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Satirischer RückblickLiebe KVB-Minute!

Lesezeit 2 Minuten

Viel los auf den Bahnsteigen der KVB (Symbolbild)

  1. Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
  2. In seiner wöchentlichen Köln-Kolumne „Die Woche”, in der er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage humoristisch verarbeitet, geht es diesmal um die Anzeigetafeln der KVB und die neuen Freuden mobiler Bewegungsassistenten.
  3. Warum er der KVB-Minute trotz aller Unzuverlässigkeit nachtrauern wird, lesen Sie hier.

Köln – Liebe KVB-Minute! Jahrelang habe ich mich auf den U-Bahnsteigen unserer schönen Stadt über Deine leeren Versprechen, Deine Unzuverlässigkeit und Deinen Wankelmut aufgeregt, Dich im Sekundentakt verflucht, weil die Bahn wieder nicht kam.

Doch jetzt, da ich weiß, dass der Digitalismus auch Dich in Kürze dahinraffen wird, muss ich gestehen: Ich habe Dir Unrecht getan. Auch Du wirst gnadenlos App-gelöst werden und mein Smartphone mir noch die letzten Minuten stehlen, die ich wegen Dir mal wütend, mal hektisch, mal gedankenverloren in den U-Bahnschächten verbracht habe.

Einfach bloß Zeit mit Warten verplempern – das wird es künftig nicht mehr geben. Weil der Mobility Broker, mein persönlicher Bewegungsassistent, meine Fahrt mit Fahrrad, Auto oder Straßenbahn automatisch zu einer intermodalen Reisekette zusammenstellen wird. Ohne mich überhaupt zu fragen! Bloß weil ich so leichtsinnig war, meiner Liebsten mit einer Textnachricht zu bestätigen: Ja! Wir können uns um halb sieben am Freibad treffen.

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Mein Bewegungsassistent wird blitzschnell eine sekundengenaue Reisekette zusammenstellen und mich fragen, ob ich meine Badehose schon anhabe. Weil er das nicht erkennt und ich, sollte das der Fall sein, beim Umsteigen von der Bahn auf den E-Roller ein Exemplar erwischen könnte, das zehn Meter näher an der Haltestelle steht.

Dem Smartphone den Hahn abdrehen

Der Broker wird mein Bewegungsprofil aufzeichnen, es samt der Anzahl der Bahnen, die ich gezogen habe, über Schwimmtastic in alle sozialen Netzwerke posten, während ich noch die Badehose auswringe und unter Dusche verzweifelt versuche, meinem Smartphone den Hahn abzudrehen.

Weil ich einfach nicht will, dass der Bewegungsassistent den Standort dieses wundervollen kleinen Sushi-Ladens in die sozialen Netzwerke hinausbläst, in dem wir anschließend essen waren und jede Menge wundervoller KVB-Minuten verplempert haben.