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„Trainer leben nicht von Luft“So reagiert die Kölner Politik auf das Verbot von Outdoor-Fitnesskursen

Lesezeit 3 Minuten
Eine junge Frau steht in einem Park und lacht in die Kamera. Hinter ihr springen mehrere junge Frauen in die Luft.

Die Personal Trainerin Larissa Kurzer mit einigen ihrer Kurs-Teilnehmer

Kommerzielle Outdoor-Fitnesskurse in Kölner Parks sind laut Stadtordnung verboten. Jetzt haben sich die Ratsfraktionen zu dem Thema geäußert.

Seit November bietet Trainerin Larissa Kurzer (29) Outdoor-Fitnesskurse im Lohsepark in Nippes an. So wie viele weitere Anbieter es in öffentlichen Grünanlagen machen. Derzeit ist jedoch offen, ob und wie diese kommerziellen Trainingsangebote weiter gemacht werden können (der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete).

Denn laut Stadtordnung sind kommerzielle Sportkurse in Kölner Parks verboten – unabhängig davon, ob sie an fest installierten Geräten oder auf dem Rasen durchgeführt werden. Doch laut Stadtsprecherin halten sich einige Anbieter nicht daran. Ein Drittel des Stadtrates (SPD, Linke, FDP) fordert jetzt eine Änderung des Regelwerks, das hat eine Abfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ergeben.

FDP: „Sporttrainerinnen und -trainer leben nun mal nicht von Luft und Liebe“

Beispielsweise sagte FDP-Fraktionsgeschäftsführer Ulrich Breite: „Sporttrainerinnen und -trainer leben nun mal nicht von Luft und Liebe und Steuern müssen sie auch bereits zahlen.“ Die SPD hat das Thema auf die Tagesordnung für die Hauptausschusssitzung des Rats am Montag, 22. Juli, gestellt.

Eine mögliche Änderung hängt im Wesentlichen an der CDU (20 von 90 Sitzen im Rat), doch der Bündnispartner von Grünen (26 Sitzen) und Volt (4) ist laut eigener Aussage noch unentschieden. Laut Fraktionschef Bernd Petelkau ist die Tendenz aber, dass die CDU kommerzielle Angebote in den Parks wie bisher ablehnt. Bleibt die CDU bei dieser Haltung, ist eine Mehrheit rechnerisch momentan nicht möglich. Dann würden kommerzielle Angebote in Parks verboten bleiben. Für eine Mehrheit sind 46 von 90 Stimmen nötig.

Eric Haeming, sportpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, sagte: „Grüngürtel und Sport gehören grundsätzlich zusammen. Allerdings sollte eine kommerzielle Nutzung des Grüngürtels nur in Ausnahmefällen zugelassen werden. Deshalb sehen wir eine deutliche Ausweitung der kommerziellen Nutzung im Rahmen der Novellierung der Stadtordnung kritisch.“ Man wolle sich intensiv mit dem Thema in einer Fraktionssitzung nach der Sommerpause befassen.

Grünen: „Absperrung von Flächen zugunsten kommerzieller Angebote ist privilegierend und exklusiv“

Die Grünen, die mit 26 Sitzen größte Fraktion im Kölner Rat, lehnen eine Änderung der Stadtordnung ab. Ralf Klemm, sportpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, befürchtet, dass eine Änderung die Nutzung der Grünanlagen durch alle Kölnerinnen und Kölner einschränke und der öffentliche Raum weiter kommerzialisiert werde. Klemm sagte: „Die Nutzung und Absperrung von Flächen im öffentlichen Raum zugunsten kommerzieller Angebote ist privilegierend und exklusiv. Das widerspricht dem Nutzungsgedanken des öffentlichen Raums.“

Das sehen die Fraktionen von FDP (5 Sitze), SPD (19) und Linke (6) anders, sie vereinen zusammen 30 der 90 Ratssitze. Sie sprechen sich für eine Änderung der Kölner Stadtordnung zugunsten bezahlter Angebote aus.

Kölner Ratsfraktionen äußern sich zu kommerziellen Outdoor-Fitnesskursen

Trainerin Kurzer hatte zwei Vorschläge gemacht: Erstens könne die Stadt eine Nutzungsgebühr für die Grünflächen von kommerziellen Anbietern fordern, der Betrag könne dann in die Pflege der Flächen fließen. Zweitens könnten Flächen in Parkanlagen für Outdoor-Angebote gekennzeichnet und Nutzungszeiten festgelegt werden.

Eine Nutzungsgebühr für kommerzielle Angebote zur Instandhaltung der Parkanlagen bezeichnet die FDP als „interessanten Ansatz“. Flächen in Parkanlagen für Outdoor-Angebote zu kennzeichnen und Nutzungszeiten festzulegen, hält die FDP hingegen für zu bürokratisch. „Das fördert nur kleinliche Streitigkeiten über falsche und zu lang genutzte Flächen“, sagte Breite.

SPD sieht Möglichkeit kommerzieller Nutzung – Linke knüpft Änderung an Bedingungen

Franz Philippi, sportpolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion, erklärte, dass kostenlose Sportkurse Vorrang haben müssten. „Es spricht aus meiner Sicht aber nichts dagegen, diese Angebote in einem gewissen Rahmen gegen Gebühr auch für kommerzielle Nutzung zu öffnen“, sagte Philippi.

„Grundsätzlich müssen die Fitnessgeräte in den Parks kostenlos für alle nutzbar sein“, sagte Linken-Fraktionsgeschäftsführer Michael Weisenstein. Die sechsköpfige Linken-Fraktion sei aber unter folgenden Bedingungen mit einer Änderung der Stadtordnung einverstanden: Kommerzielle Angebote bekommen geringe Zeitslots an den Outdoor-Fitnessgeräten und zahlen dafür eine Gebühr an die Stadt. Die Einnahmen sollen dann genutzt werden, um Grünflächen und Sportgeräte in den Parks zu pflegen und zu optimieren.