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So wohnt KölnAlt trifft Neu im Sürther Gehöft

Lesezeit 5 Minuten
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Katja Winckelmann und Johannes Krause in ihrer 60 m2-großen Wohnküche.

  1. In unserer Serie So wohnt Köln zeigen Kölnerinnen und Kölner, die in und an ungewöhnlichen Orten leben, ihr Zuhause.
  2. Ob in schwindelerregender Höhe eines Hochhauses, in einem umgebauten Viehstall oder im schmalsten Haus Kölns.
  3. Heute öffnet uns ein Paar die Tore zu seinem umgebauten Kleingehöft in Sürth, wo Alt und Modern eine gelungene Symbiose eingehen.

Köln-Sürth – Ehemaliges Kleingehöft mit überdachter Toreinfahrt. 115 m² Wohnfläche, Nebengebäude und 1.200m² Garten aus dem Jahre 1870 in Sürth zu verkaufen,“ lautete die Verkaufsanzeige des alten Bauernhauses aus dem Jahr 2018. Heute, drei Jahre später, lebt dort ein Kölner Paar, das den Hof dank Dachausbau und Glasanbaus um die doppelte Wohnfläche erweitert - und dabei Alt und Modern harmonisch kombiniert hat.

„Als wir den Hof betraten, waren wir sofort verzaubert. Am meisten hat uns die Idee fasziniert, dass wir ein altes, geschichtsträchtiges Haus mit modernen Elementen umbauen können“,sagt Katja Winckelmann, die damals gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Johannes Krause ohne zu zögern den Kaufvertrag unterschrieb.

Außen wie vor 150 Jahren - innen top modern

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Das Gehöft aus dem Jahr 1870 in der Sürther Hauptstraße von außen. 

Obwohl das alte Bauernhaus nicht denkmalgeschützt war, hat sich das Paar gegen einen Abriss und für eine aufwendige Renovierung entschieden. Beide waren sich einig, dass die Außenfassade des Hauses auch künftig genauso aussehen sollte wie vor 150 Jahren. „Deshalb kam eine klassische Außen-Dämmung auch nicht in Frage, dann wären die Klinker weggewesen“, sagt Johannes Krause, der Bauingenieur. Deshalb hat das Paar das Haus von innen mit

Schaumglasplatten gedämmt, ein Material, das den Vorteil hat, dass man damit die Optik der alten Fassade erhalten kann. Die Fenster sind dreifach verglast, geheizt wird mit Gas.

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Während der Bauphase seien häufig ältere Dorfbewohner vorbeigekommen und hätten sich gefreut, dass das alte Bauernhaus, in dem sie als Kinder häufig gespielt hätten, in seinen Grundstrukturen erhalten bleibt, erzählt Katja Winckelmann. Die neuen Eigentümer haben vor dem Umbau ihre Ideen am Rechner simuliert. Das alte Haus als Kernpunkt eingegeben und die unterschiedlichsten Anbauten, Dachformen und Gauben digital drangesetzt.

60 Quadratmeter-Küche im neuen Glasanbau

Gemeinsam entschieden sie sich für einen kompletten Dachausbau und einen sechs Meter hohen Glasanbau an der Gartenhausfront. Durch diese Erweiterung sind aus 115 Quadratmetern 240 geworden. Der Glasanbau, in dem sich die 60 Quadratmeter große Wohnküche befindet, grenzt zweiseitig an altes Klinkergemäuer.

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Das Gehöft-Ensemble vor der Renovierung.

„Es ist ein Traum, man sitzt Indoor und sieht den Himmel. Wir lieben das Außergewöhnliche, die Ästhetik in Kombination von Alt und Modern. Diese Symbiose haben wir hinbekommen“, sagt Johannes Krause, und Katja Winckelmann ergänzt: „Ich arrangiere auch gerne Dinge, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen. Ich gehe gerne über Flohmärkte, stöbere hier und da, ich hole auch mal Sachen vom Sperrmüll.“ Winckelmann hat an der Alanus Hochschule in Bornheim Kunst studiert.

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Nach der Renovierung mit sechs Meter hohem Glasanbau.

Verfaulte Balken und ein Absturz mit Getöse

Das alte Bauernhaus war komplett mit einer Kombination aus Lehm und Stroh verputzt, die Decken bestanden aus Holzbalken. Erst während der Sanierung stellte sich heraus, dass viele Fachwerkwände und Balkenköpfe verfault waren. „Wir haben diese Wände alle auseinandergebaut und mit den noch guten alten Steinen und Hölzern wieder aufgemauert. Das Einzige was wirklich neu ist, ist der Mörtel“, sagt Krause und fügt an: „Den größten Schrecken bekamen wir, als wir den Dachstuhl abrissen. Das gesamte Gesims unter der Dachrinne ist komplett mit einem lauten Knall in den Hof gefallen. Ich habe jetzt jeden Balken gesehen und das ist auch gut so.“

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Altes Gebälk während der Renovierung

Die gesamte Familie hat beim Entkernen der Fachwerkwände mit angepackt, denn als Bauherr muss man gerade bei einem solchen Renovierungsobjekt immer auch einen Blick auf die Kosten haben. So standen die neuen Bauernhofbesitzer mit Freunden und Verwandten Woche für Woche, Monat für Monat bis zu den Knien in Lehm und Staub. Durch Zufall haben sie dabei einen alten Brunnen und einen alten Gewölbekeller gefunden.

Brunnen wird zum Kühlschrank für Wein

„Den Brunnen, der voller Bauschutt war, haben wir bis zu einer Tiefe von 3,50 Metern freigelegt und wollen ihn zu einer Art Kühlschrank für unseren Wein nutzen, denn das Erdreich hat mit zwölf Grad die perfekte Temperatur“, sagt Krause. Und Katja Winckelmann, die ihre Eventfirma „Hoch²Werk“ Corona-bedingt aufgeben musste, hat weitere Pläne: „Im Gewölbekeller möchten wir Wein- und Bierproben anbieten, Krimidinner und Lesungen veranstalten.“ Schon am 12. September soll es im Garten eine Lesung geben und ab 2022 können sich Paare in dem Garten unter dem alten Kirschbaum frei trauen lassen.

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Alt trifft Neu im Wohnzimmer.

Winckelmann und Krause, die das Haus erst vor fünf Wochen bezogen haben, sind von Sürth begeistert. Der Ort hätte zwar einen dörflichen aber keinen verschlafenen Charakter. Hier wohnen viele Kreative, die das Veedel mit ihren Ideen prägen. Und zugleich kann man hier seine Ruhe haben. „Wenn wir das Scheunentor schließen, sind wir in unserer eigenen Welt. Wir wissen es sehr zu schätzen, dass wir das Glück hatten, dieses alte Bauernhaus kaufen und nach unseren Vorstellungen gestalten zu können. Es war in den letzten 150 Jahren für viele Menschen ein Zuhause, jetzt beginnt ein neues Kapitel – und unsere Geschichte,“ sagt Winckelmann.

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Das Wohnzimmer.

Offen für Kölner Kunstinteressierte

Die Eventmanagerin und der Bauingenieur haben mit ihren Ideen und ihrem Einsatz nicht nur ein neues Zuhause für sich erschaffen – sie haben auch ein Element der charakteristischen dörflichen Sürther Bebauung gerettet. Und dem Ort somit ein weiteres gesichtsloses Gebäude erspart.„Wir werden unser Haus für Kunstinteressierte und die Dorfbevölkerung öffnen, denn auch andere sollen an diesem Schmuckstück teilhaben“, verspricht Winckelmann.