Kritik vom NaturschutzbundKöln führt Biotonnen-Pflicht ein – aber nur schrittweise
Köln – Das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt will die Verwaltung beauftragen, eine Biotonnen-Pflicht umzusetzen – zunächst jedoch nur als Experiment. Die Regelung soll erst einmal in zwei Vierteln innerhalb eines Stadtbezirks erprobt werden.
In den Verhandlungen zum Antrag stand nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ die Sorge im Raum, eine sofortige flächendeckende Biotonnen-Pflicht könnte die Qualität des Biomülls verschlechtern, weil mehr Menschen auch nicht-kompostierbaren Müll im Biomüll entsorgen könnten. Erkenntnisse aus anderen Kommunen sprechen jedoch dagegen.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) zeigt sich enttäuscht darüber, dass die Regelung zunächst nicht weiter gefasst wird. „Ich kann das nicht nachvollziehen“, sagte Holger Sticht, Vorsitzender des Kölner BUND, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Seit die separate Trennung von Biomüll 2015 gesetzlich verpflichtend ist, seien die Kommunen in der Pflicht. „Das Gesetz funktioniert nur mit einer entsprechenden kommunalen Umsetzung“, so Sticht weiter.
BUND: „Keine Kölner Erfindung, sondern eine überfällige Umsetzung“
Es sei offensichtlich, dass nicht alle Kölnerinnen und Kölner der Pflicht nachkommen, indem sie etwa Biomüll-Sammelstellen nutzen.Dennoch begrüßt Sticht, dass das Thema nun überhaupt auf der Agenda des Stadtrates steht. Der Antrag sei jedoch „keine Kölner Erfindung, sondern eine überfällige Umsetzung geltenden Rechts.“ Aus Klimaschutzsicht sei die Regelung „absolut wesentlich, wenn 40 Prozent des Hausmülls nicht verbrannt, sondern wiederverwendet werden.“
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Dass Köln beim Thema Biomüll durchaus Nachholbedarf hat, ist auch in Zahlen ablesbar. Der Abfallbilanz Nordrhein-Westfalens aus dem Jahr 2019 zufolge wurden in Köln pro Einwohnerin und Einwohner 66 Kilogramm Bio- und Grünabfall gesammelt. In vielen umliegenden Kreisen ist der Wert deutlich höher: Im Rhein-Erft-Kreis werden pro Jahr 133 Kilogramm pro Person kompostiert, im Rhein-Sieg-Kreis 143 Kilogramm und in Euskirchen sogar 175 Kilogramm. Der NRW-Schnitt lag 2019 bei 112 Kilogramm pro Person, fast doppelt so hoch wie der Kölner Wert.
„Es darf keine Möglichkeit ungenutzt bleiben, regenerativ Energie zu gewinnen“
Vorangetrieben wurde die Initiative in Köln von der Partei Volt. „In Zeiten des Klimawandels darf keine Möglichkeit ungenutzt bleiben, regenerativ Energie zu gewinnen“, sagte Christian Achtelik, umweltpolitischer Sprecher der Volt-Fraktion. „Mit einer Biotonne für jeden Haushalt können sich alle Kölnerinnen und Kölner unabhängig von der Bereitschaft ihrer Vermieterinnen und Vermieter an nachhaltiger Mülltrennung beteiligen und dazu beitragen, dass künftig mehr Energie auf nachhaltige Weise gewonnen wird“, so Achtelik weiter.
Er ließ durchblicken, dass die Regelung mittelfristig auf eine flächendeckende Installation von Biotonnen hinauslaufen soll. Bis dahin müssen viele Mehrparteienhäuser weiterhin auf eine vollständige Mülltrennung im eigenen Gebäudekomplex verzichten.