Umzug wegen Asbest geplatztRodenkirchener Rathausteam sucht Ausweichquartier
- Die Mitarbeiter im Rodenkirchener Rathaus müssen in ein Ausweichquartier, weil das Rathaus marode ist und abgebrochen werden muss.
- Ein Gebäude dafür war bereits gefunden, doch nun platzt der Umzug – was der langen Problem-Geschichte rund um das Rodenkirchener Rathaus ein weiteres Kapitel hinzufügt.
- Was die Betroffenen dazu sagen? Lesen Sie hier die Hintergründe.
Rodenkirchen – „Wir werden eine adäquate Immobilie finden, in die das Bezirksrathaus übergangsweise einziehen kann“, sagte Wolfgang Behrisch, der kaufmännische Betriebsleiter der Gebäudewirtschaft.
Es sei schwierig, aber er zeigte sich dennoch optimistisch. „Wir haben gute Kontakte und noch andere Vertragspartner“, betonte er bei einer Aktuellen Stunde in der Bezirksvertretung, zu der die Fraktion der Grünen eingeladen hatte. Namen nannte er „aus verhandlungstaktischen Gründen“ nicht.
Wie im „Kölner Stadt-Anzeiger“ bereits berichtet, wird die Rathausmannschaft nicht wie geplant in das bevorzugte Ausweichquartier an der Ringstraße umziehen. Dort wurde eine Schadstoffbelastung mit Asbest und anderen mineralischen Fasern festgestellt, das hat die Verwaltung vor kurzem bekannt gegeben. Die Kosten der Sanierung wären eine wirtschaftliche Katastrophe“ geworden, betonte Wolfgang Behrisch.
Er könne zwar keine genauen Messwerte nennen, aber einen Umzug könne die Verwaltung trotzdem nicht verantworten – nicht nur wegen der Kosten, sondern auch aus Gründen des Arbeitsschutzes.
Ein Mietvertrag mit dem Eigentümer und Investor, der PE Ringviertel GmbH, war noch nicht unterschrieben worden. Insofern würden sich kaum finanzielle Konsequenzen für die Stadtverwaltung ergeben, sagte Wolfgang Behrisch. Die PE Ringviertel setzt sich aus den Unternehmen Bauwens Development und Convalor zusammen.
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Die Bezirksvertretung äußerte sich einigermaßen verärgert, dass sie erst so kurz vor dem Umzug von der neuen Wendung informiert wurde – dieser war für August dieses Jahres geplant. „Waren die Schadstoffe nicht früher feststellbar?“, fragte Manfred Giesen von den Grünen. „Müssen wir nach zweijähriger Planung jetzt wieder so lange auf den Umzug und den Rathausneubau warten?“, wollte Jörg Klusemann, SPD, wissen.
Wolfgang Behrisch erläuterte, dass die Schadstoffproblematik im Juli des vergangenen Jahres an die Verwaltung heran getragen worden sei. Die Stadt sei erst im Dezember in der Lage gewesen, sich nach Rücksprache mit eigenen Gutachtern eine Meinung zu bilden und danach die künftigen Nutzer zu informieren. Josef Küpper von der CDU fühlte sich unzureichend aufgeklärt.
Denn auch im maroden Bezirksrathaus sei vor ein paar Jahren Asbest in gebundener Form gefunden worden, was grundsätzlich als nicht gesundheitsschädlich gilt. Da müsse man doch die Werte vergleichen können und dann abwägen, ob ein Umzug sinnvoll sei, kritisierte er.
Die neue Suche nach einem Interimsquartier und die weiteren Vorbereitungen für den Rathausneubau sollen jetzt parallel laufen.
Die Stadt Köln suche mit Hochdruck nach einem geeigneten Interimsstandort, heißt es. Derweil können sich die Bezirkspolitiker und der Bürgeramtsleiter Hubertus Tempski vorstellen, dass nicht die komplette Rathausmannschaft gemeinsam in einem Gebäude untergebracht wird. „Die Bezirksvertretung könnte zum Beispiel an unterschiedlichen Orten tagen – in Schulen oder anderen Räumlichkeiten“, sagte Hubertus Tempski. Auf Investorenseite zeigt man sich erstaunt über den Rückzug der Stadt aus den Verhandlungen.
Der Rathaus-Umzug
Ein Umzug der Rathausmannschaft in ein Ausweichquartier wird notwendig, weil das marode Bezirksrathaus aus den 1960er Jahren an der Hauptstraße 85 abgebrochen und an derselben Stelle neu errichtet werden soll. Für das neue Bezirksrathaus gibt es seit 2018 einen prämierten Architektenentwurf des Büros JSWD. Der Beginn der Abbrucharbeiten ist bislang für Ende dieses Jahres geplant. Rund vier Jahre dauern voraussichtlich die Bauarbeiten. An der Ringstraße, auf dem ehemaligen Volvo-Areal, entsteht ein neues Viertel mit rund 400 Wohnungen. Die bestehenden Büro- und Gewerbebauten werden entfernt. Der Riegel direkt an der Ringstraße, der als Ausweichquartier vorgesehen war, sollte zuletzt niedergelegt werden. (süs)
Wie es bei Bauwens auf Nachfrage heißt, sei auf einem Zehntel der zur Vermietung vorgesehenen Fläche Asbest identifiziert worden als Bestandteil von Teppichkleber und Fensterkitt. In geringem Umfang sei auch eine Belastung in den Türkernen von Brandschutztoren, an Brandschutzklappen und in Ummantelungen von Rohrleitungen im Keller festgestellt worden.
Für den Teppich sei ein fachgerechter Rückbau vorgesehen. Insgesamt liege Asbest in gebundener Form vor und sei somit nicht gesundheitsschädlich. Andere gefundene künstliche Mineralfasern wie Glas- oder Mineralwolle würden ebenfalls in gebundener Form vorliegen.
Diese würden vom Investor dennoch fachgerecht entfernt, da dies bei einem späteren Abbruch ohnehin notwendig sei. Die Kosten seien im Projekt bereits eingeplant gewesen. Eine nachträgliche Umlage auf die Gebäudewirtschaft sei nicht vorgesehen gewesen.