Satirischer WochenrückblickKöln, die Stadt, für die sich keiner interessiert
- Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
- In seiner wöchentlichen Köln-Kolumne „Die Woche”, in der er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage humoristisch verarbeitet, geht es diesmal um die Unattraktivität als Gründerstandort.
- Die Botschaft: Die ganze Welt profitiert von Köln – nur die Stadt selbst nicht.
Köln – Das ist ja schrecklich. Als Gründerstandort ist Köln international ungefähr so bekannt wie Oer-Erkenschwick. Das hat eine Umfrage der Wirtschaftsförderung ergeben. Und das in der Stadt, die den Ottomotor, Kölnisch Wasser, Afri-Cola, das Kölner Brett, das Kölner Ei und die Dom-Spekulatius erfunden hat. Nicht zu vergessen die Wuppertaler Schwebebahn. Und das zu einer Zeit, als es Wuppertal noch gar nicht gab.
Genau da liegt das Problem. Alle Welt profitiert von Köln. Nur Köln nicht. Der Ottomotor steht auf der Liste der bedrohten Arten, die Schwebebahn wird immer mehr zum Garantiefall und beim Eau de Cologne fällt die halbe Welt seit 3000 Jahren auf ein Plagiat namens 4711 herein, anstatt die Destillation von Bergamotte, Limette und Pampelmuse des Johann Maria Farina zu goutieren.
Der große Erfinder Eugen Langen
Afri-Cola war als Plagiat leider weniger erfolgreich. Und die Behauptung, dass der Urahn eines jeden Zuckerwürfels, der zu neunt in jeder Cola steckt, von einem gewissen Eugen Langen in Köln erfunden wurde, ist nicht exakt belegt. Zumal dieser Langen auch der Erfinder der Schwebebahn und Mit-Entwickler des Ottomotors sein soll. Das muss ein direkter Nachfahre der Heinzelmännchen gewesen sein.
Einzig das Kölner Ei ist zum Exportschlager geworden, schluckt weltweit zuverlässig den Lärm und die Erschütterungen von Bahngleisen über und unter der Erde. Aber wer traut schon einer Stadt, die zwar die Dämpfer konstruieren, aber keine U-Bahn bauen kann.
Dafür kann das Ei doch nichts! Stimmt. Aber im Wirtschaftsleben waren Dämpfer noch nie sonderlich beliebt. Das wird sich jetzt ändern. Die Oberbürgermeisterin hat Kölns Unternehmer aufgefordert, in alle Welt oder wenigstens in die 22 Partnerstädte auszuschwärmen und die Frohe Botschaft von Köln als Gründungsstandort zu verbreiten. Mit einem Ei, einem Fläschchen 4711 und einem Stück Würfelzucker in der Tasche. So gut gerüstet, werden wir bestimmt die ein oder andere Schwebebahn an den Mann bringen.
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