Köln – Es war eine lebensgefährliche und illegale Aktion, als während der Karnevalstage drei Männer ungesichert auf die Spitze des Doms kletterten und ein Video von ihrem Aufstieg im Internet veröffentlichten. Einer der drei Domkletterer hat sich jetzt zu den Hintergründen geäußert.
„Wir haben das gemacht, weil der Kölner Dom eines der höchsten Gebäude in Deutschland ist und uns der architektonische Stil beeindruckt“, sagt der junge Mann, der seinen Namen nicht veröffentlicht sehen will, im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Schließlich haben er und seine beiden Begleiter zumindest Hausfriedensbruch begangen – laut Gesetz eine Straftat. Domdechant Robert Kleine hat bereits angekündigt, deswegen und wegen Einbruchs Anzeige zu erstatten. Nach möglichen Schäden an der Kathedrale wird noch gesucht.
„Das Risiko, dabei erwischt zu werden, gibt einen zusätzlichen Adrenalin-Kick, auf den wir es aber nicht absehen“, meint der Rooftopper, wie sich die Angehörigen der Szene selbst bezeichnen. Es gehe vielmehr um die Fotos und Videos, die oben auf den Dächern entstehen. „Das ist unsere Trophäe.“
Die Gefahr abzustürzen, bestehe nicht, da alle trainiert seien und jederzeit ihre Grenzen kennen würden, behauptet er. „Ich möchte ausdrücklich klarstellen, dass wir bei unseren Aktionen nie etwas zerstören.“ Wenn eine Tür geschlossen sei, finde sich eine andere Tür, die offen sei, beschreibt er den Weg in das Innere des Doms. Auch die Lebensgefahr durch herunterstürzende Teile versucht er zu relativieren. „Die Gefahr ist bei uns nicht höher, als wenn dort offizielle Arbeiten stattfinden.“
Rauf auf alle Wolkenkratzer
Mit dem Klettern auf hohe Gebäude habe er vor zweieinhalb Jahren in Frankfurt begonnen. Seitdem verbringe er seinen Urlaub damit, überall in der Welt die Dächer von Wolkenkratzern zu erklimmen. Zuletzt sei er im chinesischen Shanghai und in Dubai gewesen, demnächst gehe es nach Hongkong. In der Regel klettere er immer zusammen mit anderen – wie auch in Köln. Man könne sich in einer Gruppe gegenseitig besser motivieren und fotografieren.
In Shanghai sei er zum ersten und bislang einzigen Mal beim illegalen Erklimmen eines Hochhauses erwischt worden – dort habe er lediglich ein Hausverbot erhalten. „Man nimmt eine Strafe in Kauf, aber man versucht natürlich, unentdeckt zu bleiben“, sagt er.
Christian Buhr betreibt das Internet-Forum „Roofing Community Deutschland“. „Ursprünglich kam das aus Russland, mittlerweile gibt es aber auch in Deutschland etwa Tausend Rooftopper“, sagt er. Aktionen wie die der Domkletterer in Köln würden die Szene weiter anheizen.
Es gebe in der Regel zwei Arten von Rooftoppern: Diejenigen, die den Adrenalin-Kick und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit suchten sowie diejenigen, die es für sich selbst als persönliches Erlebnis verbuchten. „Es ist aber in den meisten Fällen illegal und gefährlich“, räumt Buhr ein. Wer einen falschen Schritt mache, müsse mit seinem Tod rechnen. „Es ist auch für andere gefährlich, wenn zum Beispiel die Kamera herunterfällt.“