuck , Uhren oder einfach nur schöne, dekorative Elemente. Alles in Tiffany-Technik.
Grundlage der heutigen Tiffany-Technik
Wer bei Tiffany dabei an die kleinen, heiß begehrten türkisfarbenen Tüten mit dem berühmten Schmuck aus New York denkt, liegt gar nicht so falsch. Zwar wurde die Technik, bei der farbige Glasstücke mit Bleistegen zu sakralen Motiven verbunden wurden, zunächst für Kirchenfenster entwickelt. Aber tatsächlich war es ein Spross aus dem Hause Tiffany, der die Kunst verfeinerte.Anstatt dicker Bleiprofile verwendete Louis Comfort Tiffany (1848 - 1933) eine dünne Kupferfolie, die er um die einzelnen Glaselemente wickelte. Mit Lötzinn und Lötkolben wurden die Gläser dann aneinander gebracht. Tiffany schuf damit die Grundlage des heutigen Hobbys, denn genau mit dieser Technik werden auch heute noch die einzelnen Glasteile aneinander gelötet.
Wir gehen in den Keller. 1998 zog Meisenheimer mit seiner Frau in die damalige Neubausiedlung am Römerhof in Rondorf. Im Keller stapelt sich in drei Räumen bis zur Decke alles, was der städtische Angestellte für sein Hobby braucht: Gläser in allen Farben, Nuggets, Kupferfolien, Uhrwerke, Werkzeuge und haufenweise Kartons mit Zubehör. „Wenn man das Chaos selbst aufgebaut hat, findet man sich zurecht“, sagt er gelassen.
Wie viele Stunden sich Meisenheimer seinem Hobby widmet, kann er nicht genau beziffern. Vor Weihnachten sei der Aufwand sicherlich höher. Da lötet er vor allem Christsterne und Teelichter, kleine Geschenke, die er über einen eigenen Garagenflohmarkt und Nachbarschaftsnetzwerke verkauft. Am Anfang habe er viele seiner Objekte verschenkt. Dann kamen Nachbarn, die etwas gestaltet haben wollten. Mittlerweile hat er einen Webshop angelegt, der Nebenverdienst ist als Gewerbe angemeldet, so kann er einige der Kosten decken. „Es ist und bleibt aber ein Hobby.
Grundausstattung für 350 Euro
Als Beruf kam das für mich nicht infrage“, sagt der „Problemmanager“, wie er sich selbst nennt, der in der Datenverarbeitung bei der Stadt dieses Jahr sein 40-jähriges Dienstjubiläum feiert. Wer sich mit der Tiffany-Technik beschäftigen möchte, muss für eine Grundausstattung gut 350 Euro einkalkulieren. Ein guter Glasschneider kostet 30 bis 40 Euro, hinzu kommen eine Glas- und eine Kröselzange. Eine eigene Schleifmaschine, die rund 150 Euro kostet, ist von Vorteil. Für die Verbindung der Gläser braucht es die Kupferfolie, Lötzinn, Lötwasser und Patina in verschiedenen Farben, mit der sich der Zinn farblich verändern lässt. Bei den Gläsern kann man tief in die Tasche greifen. Ein Standardbuntglas von 30 x 30 Zentimetern kostet rund neun Euro. Antikgläser sind wesentlich teurer. „Je roter das Glas ist, um so teurer wird es wegen des höheren Goldanteils“, sagt Meisenheimer.
„Am Anfang sind mir beim Schneiden viele Gläser kaputt gegangen. Das passiert heute natürlich wesentlich seltener“, sagt er. Die Zeit, die er für ein Objekt braucht, richtet sich eher nach der Anzahl der Teile als nach der Größe. Sein liebstes Motiv? „Als Kölner bin ich immer vom Dom inspiriert. Das macht mir viel Spaß. Allerdings habe ich gar nicht so viel Zeit wie Ideen.“
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Vor fünf Jahren hat Meisenheimer mit der Anschaffung eines Brennofens sein Repertoire deutlich erweitert. In einem Workshop hat er sich die Fusionstechnik angeeignet. Dabei werden mehrere Gläser mit dem gleichen Spannungskoeffizienten bei 780 bis 900 Grad miteinander verschmolzen. Über einen Tontopf gegossen entstehen so Vasen, Glasschalen oder rund geformte Teelichter, wobei auch hier das Dommotiv für Meisenheimer immer wieder eine Rolle spielt.
Kölner baut auch Insektenhotels
Sein Glaslieferant hat ihn dann vor zwei Jahren auf eine weitere Idee gebracht, denn achtlos standen dort auf dem Hof einige Kisten aus Holz, in denen die Gläser angeliefert werden. Die nimmt Meisenheimer mittlerweile mit nach Hause, entfernt sämtliche Nägel und Schrauben und fertigt daraus Insektenhotels.
Dafür hat er mittlerweile seine Garage bei der Stadt zur Werkstatt umgemeldet. Sonst hätte sein zweites Hobby keinen Platz. Den Bambus für die Röhrchen erhält er über Mund-zu-Mund-Propaganda.
Derzeit baut er ein riesiges Insektenhotel von 1,50 mal 1,50 Meter für eine Jägerschaft aus Unkel. Tausende von Bambusröhrchen werden dafür händisch zersägt und dann von innen glatt gefeilt, ehe sie in den Holzrahmen geklebt werden. Als Extrawunsch wurde auch noch etwas Lehm verarbeitet. Für Meisenheimer ist die Arbeit eine ideale Ergänzung zu Tiffany. Denn Holz und Glas sind die Dinge, die ihn in seiner Freizeit am liebsten beschäftigen.