AboAbonnieren

Satirischer WochenrückblickWarum für „Lommi“ Personalmangel kein Problem gewesen wäre

Lesezeit 2 Minuten
Gaststätte Lommerzheim

Die Tra­di­ti­ons­kneipe "Lommi" Lommerzheim  in der Deutzer Siegstrasse

  1. Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
  2. In seiner satirischen Köln-Kolumne „Die Woche”, in der er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage humoristisch verarbeitet.
  3. Dieses Mal: Warum die Kölner Wirte ihr Volk nicht mehr ernähren können.

Köln – Voller Vorfreude auf die unvergleichlich frischen Croissants bin ich in dieser Woche bei meinem Lieblingsfrühstückscafé vor verschlossenen Türen gestrandet. Geöffnet erst ab 12.30 Uhr. Aus Personalmangel.

In diesem Zustand zwischen Frust und Hunger ist mir eine Weisheit eingefallen, die beim verstorbenen legendären Hans Lommerzheim in seiner ebenso legendären Kneipe in Deutz an der Wand hing: „Ein Volk, das seine Wirte nicht ernähren kann, hat es nicht verdient, sich eine Nation zu nennen.“

Also ich persönlich kann nur sagen: Ich habe gern und kräftig zur Nationen-Bildung beigetragen, zum Brückenschlag über beide Rhein-Seiten und kann nur sagen: Der Mann hatte recht.

Das könnte Sie auch interessieren:

Wo sind alle abgeblieben, die früher gekellnert haben?

Doch jetzt bin ich ratlos. Weil wir alle seit der Corona-Pandemie das umgekehrte Phänomen erleben: Wirte, die ihr Volk nicht mehr ernähren können. Das hat es noch nie gegeben. Wenn Lommi das wüsste, würde er sich im Grabe rumdrehen.

Und das nicht, weil ihnen Kölsch, Croissants und Milchkaffee fehlen, sondern das Personal. Und das ausgerechnet jetzt, wo die Advents- und Weihnachtsfeiern anstehen. Doch selbst die Tatsache, dass das Trinkgeld bei den Gästen lockerer sitzt, weil die froh sind, einfach nur bedient zu werden.

Ein Gefühl, das einem die Deutzer Legende auch vermitteln konnte, wenn man durstig auf einem leeren Bierkasten mit dem dünnen Leverkusener Telefonbuch als Unterlage auf sein Kölsch wartete und aus unerfindlichen Gründen einfach ignoriert wurde.

Wo die alle abgeblieben sind, die früher gekellnert haben, kann keiner so recht sagen. Vor allem im zweiten Lockdown hat eine Massenflucht eingesetzt. Auch Lehrlinge sind kaum zu finden. Zumindest das Problem hatte Lommi nie. Er ist grundsätzlich allein durch seine Kneipe geschlichen, den immer gleichen Weg, den Kölschkranz in der Hand – irgendwann kam jeder dran. Man musste eben nur viel Zeit mitbringen und durfte den Wirt nicht vergrätzen.