„Auf die Barrikaden!“: Mit den Videos ihrer Rede im Bundestag erreicht die Spitzenkandidatin der Linken rund 30 Millionen Klicks.
30 Millionen KlicksDiese Rede machte sie zum Star – Heidi Reichinnek als „Queen“ des Bundestags
Jung, tätowiert und wütend: Wer Heidi Reichinnek bislang nicht kannte, hat sie spätestens seit dem 29. Januar auf dem Schirm. Die 36-Jährige ist neben Jan van Aken Spitzenkandidatin der Linken bei der Bundestagswahl, trägt auf ihrem linken Arm ein Tattoo von Rosa Luxemburg und erobert gerade nicht nur Herzen in den sozialen Medien.
Ausgerechnet mit Stimmen der AfD erreichte der Antrag der CDU zur Verschärfung der Migrationspolitik eine Mehrheit an diesem 29. Januar. Was Friedrich Merz für seinen Fünf-Punkte-Migrationsplan in Kauf nahm, war für viele andere Abgeordnete ein Dammbruch. Dann ging Heidi Reichinnek nach vorn und hielt eine flammende Rede im Bundestag darüber, dass „eine christlich-demokratische Partei mit Rechtsextremen paktiert“.
„Sie haben die Mehrheit mit der AfD nicht in Kauf genommen. Das sind keine Zufallsmehrheiten. Sie haben diese Mehrheiten gesucht. Gemeinsam mit der FDP haben Sie diese Mehrheiten gezielt gesucht, und das ist das verdammte Problem, und Sie verstehen es bis jetzt noch nicht“, schleudert Heidi Reichinnek Friedrich Merz entgegen. Er habe das Land an diesem Tag zum Schlechteren verändert, mache sich zum „Steigbügelhalter“, seine Aussagen zu den Stimmen der AfD seien „erbärmlich“.
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Heidi Reichinnek sagt: „Wir sind die Brandmauer“
Aber sie sagt auch: „Wir sind die Brandmauer.“ Am Ende ruft sie „Wehrt euch, leistet Widerstand in diesem Land! Auf die Barrikaden!“ in den Raum, bevor sie das Rednerpult verlässt. Die „taz“ bezeichnet sie daraufhin als „Queen“. Das Video ihrer „Brandmauer“-Rede sammelt nach Angaben von Die Linke binnen weniger Tage über alle Social-Media-Kanäle wie Instagram und Tiktok hinweg rund 30 Millionen Klicks. Wie der „Spiegel“ schreibt, gibt es Mutmaßungen, es könnte das meistgesehene Parlamentsvideo überhaupt sein.
Auf TikTok folgen der Linkenpolitikerin nun 468.000 Menschen, bei Instagram sind es 298.000, ihre Beiträge werden millionenfach geliked. Zum Vergleich: Friedrich Merz kommt auf beiden Plattformen zusammen auf knapp 233.000 Follower. Heidi Reichinnek ist in Sachsen-Anhalt aufgewachsen, hört gerne Metal und war vorher als pädagogische Mitarbeiterin in der Jugendhilfe tätig.
Heidi Reichinnek will Politik verständlich machen
Reichinnek nutzt das Potenzial der sozialen Medien wie kaum eine andere Politikerin. Sie ist jung, spricht schnell und unverblümt, posted zu Schwangerschaftsabbrüchen und Gewalt gegen Frauen. In ihren Beiträgen nutzt sie häufig Memes und Sarkasmus. Über ihre Strategie sagt Heidi Reichinnek, sie wolle politische Inhalte so erklären, dass die Menschen sie auch verstehen – manchmal provokant, aber immer mit Fakten hinterlegt.
Studiert hat die Linken-Abgeordnete Politik und Wirtschaft des Nahen und Mittleren Ostens. Sie spricht unter anderem Arabisch und Hebräisch. Seit Februar 2024 ist Heidi Reichinnek Co-Vorsitzende der Bundestagsgruppe die Linke und als Sprecherin für Kinder- und Jugendpolitik aktiv. Zum Weggang von Sahra Wagenknecht aus ihrer Partei sagte sie jüngst: „Es ist auf jeden Fall entspannter geworden. Die Streitereien sind jetzt endlich vorbei.“
Die Linke habe nun mehr als 71.000 Mitglieder, die höchste Zahl seit 2010. In aktuellen Umfragen kommt die Partei auf fünf Prozent und damit vor dem BSW. Anscheinend gefällt den Menschen, was sie sehen und hören. Ob der Hype um Heidi der Linken zum selbst gesetzten Ziel von „sieben bis acht Prozent“ bei der Bundestagswahl verhelfen wird? (mit dpa)