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In Pariser Flughafen gestelltWas wir über die „Schlüsselfigur“ der Kölner Explosionsserie wissen

Lesezeit 3 Minuten
Die Ehrenstraße nach einer Explosion

Eine Schlüsselfigur im Zusammenhang mit den Explosionen in Köln, wie hier in der Ehrenstraße, ist am Dienstag festgenommen worden.

In Paris wurde ein 22-Jähriger verhaftet, der als Schlüsselfigur im Zusammenhang mit der Serie von Bombenanschlägen in Köln gilt. Was über ihn bekannt ist.

In Paris ist am Dienstag (1. Oktober) ein 22-jähriger Mann festgenommen worden, bei dem es sich um eine Schlüsselfigur im Verfahren wegen organisiertem Drogenhandel und den Explosionen in Köln handeln soll. Laut Polizei und Staatsanwaltschaft wurde der Mann mit internationalem Haftbefehl gesucht und am Pariser Flughafen Roissy gestellt.

Verschwinden von Mariuhana-Lieferung wohl Auslöser für Explosionen

Die Staatsanwaltschaft Köln hat bereits das Verfahren zur Auslieferung des 22-Jährigen eingeleitet und steht im engen Kontakt mit den französischen Justizbehörden, so die Ermittlungsbehörden weiter. Der 22-Jährige hatte sich Ende Juni abgesetzt und war daraufhin zur Fahndung ausgeschrieben worden. Der Mann steht im Verdacht, mit der Drogenlieferung von mindestens 700 Kilogramm Marihuana in Verbindung zu stehen, die mutmaßlich die Auseinandersetzungen zwischen Drogenbanden aus den Niederlanden und Köln ausgelöst hat, so die Ermittlungsbehörden weiter. In den vergangenen Wochen folgten mehrere Explosionen vor Wohnhäusern und Geschäftsgebäuden in Köln, aber auch in anderen Städten Nordrhein-Westfalens wie Düsseldorf, Solingen und Engelskirchen.

Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ handelt es sich bei dem Festgenommenen um Samir Ahmed (Name geändert). Er gilt als einer der Hauptakteure einer Kalk-Mülheimer Drogenbande. Ahmed soll die Cannabis-Lieferung gemeinsam mit einem Komplizen geordert und eine Lagerhalle in Hürth gemietet haben, um die Drogen dort aufzubewahren. Dann wurde die Hälfe der Lieferung gestohlen. Der Grund soll denkbar simpel sein: Nur so viel Cannabis passte in das Auto der Diebe.

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Auch Obduktionsergebnis des Zeugen der Explosion vor dem „Vanity“ bekannt

Drei Kriminelle aus den Niederlanden überfielen daraufhin fünf Aufpasser in Hürth. Sie fesselten und folterten sie, um herauszubekommen, wo sich die gestohlenen Drogen befinden und wer hinter dem Raub steckt. Die Polizei konnte die drei Niederländer festsetzen. Danach begann die Sprengstoffserie. Sie sollte auch Komplizen Ahmeds einschüchtern. Dazu gehörte auch eine weitere Milieugröße aus der Drogenbande, der ebenfalls in Hürth misshandelt worden war. Ihm galt auch der Sprengsatz, der vor einer Shisha-Bar in der Keupstraße hochging.

Die Ermittler prüfen derweil, ob die sogenannte Mocro-Mafia den Drogen auf eigene Faust hinterherlief und die Explosionsserie startete – oder ob die Kölner Gruppe nicht vielmehr Leute aus dem niederländischen Drogennetzwerk anheuerte, um herauszufinden, wer das Cannabis gestohlen hatte. Unter dem Begriff „Mocro-Mafia“ werden Drogenhändler aus dem Nachbarland zusammengefasst, die teils eine marokkanische Herkunft haben.

Am Freitag hat die Staatsanwaltschaft außerdem das Obduktionsergebnis des 53-jährigen Mannes bekannt gegeben, der am Mittwoch nach einem Sturz von einer Eisenbahnbrücke in Köln-Buchforst tödliche Verletzungen erlitten hatte. „Die Obduktion hat ergeben, dass keine Hinweise auf ein Fremdverschulden vorliegen“, sagte Staatsanwältin Stephanie Beller.

Bei dem Toten handelt es sich um die Reinigungskraft, die am 16. September beim Sprengstoffanschlag am Club Vanity auf dem Hohenzollernring leicht verletzt worden war. Auch für einen „strafrechtlich relevanten Zusammenhang“ zu der Explosion gebe es weiterhin keine Hinweise, so Beller weiter. Weil er Zeuge der Explosion war, hätten die Ermittler den Todesfall aber weiter im Blick.

Der 53-Jährige hielt sich im Gebäude auf, als ein Mann an jenem Montagmorgen eine mit Sprengstoff beladene Tüte im Eingangsbereich des Clubs abstellte und diese anzündete. Der 53-Jährige war kurz vor der Explosion im Treppenhaus des sechsgeschossigen Gebäudes beschäftigt und hatte die fremde Person draußen bemerkt. (red)