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Sommergespräch der Kölner SPDAndrea Nahles erklärt die Job-Probleme in Köln und der Region

Lesezeit 3 Minuten
Andrea Nahles und Claudia Walther stehen an einem Stehtisch und diskutieren.

Andrea Nahles (rechts) und Claudia Walther beim Sommergespräch der Kölner SPD

Trockenes Thema, lebhafter Inhalt: Das politische Sommergespräch der Kölner SPD drehte sich um Probleme und Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Noch sind Sommerferien und auch im Biergarten des Spanischen Baus neben dem historischen Rathaus machte sich unter den Sonnenschirmen Urlaubsstimmung breit. Doch das Thema, um das es ging, klang eher nach Alltag: „Arbeitsmarkt für Fachkräfte – Entwicklungen, Chancen und Strategien“ lautete die trockene Überschrift des „Politischen Sommergesprächs“, zu dem die Kölner SPD sowie die SPD-Ratsfraktion geladen hatten.

Dass dennoch mehr als 90 Gäste kamen, lag sicher auch an der prominenten Referentin: Die Sozialdemokraten hatten Andrea Nahles engagiert, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, in der Vergangenheit bekannt geworden unter anderem als Juso-Bundesvorsitzende, Ministerin für Arbeit und Soziales und als SPD-Parteivorsitzende.

Job-Drehscheibe soll Betriebe vernetzen

In ihrer lebhaften und bodenständigen Art ging die 54-Jährige auch auf Probleme im Rheinland ein. Den wirtschaftlichen Wandel hin zu weniger CO₂-Emissionen bekomme vor allem das Rheinische Braunkohlerevier zu spüren, betroffen vom Kohleausstieg seien rund 28.000 Menschen. Doch gleichzeitig suchten andere Branchen händeringend nach Fachkräften. Die Agentur für Arbeit reagiere darauf mit der sogenannten Job-Drehscheibe, die die Betriebe miteinander vernetze. Es gehe darum, die Transformation aktiv zu begleiten, so Nahles: „Das ist der neue Spirit.“

Dass es in Köln weniger Lehrstellen gebe als Bewerber, sei im bundesweiten Vergleich eine Ausnahme. Die Berufsorientierung müsse an den Schulen insgesamt früher ansetzen, forderte Nahles. Agentur-Mitarbeiter hätten es immer wieder mit verunsicherten jungen Leuten zu tun, „die nicht wissen, was sie machen sollen“. Die Generation Z sei jedenfalls nicht so cool, wie allgemein behauptet.

Eine „Katastrophe“: Abschlüsse werden nicht anerkannt

Unterm Strich sei der deutsche Arbeitsmarkt seltsam zweigeteilt: Die Zahl sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter liege, getrieben von Arbeitnehmern ohne deutschen Pass, so hoch wie nie zuvor. Andererseits steige die Arbeitslosigkeit. „Wir haben keinen Rückenwind von der Konjunktur“, so die Referentin. Außerdem fehle es Arbeitssuchenden oft an Qualifikationen. Angesichts des Fachkräftemangels sei die fehlende Anerkennung von Abschlüssen eine „Katastrophe“ für Zugewanderte, die auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß fassen wollten. Sie hätten es oft mit einem demotivierenden Hindernisparcours zu tun. Dabei seien vor allem Frauen aus der Ukraine meistens gut ausgebildet. Die Integration funktioniere in Deutschland mittelfristig jedoch besser als in anderen Ländern.

Das bestätigte in der anschließenden Fragerunde auch Nicole Grünewald, Präsidentin der Kölner Industrie- und Handelskammer. Allerdings könnten gut ausgebildete Frauen oft nicht so viel arbeiten wie gewünscht: „Die Kinderbetreuung funktioniert in unserer Region gar nicht“, so Grünewald. Zu den Teilnehmern gehörten auch Susanne Fabry vom Vorstand der Rhein-Energie, Johannes Klapper als Chef der Kölner Arbeitsagentur und Joybrato Mukherjee, Rektor der Kölner Universität. Claudia Walther, Vorsitzende der Kölner SPD, sprach von einer „überwältigenden Resonanz“ auf die Veranstaltung.