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„Auf Hohenzollernbrücke geweint“Christina Athenstädt über Köln und „Heiland“-Serie

Lesezeit 5 Minuten
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Christina Athenstädt (rechts) spielt die blinde Anwältin Romy Heiland.

  1. Christina Athenstädt ist Schauspielerin und gebürtige Kölnerin.
  2. Bekannt ist sie durch ihre Rollen in den Fernsehserien „Familie Dr. Kleist“ und „Die Heiland – Wir sind Anwalt.“
  3. Die dritte Staffel von „Die Heiland“ ist erfolgreich in der ARD angelaufen.
  4. Im Interview spricht Athenstädt über ihre Rolle und Heimweh nach Köln.

KölnFrau Athenstädt, Sie sind ab dem 2. November in der neuen Staffel der ARD-Serie „Die Heiland – Wir sind Anwalt“ zu sehen. Was genau ist Ihre Rolle?

Christina Athenstädt: Ich spiele Romy Heiland, sie lebt in Berlin und ist Fachanwältin für Strafrecht in Berlin. Sie vertritt so ziemlich jede und jeden, der da kommt – manchmal auch gegen deren Willen. (lacht) Romy Heiland ist direkt nach der Geburt erblindet. Das ist zwar ein Teil von ihr und spielt auch in bestimmten Situationen eine Rolle – allerdings liegt auf der Blindheit nicht der Hauptfokus der Serie, was ich sehr schön finde.

Die Serie basiert auf der wahren Geschichte der Anwältin Pamela Pabst, Deutschlands erster von Geburt an blinder Strafverteidigerin. Wissen Sie, wie sie die Serie wahrnimmt?

Athenstädt: Was Pamela Pabst geschafft hat, ist wirklich irre. Das Jurastudium war für sie mit erheblich größerem Aufwand verbunden als für ihre sehenden Kommilitonen. Was die Serie angeht, kennt sie alle Drehbücher und ist auch schon ein paarmal am Set gewesen. Sie kann sich an alles erinnern, was wir schon gedreht haben, kennt die Figur und die Fälle sehr genau. Zu jeder Folge gibt es eine Hörfassung mit Audiodeskription, so haben auch blinde Menschen die Möglichkeit, die Serie zu verfolgen und freuen sich sehr über eine blinde Protagonistin.

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Christina Athenstädt mit Pamela Pabst (rechts), deren Leben die Inspiration für die Serie ist.

Sie haben die Hauptrolle 2020 von Ihrer verstorbenen Kollegin Lisa Martinek übernommen. Wie blicken Sie im Nachhinein auf diese Zeit zurück?

Athenstädt: Ich bin froh, dass ich es gemacht habe. Es war natürlich eine schwierige Situation, aber ich wusste, dass mir die Figur gefällt. Ich habe damals sehr lange gezweifelt, ob ich das kann – und auch, ob ich das machen soll. Mich haben aber viele Menschen darin bestärkt, die Rolle anzunehmen. Seitdem habe ich sowohl vom Sender als auch von Zuschauerinnen und Zuschauern über Social Media sehr viele positive und liebevolle Reaktionen bekommen. Die meisten, gerade aus der Blinden Community, haben sich gefreut, dass es weitergeht.

Was erwartet die Zuschauerinnen und Zuschauer in der neuen Staffel?

Athenstädt: Frau Heilands bisherige Assistentin, Ada Holländer, hört auf. Sie merkt, dass die Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten einfach nicht ihre Erfüllung ist. Die Stelle übernimmt nun Adas Cousine, Tilly Vogel, gespielt von Sina Reiß. Neben der Trauer um Ada wird also auch von einem Neubeginn erzählt. Und mit Frau Heiland zu arbeiten, ist nicht immer ganz einfach – sie kann sehr ruppig sein und setzt viel voraus. Dadurch überfordert sie oft ihre Mitmenschen. Tilly muss sich also erstmal beweisen – rührt aber auch Frau Heilands Herz.

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„Die Heiland“ ist in die dritte Staffel gestartet.

Sie spielen in der Serie auch mit ihrem Ehemann, Peter Fieseler zusammen, der Frau Heilands Ex-Freund spielt. Wie laufen die gemeinsamen Dreharbeiten?

Athenstädt: Erst war ich ein bisschen nervös, ich wusste nicht, was das wird mit uns. (lacht) Tatsächlich ist es aber sehr angenehm, ich freue mich mittlerweile immer richtig, wenn ich weiß, dass Peter und ich Drehtage mit gemeinsame Szenen haben werden. In dem Moment, in dem man spielt, ist das Gegenüber einfach eine Figur, da ist es dann auch nicht so viel anders als mit anderen Kollegen. Wenn die Kamera mal nicht läuft, macht es einfach sehr viel Spaß, gemeinsam am Set zu sein. Das ist schon irgendwie ein kleines -zufälliges- Geschenk und Privileg, dass ich im Übrigen auch zu schätzen weiß.

Sie haben mit Romy Heiland nun schon eine Anwältin, und in „Familie Dr. Kleist“ eine Ärztin gespielt. Übernimmt man da ein wenig Fachwissen auch ins Private?

Athenstädt: Jein. Eher dachte ich in „Familie Dr. Kleist“ bei jeder Krankheit, um die es ging: Die habe ich selbst! Im Gespräch mit Freundinnen habe ich dann aber doch die ein oder andere Situation wiedererkannt, ich habe ja eine Gynäkologin gespielt. Jura hingegen habe ich immer als etwas Langweiliges abgetan. Ich hatte nie mit Anwälten zu tun und dachte immer, das ist tendenziell dröge. Ein blödes Vorurteil.

Je länger ich mich damit beschäftige, denke ich: Das wäre auch etwas für mich gewesen – wenn ich das Studium geschafft hätte. (lacht) Bei meiner Vorbereitung auf die Rolle war ich einige Male im Gericht und habe gesehen, wie viel Augenmaß und Menschlichkeit Juristen brauchen. Menschen zu ihrem Recht zu verhelfen, das finde ich wahnsinnig spannend.

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Sie sind gebürtige Kölnerin, leben allerdings seit langer Zeit in Berlin. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder zurückzukommen?

Athenstädt: Ich muss sagen, ich lebe sehr gerne in Berlin und kann es mir auch nicht mehr anders vorstellen. Anfangs habe ich Köln aber total vermisst. Als ich auf die Schauspielschule nach Berlin gegangen bin, bin ich fast jedes Wochenende nach Hause gefahren, und wenn es nur für ein paar Stunden war. Nachts bin ich dann mit dem Zug über die Hohenzollernbrücke eingefahren und hab dabei wirklich geweint.

Und zu Karneval habe ich mir anfangs immer die Sitzungen im Fernsehen angesehen. Obwohl ich ja eigentlich, als ich noch in Köln gelebt habe, immer nur Kneipenkarneval gefeiert habe. Ich habe aber schon überlegt, dass wir mit der Familie an Karneval mal nach Köln fahren sollten. Es ist ja immerhin ein Teil von mir und ich finde, jedes Kind sollte doch zumindest einmal den Rosenmontagszug gesehen haben.