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Seltsame FunkrufnamenWarum sprechen sich die Polizisten in Köln eigentlich mit „Arnold“ an?

Lesezeit 3 Minuten
Ein Polizist mit Sturmhaube telefoniert mit einem Handy.

Im internen Funkverkehr nennt sich die Polizei in Köln „Arnold“, die Bundespolizei spricht sich mit „Köbes“ an.

Offenbar verdankt die Kölner Polizei ihren Funkrufnamen einem betrunkenen Flötenspieler aus dem 19. Jahrhundert.

Die Geschichte der Funkstreifenwagen in Köln beginnt übersichtlich. Am 1. April 1947 rollten die beiden ersten Polizeiautos durch die Stadt: linksrheinisch der „Peter 1“, ein Opel Kapitän, rechtsrheinisch der „Peter 5“, ein Opel Admiral. Die Bezeichnung „Peter“ kam von „Peterwagen“, denn so hatten die Hamburger ihre deutschlandweit ersten Polizeiautos getauft – ein britischer Besatzungsoffizier hatte bei der Übersetzung des amerikanischen „Patrol Car“ ins Deutsche geschludert. Dies ist historisch gesichert.

Doch dann kam das Jahr 1955. Aus „Peter“ wurde „Arnold“, der bis heute offizielle Funkrufname der Kölner Polizei. Aber warum? In Hamburg funkt die Einsatzleitstelle unter dem Namen „Michel“, in München als „Isar“ – nachvollziehbar. Aber „Arnold“?

„Fleuten-Arnöldche“ zog trinkend und musizierend durch Köln

Vielleicht nach Arnold von Wied, der von 1151 bis 1156 Erzbischof von Köln war. Oder nach dem ersten NRW-Ministerpräsidenten Karl Arnold, nach dem auch eine Straße in Kalk benannt ist. So genau weiß das heute niemand mehr. „Die Herkunft ist tatsächlich nicht eindeutig geklärt, es gibt keine Quellen dazu“, sagt Polizeisprecher Christoph Gilles. Somit bleibt vieles im Spekulativen.

Vermutet wird aber vielfach, dass der Name vom „Fleuten-Arnöldche“ abgeleitet wurde, einem so genannten Kölner Original. Der Überlieferung nach zog ein gewisser Arnold Wenger Ende des 19. Jahrhunderts vornehmlich volltrunken durch die Kölner Gassen und erfreute die Bürger mit lustigen Weisen auf seiner Querflöte. Die Wirte in den Kneipen dankten es ihm mit Alkohol. Ein musizierender Saufbold als Namenspatron für die Polizei?

Köln: Bundespolizei nannte sich lange „Otto “ – und jetzt „Köbes“

Weniger Erklärungsnot jedenfalls haben die Polizisten aus der Lebkuchen-Hochburg Aachen – sie funken sich mit „Printe“ an. Lokalkolorit enthält auch der interne Rufname der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB). Funkt etwa ein Straßenbahnfahrer einen KVB-Servicewagen wegen einer defekten Tür zu Hilfe, darf er den Kollegen ungestraft „Tünnes“ rufen. Immerhin höflicher als „Schäl“.

Lokalpatriotismus beweisen auch die Beamten der Bundespolizei in Köln. Nachdem sie sich gegenseitig lange Zeit „Otto“ riefen, haben sie ihren Funkrufnamen noch zu Bundesgrenzschutzzeiten in „Köbes“ umbenannt. Und der gilt für die gesamte Bundespolizeidirektion St. Augustin, somit zum Beispiel auch in der Villa Hammerschmidt in Bonn, für deren Schutz die Bundespolizei zuständig ist. Zeitweise gab es auch mal den Funknamen „Colonius“, doch der wurde schnell wieder abgeschafft – zu lang. Mehr als zwei Silben sind im Funkverkehr ungewöhnlich.

Eine Ausnahme bildet der Rufname der Feuerwehr, aber auch der ist nahe liegend und zudem bundesweit einheitlich: „Florian“, benannt nach einem römischen Legionär, der einer christlichen Legende zufolge als kleines Kind einen Hausbrand mit einem winzigen Kübel Wasser gelöscht haben soll.

Auch die Hubschrauber der deutschen Rettungsdienste haben einen christlichen Namensgeber: „Christoph“, abgeleitet vom Heiligen Christophorus, der als Fährmann um das Jahr 250 arme Wanderer über einen Fluss geholfen haben soll. So wurde er zum Schutzheiligen aller Reisenden – und zum Patron gegen den jähen Tod.