Für 2,3 Mio. Euro gekauftStadt Köln will Wohncontainer von Flüchtlingen verschenken
Köln – Nur wenige Jahre ist es her, dass die Stadt für Millionen Euro Wohncontainer anmietete oder ankaufte. Es war die Zeit, als pro Monat bis zu 1000 Flüchtlinge nach Köln kamen, die untergebracht werden mussten, als Turnhallen gesperrt wurden, weil sie als Notunterkünfte gebraucht wurden. Der Markt für Container war schnell leer gefegt, dubiose Anbieter verlangten teils Mondpreise für die Wohnwürfel.
Keine vier Jahre später würde die Stadt die Container zumindest teilweise gerne wieder loswerden, doch die einstmals begehrte Ware ist mittlerweile ein Ladenhüter. So verlief der Versuch, die 253 Container einer ehemaligen Flüchtlingsunterkunft in Rodenkirchen zu verkaufen, im Sande. Weil sich kein Käufer fand, sollen die Container jetzt verschrottet oder verschenkt werden.
Stadt Köln kaufte Container für 2,3 Millionen Euro
Für 2,3 Millionen Euro hatte die Stadt die Wohnmodule 2015 in den Niederlanden gekauft. Dort hatten sie als Studentenwohnungen gedient. An der Eygelshovener Straße in Rodenkirchen boten die 253 Container seither eine Unterkunft für 330 Flüchtlinge – bis in diesem Herbst die letzten Menschen auszogen. Dass trotz mehrerer Ortsbesichtigungen letztendlich alle Kaufinteressenten absprangen, bringt die Stadt in Zugzwang. Denn die Zeit drängt: Das Gelände, auf dem die Containerblöcke stehen, wird für den geplanten Erweiterungsbau der Gesamtschule Rodenkirchen gebraucht.
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Per Dringlichkeitsbeschluss beantragte die Verwaltung deshalb den Rückbau der Anlage. Kostenpunkt insgesamt: 1,7 Millionen Euro. Allein die Entsorgung der Container verschlingt 950.000 Euro. Eine alternative Nutzung, etwa zur Notunterbringung von Obdachlosen oder wohnungssuchenden Studenten, hält die Verwaltung für ausgeschlossen. Die gesamte Anlage befinde sich in einem gebrauchten, teils stark abgenutzten Zustand, heißt es in der Vorlage.
SPD Köln fordert Konzept für Container als Notunterkünfte
Die Verschrottung der einst heiß begehrten Module stieß indes sowohl bei der SPD als auch in der FDP auf Kritik. „Wir haben eine Wohnungsnot in der Stadt“, sagte Michael Paetzold, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Rat. Studierende fänden keine bezahlbaren Unterkünfte, viele Menschen seien obdachlos. Paetzold forderte von der Verwaltung schnellstmöglich ein Konzept, wie die Container als Notunterkünfte genutzt werden könnten. Dies lehnte die Verwaltung mit Verweis auf den schlechten Zustand der Container ab. Lediglich einzelne Module könnten unter Umständen wieder verwendet werden.
Die FDP in der Bezirksvertretung Rodenkirchen regte an, die Container zumindest zu verschenken. Diese sollten vorrangig dem italienischen und dem griechischen Generalkonsulat angeboten werden, um die angespannte Lage in den dortigen Flüchtlingslagern zu entschärfen, heißt es in einem FDP-Antrag, den die Bezirksvertreter mit großer Mehrheit verabschiedeten (der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete). „Ich glaube nicht, dass die Baukörper alle marode sind“, sagte Karl Wolters (FDP) zur Begründung.
Dem hat sich die Stadt mittlerweile angeschlossen. Das Angebot richte sich an alle Personen und Institutionen, die bereit und in der Lage seien, kurzfristig einzelne oder mehrere Unterkunftseinheiten abzutransportieren – auf eigene Kosten, versteht sich.