Köln – Eigentlich eine gute Idee: Zwei Kölner Innenstadtschulen - die Kaiserin-Augusta-Schule und das quasi benachbarte Friedrich-Wilhelm-Gymnasium - hatten sich darauf geeinigt, angesichts der hohen Corona-Inzidenzzahl ab dieser Woche in einem gemeinsamen Konzept den Schulbeginn zu entzerren.
Volle KVB-Bahnen und Busse mit dicht an dicht stehenden Schülern gelten als Risikofaktor für die Ausbreitung der Pandemie. Vor allem wenn sich Schüler von gleich zwei großen Gymnasien mit insgesamt mehr als 2000 Schülerinnen und Schülern zur selben Zeit in den Bahnen knubbeln.
Wochenweiser Wechsel
Das Konzept sah den wochenweisen Wechsel vor: In einer Woche sollte die eine Schule regulär um 8.10 Uhr beginnen und die andere 20 Minuten später um 8.30 Uhr. In der darauf folgenden Woche sollte gewechselt werden. Für die dann jeweils ausfallenden 20 Minuten sollten die Lehrer Aufgaben im gleichen Bearbeitungsumfang stellen, die in den Unterricht einfließen.
"Keine rechtliche Grundlage"
Die Bezirksregierung habe „unsere kreative Suche nach einer Lösung zur Regelung der Schülerströme an den Bahn- und Bushaltestellen ausdrücklich begrüßt“, freute sich die Schulleitung in einem Brief an die Eltern. Daher sollte das Experiment auch wie geplant in dieser Woche starten. Dann kassierte nach Angaben der Schule das Bildungsministerium den Vorstoß: „Leider sehen die Juristen des Schulministeriums für unsere Lösung keine rechtliche Grundlage“, teilte Schulleiterin Mirja Matysiak den Eltern mit. Das Ergebnis am Montag: Weiter volle Bahnen und ein Shitstorm auf Twitter gegen das Nein von behördlicher Seite.
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In den beiden Schulen herrscht Unverständnis. Zumal Schulministerin Yvonne Gebauer am Montag verkündete, dass die Schulen den Unterrichtsbeginn in einem größeren Zeitfenster festlegen könnten. Statt dem bisherigen Zeitraum von 7.30 Uhr bis 8.30 Uhr seien jetzt 7 bis 9 Uhr möglich.
Das Schulministerium begrüße grundsätzlich die Bemühungen von Schulen, den ÖPNV durch gestaffelten Unterrichtsbeginn zu entlasten, erklärte das Schulministerium auf Anfrage. Dort spielte man allerdings den Ball zurück an die Bezirksregierung: Die Verantwortung für die Entscheidung liege nicht in der Verantwortung des Ministeriums. Diese habe die Bezirksregierung Köln getroffen.
Diese habe der Schule rückgemeldet, dass sie zwar die Entzerrung durch den flexibilisierten Unterrichtsbeginn begrüße. Probleme habe man aber mit der Kompensation der Ausfallzeiten durch Distanzangebote. Dies widerspreche dem Grundsatz des Landes, Distanzangebote nur dann bereitzustellen, wenn es aufgrund von Infektionen zu Ausfällen von Lehrkräften oder Fehlzeiten von Schülern komme. In die Entscheidung der Bezirksregierung, die im Einklang stehe mit den aktuellen Schutz- und Verhaltensregeln des Landes für Schulen, „war das Ministerium für Schule und Bildung nicht involviert“, hieß es dort.
120 zusätzliche Schulfahrten
Unterdessen bemüht sich auch die Stadt, die morgendliche Schülerdichte in den Bahnen zu entzerren. Die KVB habe ihr Bahnangebot aufgestockt, erklärte Schuldezernent Robert Voigtsberger. Außerdem würden auch zusätzliche Fahrten mit angemieteten Reisebussen durchgeführt. Insgesamt würden 120 zusätzliche Schulfahrten pro Tag durchgeführt.