Neues AlbumTommy Engel spielt kölsche Klassiker in neuem Gewand
Lesezeit 3 Minuten
Köln – Vier Jahre hat sich Tommy Engel Zeit gelassen, um ein neues Studio-Album zu veröffentlichen. Doch die Wartezeit hat sich gelohnt. „Dat kölsche Songbook“ bietet zwölf Lieder, die man kennt, die Engel und seine Band aber musikalisch in ein völlig neues Gewand gepackt haben.
Und das zumeist nur mit vier Instrumenten – so mit Pianist Jürgen Fritz, Bassist Hans Maahn, Schlagzeuger Axel Vesper und vor allem mit dem frühere Bap-Gitarristen Helmut Krumminga, der mit seiner Art zu spielen dem Album richtig gut tut. Die gemeinsame Arbeit in den Maarweg-Studios habe „unglaublich viel Spaß gemacht“, waren sich die Musiker am Montag bei der CD-Präsentation im „Himmelszelt“ an der Gummersbacher Straße einig.
„Pütze Hein“ als Blaupause
Basierend auf einer Umfrage nach Lieblingssongs im Freundeskreis, haben sich Engel und Fritz im kölschen Liedgut bedient – bei Höhnern, Brings und Co. Auslöser war die modernere Version des Bläck Fööss-Titels „Pütze Hein“ in der Weihnachtsengel-Show 2015. Fritz: „Das hat vielen Leuten gefallen und war für uns eine Art Blaupause.“
Der kölsche Komödiant und Entertainer als Cover-Sänger? Das geht. Sehr gut sogar. Mit solch einem Konzept ist er in guter Gesellschaft, denn namhafte Kollegen haben ihm die Cover-Idee vorgemacht. So Rod Steward, Eric Clapton und Robbie Williams, Bob Dylan, David Bowie und auch Bands wie Metallica und sogar die Rolling Stones mit ihrem kommenden Album „Blue & Lonesome“. War bei denen die Auswahl global, ist sie bei Engel eher regional. Bis auf eine Ausnahme. Der Auftaktsong der CD stammt von Ben E. King: „Stand by me“.
„Wenn d’r Dom sich bei Facebook registriert“
Das war schon in der Version von John Lennon in den Charts. Mit den Versen von Jürgen Fritz, die Engel auf den Punkt singt, klingt „Noh bei dir“ wieder schwer nach den 60er Jahren, aber erneut hitverdächtig. Auch Dank Zeilen wie „Wenn d’r Dom sich bei Facebook registriert“. Engel lapidar: „Damit ist das jetzt auch ein kölsches Lied.“
Auch die Songs der kölschen Bands bleiben erkennbar, klingen aber hörbar anders. Engel: „Das zeugt von Respekt vor den Kollegen. Es hat manchmal eine Weile gedauert, bis ich zu dem jeweiligen Lied eine Haltung gefunden habe. Man überschreitet ja eine Grenze.“ So ist „Ävver et Hätz bliev he in Kölle“, einst von den Höhnern mit Stefan Raab eingespielt, mit eindringlichen Mundharmonika-Passagen angereichert. Cat Ballous „Et jitt kein Woot“ kommt, musikalisch an Pink Floyd erinnernd, ganz ohne den „Oh-oh-oh“-Chor aus. Und aus der Kasalla-Ballade „Nit vun Kölle“ wird ein knackiger Rocksong. Auch die Versionen von „Ene Besuch em Zoo“, „Heim jon“ (Brings) und „Zevill Jepäck“ (Piano has been drinking) überzeugen. Und beim Willi Ostermann-Klassiker „Heimweh noh Kölle“ müssen die Traditionalisten schon zweimal hinhören: Das ist kein Schunkellied mehr, sondern eine Tanznummer im langsamen Samba-Schritt.
Dass Trude Herr zu Engels Favoriten zählt, ist bekannt. Von ihr hat die Band drei Titel aufgenommen, auch den Klassiker „Niemals geht man so ganz“. Allerdings jetzt mit einem komplett kölschen Text von Wolfgang Niedecken. Und davon ist auch Gitarrist Krumminga angetan. „Ich hätte nicht gedacht, dass man diese Nummer noch ein weiteres Mal machen kann. Aber es ist gelungen.“