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„Die Leute machen es trotzdem“Warum Outdoor-Sportkurse in Kölner Parks verboten sind

Lesezeit 4 Minuten
Menschen trainieren gemeinsam auf den Kölner Jahnwiesen. Im Hintergrund ist das Rhein-Energie-Stadion zu sehen.

Die von der Stadt Köln finanzierte Initiative „Kölle aktiv“ holt Sport und Bewegung mit Genehmigung in den öffentlichen Raum.

Larissa Kurzer ist Personal-Trainerin, sie bietet Outdoor-Fitnesskurse in Nippes an. Doch nach einer Beschwerde droht ihren Kursen das Aus.

Seit November bietet Trainerin Larissa Kurzer (29) mehrere Outdoor-Fitnesskurse für bis zu 16 Leute im Lohsepark in Nippes an. Doch jetzt ist offen, ob und wie sie das kommerzielle Trainingsangebot weiter betreiben kann. Aus zwei Gründen: Erstens hat sich zuvor jemand bei der Stadtverwaltung Köln über ihr Fitnessangebot beschwert und zweitens sind solche Kurse laut einer Stadtsprecherin sogar generell verboten.

In der Beschwerde, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt, heißt es, es sei nicht möglich, an den Fitnessgeräten im Lohsepark zu trainieren, da diese regelmäßig durch Teilnehmer des Kurses von Kurzer belegt seien. Ein Mitglied aus Kurzers Kursen versteht das nicht, es schrieb beim Internet-Portal „Linkedin“: „Liebe Stadt Köln. Hört auf, das Sportangebot in euren Parks zu boykottieren.“

Eine junge Frau steht in einem Park und lacht in die Kamera. Hinter ihr springen mehrere junge Frauen in die Luft.

Die Personal Trainerin Larissa Kurzer mit einigen ihrer Kurs-Teilnehmer.

Trainerin droht Verfahren wegen Outdoor-Fitnesskursen

Die Stadtverwaltung hat Kurzer nun verwarnt, demnach soll sie ihren Fitnesskurs umgehend einstellen, sonst drohe ihr ein Ordnungswidrigkeitenverfahren. Sollte sie ihre Kurse, die sie nebenberuflich betreibt, fortsetzen, muss sie je nach Schwere des Verstoßes mit einem Verwarn- oder Bußgeld rechnen. Leichte Verstöße können mit bis zu 35 Euro geahndet werden, schwerwiegendere Verstöße werden mit mindestens 35 Euro oder mehr bestraft.

Kurzer überlegt, andere private Flächen anzumieten, etwa den Außenbereich eines Unternehmens. „Dann würden wir allerdings auf hartem Beton trainieren.“ Ein anderer Outdoorsport-Anbieter, der namentlich nicht genannt werden möchte, hat eine andere Taktik: Ein Park wird so lange genutzt, bis eine Verwarnung vorliegt, dann ziehe man weiter in einen anderen Park, mit wechselnden Tagen und Uhrzeiten – der Anbieter lässt es auf eine Beschwerde ankommen. „Das kann es aber ja nicht sein“, sagte Kurzer.

Kapazitätsprobleme der Stadt bei Kontrolle von Outdoor-Fitnesskursen

Bisher hat die 29-Jährige mit ihren Kursen sowohl auf der Wiese als auch an Outdoor-Fitnessgeräten des Lohseparks trainiert. Laut Stadtordnung sind solche gewerblichen Sportkurse in Kölner Parks grundsätzlich verboten, aber „die Leute machen es trotzdem“, sagte die Stadtsprecherin. Auch kann die Stadt laut Sprecherin aufgrund von Kapazitätsproblemen nicht überall jederzeit kontrollieren.

Auf einer begrenzten Fläche stehen Outdoor-Fitnessgeräte im Nippeser Lohsepark.

Outdoor-Fitnessgeräte im Nippeser Lohsepark.

Gemeinnütziges Training auf Kölner Grünflächen ist hingegen erlaubt. Das Vorgehen stößt bei Kurzer auf Unverständnis. „Outdoor-Sportangebote (kommerzielle, Anmerkung der Redaktion) in Kölner Parks werden von der Stadt geduldet, aber nur so lange, bis sich jemand beschwert.“

In der Kölner Stadtordnung heißt es dazu: „Das Anbieten oder Erbringen gewerblicher Leistungen sowie gewerbliche oder private Aufbauten in öffentlichen Anlagen bedürfen einer Genehmigung durch die Stadt Köln.“ Anbieter von Outdoor-Fitnesskursen können die Genehmigung online zwar beantragen – die Verwaltung erteilt sie aber laut Sprecherin nicht.

Stadt will Kölner Grünflächen nicht überlasten

Die Begründung: Die öffentlichen Grünflächen sollen nicht überlastet werden. Wenn eine Sondernutzung etwa für Kurzer für den Lohsepark in Nippes erteilt würde, könnten weitere Anbieter Ansprüche geltend machen, so die Verwaltung. Die Kölner Parks und Grünflächen sollen laut Stadtordnung für Naherholung und Freizeitgestaltung genutzt werden. Kurzers Fitnesskurs schließt laut städtischer Verwarnung aber „bewusst oder unbewusst Personen von der Nutzung aus“.

Laut Verwarnung soll sich Kurzer an das Sportamt wenden, um eventuell auf eine Bezirkssportanlage auszuweichen. Kurzer sagte: „Die ist aber vermutlich weiter weg, und die Leute kommen gerade in den Park, weil sie die Nähe des niedrigschwelligen Sportangebots und die frische Luft schätzen.“

Vorschlag zur Nutzung von Parkflächen

Die 29-Jährige sei auch bereit, eine kleine Miete für die Nutzung der Parkfläche zu zahlen, der Betrag könne in die Pflege der Grünflächen fließen. „Ich denke, die Menschen wären bereit, etwas mehr für den Kurs zu zahlen, wenn diese so erhalten bleiben.“ Die Stadt erklärte hingegen, dass für diesen Vorschlag eine Änderung der Kölner Stadtordnung nötig wäre. Zudem würden die Bearbeitung und Prüfung entsprechender Anträge mit hohen Kosten verbunden sein.

Kurzer kann laut eigener Aussage die Begründung der Stadt, die Grünflächen nicht überlasten zu wollen und die Naherholung aller im Blick zu haben zwar verstehen, eine Lösung für kommerzielle Outdoor-Fitnesskurse muss aber dennoch her. Ihre Forderung: Flächen in Parkanlagen für Outdoor-Angebote kennzeichnen und Nutzungszeiten festlegen. Die Erholung anderer wäre in diesen Zeiträumen vorübergehend eingeschränkt, für Kurzer wäre es ein fairer Kompromiss, damit Outdoor-Sportangebote bestehen bleiben können.

Die Stadt Köln finanziert ihrerseits die Initiative „Kölle Aktiv“ bei der Kölnerinnen und Kölner unter Anleitung professioneller Übungleiterinnen und -leiter an kostenlosen Sportangeboten im öffentlichen Raum teilnehmen können