Schwieriger StartDrei Kölnerinnen kümmern sich um Küken der Sürther Schwäne
Köln-Sürth – „Nicht nur wir drei sind schwanenverrückt, es ist eine richtige Community entstanden“, sagt Gabi Küster. Birgit Diemon und Uschi Rhiem, pflichten ihr bei. An ihrer Schwanen-Whatsapp-Gruppe sind inzwischen viele beteiligt, immer mehr kommen hinzu. Die drei engagierten Schwanenpatinnen statten der inzwischen „berühmten“ Schwanenfamilie am Rheinufer in der Nähe des Sürther Bootshauses einen Besuch ab. In diesen Tagen treffen sie sich dort besonders oft, um die Lage zu checken, nachdem vor kurzem fünf Küken geschlüpft sind.
Die flauschigen Kleinen unternehmen mit den Elterntieren Mama-Toni und Beau erste Schwimmausflüge, sie gründeln und sind agil. Alles ist gut. Dass ein Küken kurz nach dem Schlüpfen leblos im Nest lag, ist freilich ein kleiner Wermutstropfen. Und dass die Schwanenmutter recht dünn geworden ist, gefällt den Patinnen ebenfalls nicht. Aber so sei eben die Natur. Während des Brütens hat sie wenig gefressen.
Sorge um die fünf Küken am Sürther Leinpfad
Allzu weit weg vom Nest wagen sich die Jungen noch nicht, und sie kuscheln sich auch gern wieder ins weiche Heu, mit dem Birgit Diemon das Nest auf dem Sürther Schwanenhaus ausgepolstert hat. Das Floß ist ihre sichere Zufluchtsstätte. „Ich bin jedes Mal aufgeregt, wenn sie die schwimmende Insel verlassen“, sagt die 70-jährige Uschi Rhiem. Auf keinen Fall soll den Küken etwas zustoßen.
Am Leinpfad bleiben Passantinnen und Passanten stehen und beobachten wohlwollend die Schwanenfamilie. Die Anteilnahme in Sürth ist groß. Das sei fast so unterhaltsam wie eine Serie gucken, meint eine Zuschauerin und lacht. „Die Spaziergänger sind sensibilisiert und nehmen mittlerweile sogar ihre Hunde freiwillig an die Leine“, sagt Gabi Küster (56). Die hellgrauen Jungschwäne sind aber auch wirklich putzig.
Schwäne Köln steht mit Rat und Tat zur Seite
Kerstin Stute, ebenfalls Schwanenfreundin und Anwohnerin, hat ein paar Geldscheine in der Hand, die sie von Zuschauern und Nachbarn erhalten hat – mit den Worten: „Für eure Kasse“. „Ich sammle die Spenden und wir leiten sie dann weiter“, sagt sie. An die ehrenamtliche Tierrettung Dogman zum Beispiel, die jüngst geholfen hat, die Sürther Schwanenfamilie zu bergen, als das Nest vom Hochwasser ernsthaft bedroht war. Oder an Claudia Scherping von der Organisation Schwäne Köln, die den Sürther Tierfreundinnen und -freunden mit Rat und Tat zur Seite steht, wenn sie gebraucht wird.
Das hochwassersichere Schwanen-Floß entstand im vergangenen Jahr, das Patinnen-Trio hatte die Idee dazu. Gebaut wurde es mit wesentlicher Unterstützung der Sozialbetriebe Köln (SBK) und mit Hilfe von Achim Pesch, dem Eigentümer des Sürther Bootshauses, der sich bis heute tatkräftig um seine tierischen Nachbarn kümmert. „Ohne ihn könnten wir das alles nicht schaffen“, beteuern die drei Schwanenretterinnen. Eher zufällig seien sie zu ihrem Ehrenamtsjob gekommen.
Als Anwohnerinnen hätten sie schon seit ein paar Jahren täglich das Schicksal der Höckerschwäne vor Augen gehabt. Sie erlebten, wie Mama-Toni 2019 die gesamte Brut verlor. Wie dann 2020 vom Nachwuchs nur ein Küken übrig blieb, Toni. Und wie Toni dann vermutlich durch eine Vergiftung auch verendete, genau wie der damalige Partnerschwan. Wie die Schwänin selbst fast nicht überlebte, aber wieder gesund wurde.
Schwanenfloß am Sürther Bootshaus
„Wir konnten gar nicht anders, als zu helfen“, sagt Gabi Küster, die selbst Hund und Katze zu Hause hat und ansonsten beim WDR arbeitet. „Über die Schwäne sind wir zu Tierschützerinnen geworden“, bekennt Birgit Diemon. Die 57-jährige Lehrerin ist Miteigentümerin des Sürther Bootshauses und freut sich schon darauf, wenn das Schwanenfloß demnächst ins strömungsfreie Hafenbecken gezogen und dort nahe beim Sürther Bootshaus verankert wird. Dann könnten die Gäste die großen weißen Entenvögel in Ruhe und mit der gebotenen Distanz beobachten. Die Patinnen und die Fangemeinde hoffen jetzt, dass die Küken ungestört und gefahrlos heranwachsen und nicht von großen Vögeln oder Fischen, etwa einem Hecht, weggeschnappt werden.
Manchmal ist die Natur auch brutal
Nach einem halben Jahr sind die Jungschwäne erwachsen. So lange dürfen sie bei der Familie bleiben. Dann aber würden sie vom Vaterschwan vertrieben. Das sei traurig und brutal. „Aber auch das sei ein natürlicher Vorgang, das müssen wir respektieren“, betonen sie unisono. Bis dahin vergeht aber noch viel Zeit, und die bleibt spannend.