TV-Doku im ErstenKölner Staatsanwältin ermittelt gegen Cum-Ex-Betrüger
Köln – Für Anne Brorhilker war die Sache von Anfang an klar: Als sie vor mehr als acht Jahren in die Ermittlungen um die Cum-Ex-Deals einstieg, habe sie keine Sekunde lang überlegt, ob diese Steuergeschäfte legitim sein könnten, sagt die Kölner Oberstaatsanwältin in der sehenswerten ARD-Doku „Der Milliardenraub“ (Montag, 22.50 Uhr, Das Erste). Dass sie es nicht sind „lag für mich auf der Hand“.
Im März 2020 hat mit dem Bonner Landgericht erstmals auch ein deutsches Gericht so entschieden. Cum-Ex ist illegal. Das Urteil ist ein Meilenstein im Kampf gegen diese Form des organisierten Steuerschwindels.
Neu geschaffene Abteilung
Anne Brorhilker hat sich nie beirren lassen. Anfangs nur von wenigen Ermittlern aus dem Landeskriminalamt (LKA) unterstützt, leitet die 47-Jährige inzwischen eine neu geschaffene Hauptabteilung bei der Staatsanwaltschaft Köln. NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) spricht von einer „Eliteeinheit gegen Cum-Ex“ und „industrielle Steuerhinterziehung“. Wie arbeitet diese Einheit? Was treibt sie an? Und wie schaffen es 20 Staatsanwälte, 43 Polizisten und 35 Beamte aus der Finanzverwaltung, einer Armada von renommierten Bankern, Finanzprofis und hochspezialisierten Steuerfachanwälten weltweit tätiger Kanzleien zu trotzen? Darum geht es in dem 45-minütigen Film, für den Journalisten von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung über ein Jahr recherchiert und gedreht haben.
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Banker und Anwälte haben – teilweise mit Unterstützung aus der Politik – Anfang der 2000er Jahre ein ausgeklügeltes System erdacht, mit dem sie in den Folgejahren Milliarden aus der Staatskasse geholt haben. Vorkenntnisse über die hochkomplexe Cum-Ex-Materie sind nicht von Nachteil, um der Doku besser folgen zu können. Aber auch ohne tieferes Wissen vermittelt sich dem Zuschauer die Monstrosität des wohl größten Steuerskandals der deutschen Nachkriegsgeschichte und vor allem: die unglaubliche Dreistigkeit der Beteiligten.
Fünf Ermittler und 60 Anwälte
„Die Arroganz wurde deutlich“, sagt Ermittlerin Brorhilker über die Täter. „Die Akteure waren gut vernetzt. Sie schauten auf andere herab, als wollten sie sagen: Wir spielen in einer anderen Liga.“ Bei einem Termin in einer Bank etwa hätten sich fünf Ermittler plötzlich 50 bis 60 Anwälten gegenübergesehen, die im Besprechungsraum in zwei Reihen hintereinander standen. „Sie wollten uns durch ihre schiere Präsenz in Rückenlage bringen“, schildert Brorhilker. Die Arbeit geht ihr und ihrem Team vorerst nicht aus. Während Cum-Ex noch lange nicht abgearbeitet ist, haben sich Betrüger längst wieder neue Maschen ausgedacht.