AboAbonnieren

Nach Geiselnahmen und ExplosionenSchlüsselfigur im Kölner Drogenkrieg ausgeliefert – Festnahmen in den Niederlanden

Lesezeit 2 Minuten
Ein Tatort an der Ehrenstraße ist abgesperrt.

Nach den Explosionen in Köln wurde nun auch eine Schlüsselfigur aus Frankreich nach Köln überstellt.

Die Ermittler sind der kriminellen Bande seit Monaten auf der Spur. Die vermutliche Schlüsselfigur in dem Komplex befindet sich nun in Köln.

Tagelang hielten die Ermittler der Organisierten Kriminalität (OK) in Köln die brisante Auslieferung aus Frankreich geheim. Knapp vier Monate, nachdem die mutmaßliche Schlüsselfigur in dem Krieg rund um eine Drogenbande aus Köln-Kalk auf dem Pariser Flughafen Orly festgenommen worden ist, wurde der 22-jährige Samir A. (alle Namen geändert) am Mittwoch an die hiesigen Behörden überstellt.

Wie der Kölner Stadt-Anzeiger aus Ermittlerkreisen erfuhr, hatte die Polizei die höchste Sicherheitsstufe für die Auslieferung vorgesehen. Angesichts der zahlreichen Sprengstoffanschläge, Geiselnahmen und Mordversuche im Drogenmilieu in den vergangenen Monaten fürchteten die Strafverfolger, dass es zu einer gewaltsamen Befreiungsaktion kommen könnte. Am Nachmittag wurde Samir A. dem Haftrichter vorgeführt. Er soll Chef der Kalker Drogenbande gewesen sein, der die Hälfte von 700 Kilogramm Marihuana aus einem Lager in Hürth geraubt worden war.

Weiterer Ermittlungserfolg in den Niederlanden

Daraufhin soll der deutsch-irakische Beschuldigte Kriminelle aus einem niederländischen Drogenkartell engagiert haben, um den Raub mit brutalen Mitteln aufzuklären. Nach dem Vorbild der niederländischen „Mocro-Mafia“ (Slangname für marokkanisch stämmige Rauschgiftbanden) verübten sie Sprengstoffanschläge vor den Häusern und Wohnungen von vermeintlichen Drogenhändlern, um sie einzschüchtern und dazu zu bringen, über den Cannabis-Raub auszupacken.

Am Mitwoch verkündete die Kölner Polizei außerdem einen weiteren Fahndungserfolg: Mit Unterstützung von Europol seien in den Niederlanden mehrere Haftbefehle vollstreckt worden. Die Festgenommenen seien dringend verdächtig, an den Straftaten nach dem Diebstahl der 350 Kilogramm Cannabis beteiligt gewesen zu sein. Einzelheiten zu den Festnahmen wollen Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag bei einer Pressekonferenz bekanntgeben

Die Nachforschungen führten offenbar auch auf die Spur eines mutmaßlichen Räubers im Cannabis-Lager in Hürth. Dabei handelt es sich um den 21-jährigen Abdul M. (Name geändert). Der Deutsch-Algerier soll als Kurier für die Kölner Drogenbande gearbeitet haben. Insofern wusste er auch um den Cannabis-Bunker in Hürth. In der Nacht vom 22. auf den 23. Juni 2024 soll der Tatverdächtige mit anderen Komplizen die Wächter des Lagers mit Maschinenpistolen im Anschlag überfallen und den Stoff gestohlen haben.

Nach Informationen dieser Zeitung unterhielt eben jener Abdul M. Kontakte zu einem Polizeikommissar in Bonn. Inzwischen steht Letzterer unter Verdacht, gegen Schmiergeld dem Drogenkurier geheime Informationen aus dem Polizeicomputer geliefert zu haben.

Inzwischen, so die Staatsanwaltschaft Köln, sitzt gut ein Dutzend Hauptprotagonisten des Drogenkrieges in Untersuchungshaft. Nach den erfolgreichen Ermittlungen einer groß angelegten Sonderkommission ist inzwischen Ruhe in der Drogenszene eingekehrt. Die Staatsanwaltschaft hat bereits gegen vier Verdächtige in dem Komplex Anklage erhoben.