So wohnt KölnLandschaftsgärtnerin hat sich in Köln-Weiß ein Paradies geschaffen
- In unserer Serie „So wohnt Köln“ zeigen Kölnerinnen und Kölner, die in und an ungewöhnlichen Orten leben, ihr Zuhause.
- Ob in schwindelerregender Höhe eines Hochhauses, in einem umgebauten Viehstall oder im schmalsten Haus Kölns.
- Heute öffnet Landschaftsgärtnerin Margit Müller-Vorländer die Tore zu ihrem Paradies in Köln Weiß. Innen wie außen
Köln-Weiß – „Ich wusste nicht einmal, ob das Haus Fenster hat“, sagt Margit Müller-Vorländer. Sie schmunzelt, wenn sie daran denkt, dass sie vor 23 Jahren bei der ersten Besichtigung nur Augen für den Garten hatte. „Es war da etwas Magisches“, sagt sie. Kurz darauf zog die junge Familie mit zwei kleinen Kindern in ihr „Traumobjekt“ in Weiß, am „Im Garten" Nummer 12 ein.
Dabei war der rund 800 Quadratmeter große Grünbereich zu dieser Zeit wenig attraktiv – „Es gab einen Asphaltweg, Büsche und 25 Tannen“, sagt Müller-Vorländer. Aber als Gartengestalterin habe sie sofort einen Plan im Kopf gehabt und gewusst, wie sie das Areal aus dem Dornröschenschlaf erwecken könne. „Ich habe Vollgas gegeben“, sagt sie. Drei Jahre nach dem Einzug habe der Garten eine erste Façon gehabt. Fast alles habe sie in Eigenregie und mit viel Handarbeit selbst geschaffen.
Der Garten, ein Kraftort mit verschiedenen Räumen
Heute ist er „kernsaniert“. Eine blühende Oase, ein Kraftort ist entstanden mit verschiedenen Garten-Räumen, die bestückt sind mit 25 Stühlen und acht Sofas. Sie laden zum Entspannen, zum Träumen und Nachdenken ein, sommers wie winters. Bei Regen sitzt man in der Laube, bei Kälte eingewickelt in warme Decken vor dem knisternden Feuer im Metallkorb. Der Kies auf den Wegen knirscht unter den Füßen, die Gräser rascheln im Wind. Im Teich wachsen Seerosen, Hortensien stehen in voller Pracht, die blühenden Stauden sind schulterhoch. Der Walnuss- und Mirabellenbaum und Sonnenschirme sorgen für Schatten. In der Gemüseabteilung wachsen Tomaten und Zucchini. Mittendrin sind Kunstwerke aus Cortenstahl und Holz aufgestellt. Kater Findus wandert durch den Garten – leise und langsam, er ist 15 Jahre alt.
Es gibt keinen Stillstand, der Prozess des Gestaltens geht immer weiter. Ein neuer Busch kommt hierhin, eine alte Staude wird ausgebuddelt und ersetzt. „Der Garten ist unser Projekt“, sagt Burkhard Vorländer, der zweite Ehemann, mit dem sie seit fünf Jahren verheiratet ist.
Märchenhafte Lebenswelt in Köln-Weiß
15 Jahre war er als Fernsehjournalist in der Welt unterwegs und vom Reisen „besessen“. Inzwischen ist er häuslich geworden.
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„Ich habe hier eine ganz neue und märchenhafte Lebenswelt kennengelernt“, sagt der 58-Jährige. Er möchte sie nicht mehr missen – und „Garten first“ ist längst auch zu seiner Maxime geworden. Nur im Arbeitstempo unterscheiden sich die beiden. „Margit will alles sofort umsetzen“, sagt Burkhard Vorländer. Da müsse er sie schon mal einbremsen. „Die Arbeit im Garten macht mir eben immer noch unfassbar viel Spaß“, sagt die 56-Jährige. Im Frühjahr und Sommer werkelt sie im Schnitt fünf Stunden in der Woche im eigenen Garten, sonst weniger.
Nicht leicht sei es gewesen, als die erste Ehe bald nach dem Einzug auseinanderging. „Als Alleinerziehende habe ich fast rund um die Uhr gearbeitet“, erzählt Müller-Vorländer – in ihrem erlernten Beruf als Erzieherin, als Gartengestalterin, in Aushilfsjobs und natürlich zuhause. Dennoch sei ihr die Gartenarbeit nie zu viel geworden, sei immer Entspannung, Ausgleich und eine „tolle Beschäftigung“ gewesen.
Gartenseminare für den Kölner Süden
Bereits vor 18 Jahren hat Müller-Vorländer ihr Gewerbe als Landschaftsgärtnerin angemeldet, demnächst will sie eine zweite Firma gründen und Gartenseminare veranstalten. Nicht nur fürs Grün, sondern auch für das Haus – das selbstverständlich Fenster hat – haben die Müller-Vorländers „ein Händchen“.
Ausstellung mit Gartencafé
Zweimal im Jahr laden Margit Müller-Vorländer und Burkhard Vorländer zu Ausstellungen mit Gartencafé ein. Angeboten werden Mode, Schmuck, Design, Kunst und eine Gartenbesichtigung.
Das nächste Event findet am Samstag, 11. September, von 15 bis 19 Uhr statt und am 12. September von 12 bis 18 Uhr, jeweils in der Straße „Im Garten“ 12.
Schöne Dinge gibt es darin zu entdecken – Kunstwerke, Reiseerinnerungen, ausgefallenes Porzellan, jede Menge origineller Sofakissen, edle Lampen. Sie sind Hingucker und Kontrastpunkte im charmant-rustikalen, mitunter improvisierten Ambiente.
Eine knarrende Holztreppe verbindet das untere mit dem oberen Stockwerk. Und eine steile Leiter führt in den ausgebauten Dachboden, der nur Sitzhöhe hat. Er ist Rückzugsort und bietet Übernachtungsmöglichkeiten, etwa für die erwachsenen Kinder Jonas, Felix und Jule. Sie sind ausgezogen, kommen aber gern noch zu Besuch.
Lesungen am Ofen in der Villa Süden
Im angebauten Wintergarten sitzt man neben offenen Schränken mit Geschirr und Schuhen und dem großen geschnitzten Hund aus Holz. Von dort sind es ein paar Schritte zur „Villa Süden“. In dem ehemaligen Schuppen fanden schon Lesungen statt, der Ofen macht den Raum im Winter gemütlich. Demnächst soll das Haus neu gestrichen und modernisiert werden. „Wir habe noch viel vor“, sagt die Gartengestalterin und berichtet mit Freude, dass sie das Haus im vergangenen Jahr kaufen konnten.
„Wir hatten fettes Glück“, betont sie. Freilich hätten sie „gut hingelegt“, aber sie sagt auch: „Wenn man alles total klasse findet, stimmt der Preis“. Und immer wieder betonen beide Hausbesitzer: „Wir wissen, was wir hier haben – es ist paradiesisch."