Angesichts einer Kostensteigerung bei der Planung um 90 Prozent zieht die Stadt Konsequenzen.
„Intransparent“Sanierung des Kölner Gymnasiums Kreuzgasse wird teurer und startet später
Die Sanierung des maroden Traditionsgymnasiums Kreuzgasse – oder vielleicht besser die Nicht-Sanierung – gehört zu den Endlosgeschichten im Kölner Schulbau. Und wie es aussieht, wird die Geschichte des Innenstadtgymnasiums um ein Kapitel erweitert: Der Zeitplan für den 2029 geplanten Einzug der Schule in das dann sanierte und erweiterte Gymnasium wackelt.
Der Start verzögert sich, weil die Stadt sparen muss. Zehn Jahre lang wurde der Sanierungsstart immer wieder angekündigt und beschlossen, um dann doch wieder verschoben zu werden. Im vergangenen Jahr wurde dann endlich mit einem festen Zeitplan und konkreten Bauplänen Nägel mit Köpfen gemacht: Noch 2024 sollte mit dem Bau eines dreigeschossigen Interim- Modulbaus aus Holz begonnen werden, in den die Schule nach den Sommerferien 2026 für die Zeit der Bauarbeiten am Stammgebäude einziehen sollte. Danach sollten die Sanierungsarbeiten am Bestandsgebäude und der Neubau beginnen.
Aber aus dem planmäßigen Baustart für das Interim wurde nichts: Die Stadt erklärte auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass erst vor einigen Tagen der Auftrag für das benötigte Modulbau-Interim an einen Totalunternehmer vergeben werden konnte. Für die Sanierung des denkmalgeschützten Schulgebäudes und den Neubau soll das Vergabeverfahren nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sogar aufgehoben worden sein.
Kostensteigerung bei der Planung um 90 Prozent
Der Grund sind explodierende Kosten: Eigentlich war für den Schulstandort ein Budget von rund 113,3 Millionen plus einem Risikoaufschlag von zehn Prozent geplant. Darin enthalten waren neben den Kosten für das Interim auch die Kosten für die Generalinstandsetzung des denkmalgeschützten maroden Gymnasiums sowie ein mehrgeschossiger Neubau mit naturwissenschaftlichen Räumen, Klassenräumen, Aula und Mensa plus sechs Sporthalleneinheiten.
Aber als auf die Ausschreibung hin nun die Angebote der Totalunternehmer auf dem Tisch lagen, zeigte sich, dass das deutlich zu knapp kalkuliert war. Es offenbarte sich eine Kostensteigerung von 90 Prozent – also knapp eine Verdopplung der Kosten auf über 200 Millionen Euro.
Daher will die Stadt jetzt quasi die Reißleine ziehen und angesichts der angespannten Haushaltslage zunächst die Kosten reduzieren. Sie macht aus der Ausschreibung ein zweiteiliges Projekt: Zunächst soll nun nach dem vorliegenden Angebot der Interimsmodulbau umgesetzt werden. Dieser dreigeschossige Interim-Modulbau soll 64,3 Millionen Euro kosten und anschließend von der Europaschule während der dortigen Sanierung genutzt werden. Bei der Sanierung des Schulgebäudes plus neuem Anbau soll dagegen erst mal die Stopptaste gedrückt werden: Die eigentlich schon abgeschlossene Planung wird jetzt umfangreich auf Möglichkeiten zur Kostenreduzierung untersucht. Nach der Umplanung muss das Vergabeverfahren dann komplett neu gestartet werden.
Was das für die Schulgemeinschaft bedeutet, ist offen. Die Stadt hält auf Nachfrage daran fest, dass trotz der Verzögerungen zumindest die Fertigstellung des Interims im Sommer 2026 zu schaffen sei. Schulleiter Klaus Kombrink-Detemble ist da angesichts der jetzt schon entstandenen Verzögerungen skeptisch. „Wenn es nicht gelingt, pünktlich ins Interim zu ziehen, haben wir ein Problem“, betont er. Durch die Umstellung auf G9 ist ab nach den Sommerferien 2026 schlicht nicht mehr genug Platz in der Schule.
Schulleiter beklagt Intransparenz der Stadt
Wie sich die Umplanungen für den Neubau auf die Zeitschiene auswirken, dazu äußerte sich die Stadt nicht. Schulleiter Kombrink-Detemble empfindet die Informationspolitik der Stadt gegenüber seiner Schule als „intransparent“. Ihm bereitet auch die Umplanung Sorge: „Wir haben Angst, dass durch die geplanten Kostenreduktionen Qualität und Standard nicht mehr angemessen sind.“
Dabei hatte Oberbürgermeisterin Henriette Reker noch in ihrer Haushaltsrede betont, die Stadt müsse alles dafür tun, um Kölner Kindern die besten Rahmenbedingungen zu bieten. Deshalb sollte im Schulbau kein Rotstift angesetzt werden. Das gebiete der Respekt vor den Kindern.
Verzögerung auch beim Gymnasium Rodenkirchen
Die Kreuzgasse ist bereits die zweite schlechte Nachricht in Sachen Schulbau in diesem Jahr. Anfang dieser Woche hatte Baudezernent Markus Greitemann gegenüber Bezirkspolitikern erläutert, dass sich die Sanierung des Gymnasiums Rodenkirchen verzögert. Dort war herausgekommen, dass das Hauptgebäude und die Aula umfassend saniert und die Gymnastikhalle und die Sporthalle abgerissen werden müssen. Statt Sanierung muss daher nun die ganze Schule für eine Generalinstandsetzung in ein Interim ausgelagert werden, das entweder noch gefunden oder errichtet werden muss. Es braucht Kapazität für unter anderem 48 Klassenräume, Sporthalle, Mensa und Aula. Das bringt nicht nur eine mehrjährige Verzögerung, sondern auch massive Mehrkosten mit sich, die nun in die Haushaltsplanberatungen aufgenommen werden müssen.