„Mein Leben stand still”Neue Hoffnung im Kampf gegen den Blutkrebs

Moderator Amiaz Habtu (v.l.), Elke Neujahr, Ignacia Pattillo Garnham und Alexander Schmidt
Copyright: Herbert Bucco
Köln – Die Diagnose war für Lars Penke ein Schock. 2018 war es, als die Ärzte dem damals 25-jährigen Studenten der Internationalen Wirtschaft mitteilten, dass er an Blutkrebs erkrankt war. „Mein Leben stand still, man denkt plötzlich an den Tod“, sagte Penke bei einer Informationsveranstaltung der Deutschen Knochenmarksspenderdatei (DKMS) am Dienstag in Köln. Dass er die Erkrankung bislang gut in den Griff bekommen hat, verdankt Penke auch einer Stammzellspende, die er 2019 über die DKMS erhalten hatte. „Dieser Tag war mein zweiter Geburtstag.“
Alle 27 Sekunden wird weltweit bei einem Menschen Blutkrebs festgestellt. Seit 1991 arbeiten die Mitglieder der DKMS daran, dass mehr und mehr Patienten eine entsprechende Spende erhalten und die Krankheit ganz oder zeitweise überwinden können. Bislang konnte die Organisation insgesamt 100.000 Spenden vermittelt und ist in sieben Ländern auf fünf Kontinenten aktiv. Mehr als elf Millionen Spender haben sich in der DKMS-Datenbank registriert. „100.000 – das ist eine Zahl der Hoffnung“, sagt die Vorsitzende der Geschäftsführung, Elke Neujahr. Sie träumt davon, dass es bis 2030 die DKMS in 20 Ländern arbeitet und mehr als 20 Millionen Spender und Spenderinnen in der Datenbank vermerkt sind.
Alle 27 Sekunden erkrankt ein Mensch an Blutkrebs
Nicht alle Patienten hätten so viel Glück wie Lars Penke, einen passenden Spender zu finden. Derzeit sei das nur bei sechs von zehn Betroffenen der Fall, so Neujahr. Entscheidend dafür, dass eine Spende für einen Patienten passt, ist, dass möglichst viele Gewebemerkmale beider übereinstimmen, sagt der medizinische Leiter, Alexander Schmidt.
Das könnte Sie auch interessieren:
Die DKMS vermittelt aber nicht nur Stammzellenspenden, sondern betreibt auch Forschung. So werden klinische Studien finanziert, um die Transplantation der Stammzellen und Zelltherapie erfolgreicher zu gestalten. Besonders am Herzen liegt Schmidt das Programm „Access to Transplantation“, mit dem Patienten und Patientinnen in ärmeren Ländern unterstützt werden. So würden die Kosten für die Typisierung der Spender und Spenderinnen und der Transplantation übernommen. Auch in der Ukraine engagiert sich die DKMS und hat nach dem Angriff Russlands auf das Land zahlreiche Patienten nach Polen und Deutschland transportieren lassen.

Ignacia Pattillo Garnham und Lars Penke
Copyright: Herbert Bucco
Die Chilenin Ignacia Patillo Garnham hätte sich vor wenigen Jahren nicht vorstellen können, sich bei der DKMS zu engagieren. 2016 hatte ihre Familie die niederschmetternde Nachricht erhalten, dass ihr dreijähriger Sohn Eduardo an einem Hirntumor erkrankt war und aufgrund der Chemotherapie und der damit einhergehenden Komplikationen eine Stammzellenspende benötigte. Nach nur 15 Tagen konnte die DKMS eine Spende organisieren. „Später erfuhren wir, dass es sich um die Spende eines 24-jährigen Deutschen handelte“, sagt sie.
DKMS ist weltweit aktiv
Wenn auch das Kind nur ein Jahr später starb, beeindruckte Patillo Garnham die Arbeit der DKMS. „Der Verlust war für uns zutiefst erschütternd. Zugleich hat es mich dazu motiviert, für die DKMS zu arbeiten und einen Weg zu finden, anderen Eltern und Familien den Schmerz und das Leid zu ersparen, das wir erleben mussten.“ Heute ist sie Leiterin der chilenischen Filiale.
Auch Lars Penke hat seine eigenen Erfahrungen dazu veranlasst, sich für die DKMS einzusetzen. So organsierte er eine Typisierungsaktion in seiner Heimatstadt Isselhorst, bei der insgesamt 1200 Spender gefunden werden konnten. Immerhin sechs von ihnen konnten mittlerweile bei einer Spende zum Einsatz kommen. Penke selbst weiß, dass er jederzeit einen Rückfall erleiden kann, muss alle vier Wochen in eine Uniklinik. „Ich freue mich aber, dass ich jeden Tag entscheiden kann, was ich tun kann.“ Das sei im Klinikalltag nicht so gewesen.