Zum Ende des Jahrzehnts soll die S-Bahnflotte mit 100 neuen Langzügen modernisiert werden.
Kritik an VergabeDB Regio NRW betreibt Kölner S-Bahnnetz mindestens bis 2032
Das Kölner S-Bahnnetz wird bis Ende 2032 weiter von DB Regio NRW betrieben. Diese Entscheidung haben die Verkehrsverbünde go.Rheinland und Rhein-Ruhr als Ergebnis eines europaweiten Vergabeverfahrens getroffen. Der Verkehrsvertrag mit DB Regio läuft in der Kernlaufzeit neun Jahre bis zum 11. Dezember 2032.
Was bedeutet das für die Kunden? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Um welche Linien geht es?
Das Kölner S-Bahnnetz umfasst die Linien S 6 von Essen über Düsseldorf bis Köln-Worringen, die zukünftige Linie S 10 von Köln-Nippes bis Köln-Dellbrück, die Linie S 11 von Düsseldorf Flughafen über Köln bis Bergisch Gladbach, die Linie S 12 von Horrem/Sindorf bis Au (Sieg), die zukünftige Linie S 13 von Troisdorf bis Bonn-Oberkassel, die Linie S 19 von Aachen/Düren bis Au (Sieg), die zukünftige Linie S 38, vormals die Regionalbahn 38, von Bedburg über Horrem nach Köln Messe/Deutz sowie die Linie S 68 von Langenfeld über Düsseldorf nach Wuppertal-Vohwinkel, die nach den Sommerferien 2024 ihren Betrieb wieder aufnimmt.
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Ab wann gilt der neue Verkehrsvertrag?
Rückwirkend ab 10. Dezember 2023. Er hat eine Laufzeit von neun Jahre bis zum 9. Dezember 2032. Derzeit fährt DB Regio NRW auf den S-Bahnstrecken rund 12,3 Millionen Zugkilometer pro Jahr. Das ist neben den Linien des Rhein-Ruhr-Express der größte Auftrag in Nordrhein-Westfalen.
Seit der Pleite des Bahnunternehmens Abellio, das im Januar 2022 den Zugbetrieb im Regionalverkehr in NRW einstellen musste, hat DB Regio einen Marktanteil von rund 55 Prozent. Gab es bei der europaweiten S-Bahnausschreibung keine Konkurrenten?
Zumindest keine ernstzunehmenden, weil in der Ausschreibung Bedingungen stehen, die im Grunde nur DB Regio NRW erfüllen kann. Die Bewerber auf das S-Bahnpaket mussten sich verpflichten, bis 2029 sowohl das Personal als auch die Züge zu stellen und für deren Wartung und Instandhaltung zu sorgen. Diese Züge sollen nach und nach modernisiert werden. Ab 2029 wollen die Verkehrsbünde go.Rheinland und Rhein-Ruhr 100 neue einteilige S-Bahnzüge einsetzen, die dann ihnen und nicht mehr dem Betreiber gehören. Die Ausschreibung für diesen Großauftrag der Züge mit einer Länge von bis zu 170 Metern, der die Milliardengrenze überschreiten wird, läuft derzeit und soll noch in diesem Jahr entschieden werden. Vor Ende 2027 werden die ersten Züge nicht fertig sein.
Ist DB Regio dann nicht wieder im Vorteil?
Das sieht man zumindest bei Mofair so. Das Bündnis für fairen Wettbewerb im Schienenpersonenverkehr kritisiert das Verfahren. „Einen Vertrag, bei dem der Betreiber die Gebrauchtfahrzeuge erst einmal mitbringen muss, um dann später mit neuen Zügen weiterfahren zu können, die der Verkehrsverbund stellt“, sei äußerst ungewöhnlich, so Geschäftsführer Matthias Stoffregen. Aus Sicht von Mofair hat die DB Regio gleich einen doppelten Vorteil. Durch die „unmittelbar anstehende Vergabe von 2023 bis 2032 kann sie Monopolpreise aufrufen, weil sie ja der einzige Bieter sein wird“, sagt Stoffregen. „Und sie verschafft sich ab 2032 eine privilegierte Ausgangsposition, weil sie dann bereits praktische Erfahrungen mit den neuen Fahrzeugen haben wird.“
Warum haben die Verkehrsverbünde dieses Verfahren gewählt?
Weil man kein Risiko eingehen wollte, falls es bei der Auslieferung der neuen Fahrzeuge zu Verspätungen kommt. Deshalb habe man eine Rückfallebene eingebaut. DB Regio NRW sei mit den eigenen alten Fahrzeugen in der Lage, den S-Bahnbetrieb so lange aufrechtzuerhalten, bis die neue S-Bahnflotte komplett zur Verfügung steht. Überdies hatte die DB Regio NRW in der Vergangenheit mehrfach ihre Flexibilität bei mehreren Notvergaben bewiesen. Zuletzt bei der Pleite von Abellio, aber auch bereits 2019, als sie im Ruhrgebiet zwei S-Bahnlinien des Bahnunternehmens Keolis/Eurobahn übernahm.