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„Hochhäuser müssen sein“Höhenentwicklungskonzept für Köln vorgestellt

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen sind die Kölner Kranhäuser vom Rhein aus gesehen.

Blick auf die Kölner Kranhäuser.

Anhand des Höhenkonzepts sollen Investoren vorab besser einschätzen können, ob ein Hochhaus realisiert werden kann.

Ganz in der Nähe des Tagungsorts im Mediapark steht das Hansa-Hochhaus, 1925 fertiggestellt und mit 65 Metern damals Kölns höchstes profanes Gebäude. Danach sind viele Hochhäuser dazu gekommen. Doch ein Konzept, an welcher Stelle überhaupt in die Höhe gebaut werden sollte und wo nicht, fehlte lange Zeit. Erst ab 2007 existierte ein Regelwerk, jedoch galt es nur für die linksrheinische Innenstadt.

Nun arbeitet die Verwaltung an einem Höhenentwicklungskonzept für das links- und rechtsrheinische Köln innerhalb des Äußeren Grüngürtels, spannt den Bogen also viel weiter. Beschrieben werden darin unter anderem sogenannte Möglichkeitsbereiche, die sich für Hochhäuser ab 40 Metern eignen. In Schutzbereichen sind sie verboten. Für Investoren und Politik soll dadurch von Anfang an mehr Klarheit herrschen.

„Wir werden konkreter und damit verbindlicher für Vorhabenträger“, so Baudezernent Markus Greitemann. Zu den Schutzbereichen gehört nach wie vor die Innenstadt mit dem Dom und den romanischen Kirchen. Von ihnen gehe seit jeher die Geschichte der Kölner Höhenentwicklung aus, so die Verwaltung. Die „Sicherung der visuellen Integrität“ sei auch in Zukunft „oberstes Motiv“.

Dom müsse nicht von jeder Stelle aus sichtbar sein

Bei einem Fachsymposium im Mediapark bewerteten Experten aus verschiedenen Disziplinen das Konzept grundsätzlich positiv. „Hochhäuser müssen sein“, so Stadtkonservator Thomas Werner bei einer Podiumsdiskussion. Und der Dom müsse auch nicht von jeder Stelle aus sichtbar sein. Doch Köln brauche Rahmenbedingungen für den Erhalt seiner Identität, insofern sei es richtig, dass auch bestimmte Sichtachsen zum Dom gewahrt blieben. Auch der Schutzbereich drumherum sei sinnvoll. Notre-Dame in Paris etwa stehe ebenfalls völlig frei: „Keiner würde auf die Idee kommen, im Radius um Notre-Dame Hochhäuser zu bauen.“

Mit Hilfe des Höhenkonzepts sollen Investoren vorab besser einschätzen können, ob ein Hochhaus realisiert werden kann. Andererseits bedeute ein Vorhaben in einem Möglichkeitsraum „kein Abo auf Verwirklichung“, so Sebastian Hermann vom Stadtplanungsbüro Astoc. Denn die Politik soll sich erst mit einem Projekt beschäftigen, wenn es ein vorgeschaltetes Prüfverfahren erfolgreich durchlaufen hat.

Zu sehen sind Ruth Orzessek-Kruppa (r.) und Matthias Sauerbruch bei einer Podiumsdiskussion zum „Höhenentwicklungskonzept“ im Komed-Saal im Mediapark.

Ruth Orzessek-Kruppa und Matthias Sauerbruch bei einer Podiumsdiskussion zum Höhenentwicklungskonzept im Komed-Saal im Mediapark

So soll sich ein „qualitätssicherndes Gremium“ mit den Auswirkungen auf die Stadtsilhouette, dem Nutzungskonzept oder klimatischen Aspekten befassen. Ruth Orzessek-Kruppa, ehemalige Amtsleiterin für die Düsseldorfer Stadtplanung, warnte jedoch vor Grundstücksspekulanten, die es nur auf den Handel mit Hochhausrechten abgesehen hätten, ohne konkrete Bauabsichten zu verfolgen: „Dann haben Sie viel Arbeit geleistet und am Ende tut sich nichts auf diesen Flächen.“ Wichtig sei deshalb die Fokussierung auf „wirklich tatkräftige Unternehmen“.

CDU hält Kranhäuser für gelungen

Die Bedeutung von Wohn- oder Bürotürmen unterstrich Eva Herr, Leiterin des Kölner Stadtplanungsamt: „Wenn ein hohes Haus nicht funktioniert, strahlt es in die Lage aus.“ Ein Hochhaus präge den Standort. Für Klaus Küppers vom Immobilienunternehmen Pandion kann ein solcher Bau aber auch eine „unheimliche Magnetwirkung“ entfalten und für wirtschaftlichen Aufschwung sorgen. Unterm Strich sei man in Deutschland jedoch eher pessimistisch gegenüber Hochhäusern eingestellt, wusste der renommierte Architekt und Stadtplaner Matthias Sauerbruch.

Viele Beispiele aus den 1970er Jahren hätten „deprimierenden Charme“. Hochhäuser hätten in der Regel eine „Machtposition“ inne, so Sauerbruch: „Mit architektonischer Macht muss man wohldosiert umgehen.“ An bestimmten Stellen seien Hochhäuser jedoch auch im 21. Jahrhundert noch angebracht. Für gelungen hält Niklas Kienitz (CDU), stellvertretender Vorsitzender des Stadtentwicklungs-Ausschusses, etwa die Kranhäuser im Rheinauhafen. Sie seien „stadtbildprägend“.

Markus Greitemann sieht sich mit dem Höhenentwicklungskonzept auf dem richtigen Weg: „Es tut uns fast leid, dass wir nicht schneller und früher damit um die Ecke gekommen sind.“ Wünschenswert sei, dass die Politik Ende des Jahres über das Konzept entscheidet. Bis zum 30. August können sich Interessierte online zum Thema äußern.