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U18-BundestagswahlSo haben die Jugendlichen in der Region Köln abgestimmt

Lesezeit 3 Minuten
Eine Jugendliche wirft ihren Wahlzettel in die Urne.

Bei den Jugendwahlen U18 gab es einigen Überraschungen.

Deutschlands Jugend hat schon mal vorab gewählt. Das Ergebnis deutet einen überraschenden Stimmungswandel an.

Viel ist in den vergangenen Wochen die Rede davon gewesen, wie es der AfD gelingt, bei den jungen Wählern erfolgreich zu sein. Die U18-Bundestagswahl der Jugendlichen zeigt nun einen überraschenden Wandel: Im Regierungsbezirk Köln wurde die Fraktion „Die Linke“ mit knapp 21 Prozent stärkste Kraft. Auf den Plätzen folgten die Sozialdemokraten mit 19,65 Prozent und die Grünen mit 18,26 Prozent. Die AfD kam auf 8,6 Prozent.

Zu der vom Kölner Jugendring organisierten Wahl konnten Jugendliche an 50 Wahllokalen in zehn Kölner Schulen sowie in Jugendzentren, Bürgerzentren oder Supermärkten ihre Stimme abgeben. Davon machten im Regierungsbezirk Köln mehr als 10.000 Jugendliche Gebrauch. Im Stadtgebiet Köln lagen die hier auch traditionell starken Grünen mit 26,4 Prozent vor der Linken mit 24,27, der SPD mit 18,7 Prozent und der CDU mit 9,2 Prozent. Danach folgen Volt mit 3,46 Prozent und die FDP mit 3,1 Prozent.

FDP bei den Jugendlichen gleichauf mit dem BSW

Das Ergebnis im Regierungsbezirk Köln liegt im Bundestrend: Beim deutschlandweiten Ergebnis der U18-Wahlen entfielen mit 20,8 Prozent auf die Linke die meisten Stimmen. Danach folgen die SPD mit 17,9 Prozent, die CDU/CSU mit 15,74 Prozent, die AfD mit 15,5 Prozent und die Grünen mit 12,5 Prozent. Das BSW kam auf 3,4 Prozent und die FDP ebenfalls auf 3,4 Prozent. Bundesweit wurden in den knapp 2000 Wahllokalen 166.443 Stimmen abgegeben.

Bundesweit wurden die U18-Wahlen organisiert vom Bundesjugendring, vom Deutschen Kinderhilfswerk, Landesjugendringen und Jugendverbänden. Sie werden als Wahlsimulation seit mehr als 20 Jahren in Deutschland abgehalten. Sie sind nicht repräsentativ, gelten aber als wichtiger Seismograf dafür, was Jugendliche bewegt. Dabei waren für die AfD höhere Werte erwartet worden. Erfüllt hat die Rechtsaußen-Partei die Erwartungen in den ostdeutschen Bundesländern: In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen lag die AfD mit über 30 Prozent vorne. Auf dem zweiten Platz folgte auch in allen ostdeutschen Bundesländern die Linke.

Stimmungswandel zur U18-Wahl im Jahr 2021

Damit zeigen sich ein deutlicher Stimmungswandel bei den Jugendlichen: Bei den U18-Wahlen vor der Bundestagswahl 2021 lagen die Grünen noch mit 31,8 Prozent vorne. Damals kam die FDP noch auf 18,2 Prozent, die Linke lag bei 11,36 Prozent. Bei der U18-Europawahl im vergangenen Sommer zur Europawahl holte die Linke nur 6,8 Prozent. Damals waren SPD und Union mit jeweils knapp 20 Prozent gleichauf, die Grünen und die AfD erhielten beide jeweils knapp 14 Prozent.

In bundesweiten Umfragen unter den wahlberechtigten Erwachsenen liegt die Linke inzwischen bei sieben Prozent. Die Partei hat derzeit einen enormen Mitgliederzuwachs. Es gab seit Anfang des Jahres 20.000 Neueintritte. Mit fast 5500 neuen Mitgliedern wuchs der NRW-Landesverband am stärksten. Der Zuwachs könnte zum einen mit der erfolgreichen Social-Media-Kampagne der Partei zu tun haben – vor allem junge Frauen erklärten zuletzt ihren Eintritt.

Außerdem mit Linken-Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek: Die 36-Jährige aus Sachsen-Anhalt betreibt einen TikTok-Kanal mit 500.000 Followern. Als die CDU im Bundestag mit der AfD stimmte, trat Reichinnek ans Mikrofon und hielt eine spontane Rede, in der sie rief: „Auf die Barrikaden!“ Das Video hatte allein auf ihrem TikTok-Account mehr als sechs Millionen Aufrufe.