Köln – Im Kölner Norden soll der neue Stadtteil Kreuzfeld entstehen – seit über 30 Jahren wird der Plan immer wieder diskutiert und verworfen. Im Januar will die Stadtverwaltung der Politik einen Plan vorlegen, der Flächen ausweist, auf denen in den nächsten Jahren gebaut werden kann.
Kreuzfeld wird nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ein Bestandteil dieser Fortschreibung des so genannten „Stadtentwicklungskonzepts Wohnen“ sein. Rund 2.000 Wohnungen für 5.000 bis 6.000 Menschen könnten dort gebaut werden – es wäre einer von vielen Beiträgen zur Linderung des Problems. Wenn Köln in den angekündigten Dimensionen wächst, werden insgesamt bis zu 50.000 neue Wohnungen nötig sein.
Strittiges Thema bei Koalitionsverhandlungen
Das Thema Kreuzfeld ist ein Beispiel für eine strittige Frage, die nun auch bei den Koalitionsverhandlungen von CDU und Grünen im Rathaus eine Rolle spielen wird: Wie viel Freifläche wird die Stadt verbrauchen müssen, um neuen Wohnraum entstehen zu lassen? Und an welchen Stellen will sie darauf verzichten?
Die Grünen tun sich schwer mit dem Thema. Man müsse nicht auf freien Flächen bauen, wenn woanders noch Möglichkeiten zur Verdichtung vorhanden sind, sagt Fraktionschefin Kirsten Jahn. Sie verweist auf die Bauprojekte im Mülheimer und Deutzer Hafen sowie die Parkstadt-Süd, setzt auf Verdichtung in den Siedlungen der 1960er und 70er-Jahre und hofft auf ein neues Baulückenprogramm.
Tatsächlich glaubt in der zuständigen Fachverwaltung keiner mehr, dass sich so allein die vielen neuen Wohnungen bauen lassen. Zur Vorbereitung der anstehenden Entscheidungen hat die Bauverwaltung das gesamte Stadtgebiet nach Flächen für den Wohnungsbau abgesucht. Kreuzfeld wird nicht das einzige Areal sein, wo in größerem Stil gebaut werden soll.
Verdichtung der Innenstadt hat Vorrang
Die Verdichtung in der Innenstadt und in innenstadtnahen Stadtteilen hat Vorrang, sagen auch SPD und CDU. „Aber das allein wird nicht reichen“, so die Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses Birgit Gordes (CDU). „Ohne neue Flächen im Außenbereich geht es nicht“, sagt SPD-Fraktionschef Martin Börschel.
Die FDP wirbt seit Jahren für die Realisierung der vergessenen Pläne für Kreuzfeld. Der neue Stadtteil soll kommen, die alten Pläne müssten jedoch überarbeitet werden, so Börschel. Damals hatte man sich am Nachbarstadtteil Blumenberg orientiert, den man westlich der Mercatorstraße mehr oder weniger spiegeln wollte.
Lesen Sie im nächsten Abschnitt, vor welchen Herausforderungen Stadtplaner stehen.
Stadtplaner vor Herausforderungen gestellt
Kreuzfeld könnte ein Muster für andere Teile der Stadt sein. Es geht nicht nur um Masse, sondern auch um Qualität, die soziale Mischung fördert und sich mit der vorhandenen Bebauung in der Nachbarschaft verbindet. Vor solchen Herausforderungen stehen die Stadtplaner zum Beispiel auch in Rondorf oder Zollstock, wo ebenfalls große Flächen für den Wohnungsbau erschlossen werden sollen – allerdings ohne ihnen einen neuen Stadtteilnamen geben zu wollen.
Der Respekt vor der Tatkraft und dem Tempo des Investors im Neubaugebiet Widdersdorf-Süd ist im Rathaus groß. Allerdings will kaum einer an anderer Stelle Ähnliches ein zweites Mal befördern: zu gering ist das Angebot an preiswertem Wohnraum, zu groß die architektonische und städtebauliche Distanz zu den gewachsenen Vororten in der Nähe. Und vor allem: Es fehlt an Infrastruktur. Die Verkehrsanbindung ist schlecht, das Schul- und Betreuungsangebot für Kinder zu knapp. Das soll bei zukünftigen Neubaugebieten anders werden.
In Kreuzfeld ließe sich das leichter lösen als anderswo. Ein S-Bahn-Anschluss und Straßenanbindung für Kreuzfeld sind bereits beim Bau von Blumenberg Ende der 80er Jahre mitbedacht worden. Es standen sogar schon Straßenschilder mit Ortsbezeichnung. Sie wurden allerdings vor ein paar Jahren abgebaut.