„Wir wollten etwas tun“Kölner Konvoi bringt Hilfsgüter ins Grenzgebiet
Köln – Sie sind müde und abgekämpft, aber glücklich. 15 Stunden sind Christoph Maxeiner und elf Freunde und Bekannte mit sechs Kleintransporter ins polnisch-ukrainische Grenzgebiet gefahren, haben zahlreiche Kisten den Helfern vor Ort überreicht und Kindern, die vom Krieg in der Ukraine geflohen sind am Bahnhof von Przmysil Spielzeug geschenkt. „Das war der emotionalste Moment der Reise“, sagt Maxeiner, den man am Samstagabend am Telefon im polnischen Krakau erreicht. „Da sind ein paar Tränen geflossen.“
Einen Tag zuvor, am Freitagmorgen, trifft man Maxeiner und sein Team im Rodenkirchener Gewerbegebiet auf dem Hof der Firma Römer Bedachungen, wo Maxeiner Geschäftsführer ist. An der Kelvinstraße 27 standen sechs Sprinter, Männer und Frauen wuselten umher, packten und verluden Kisten in die Transporter. Fünfeinhalb Tonnen Hilfsgüter waren binnen weniger Tage zusammen gekommen, sagte Michael Wershoven, der Maxeiner auf der Tour begleitete.
Idee entstand am Aschermittwoch
Entstanden sei die Idee bei einem Fischessen an Aschermittwoch. Die Bilder aus der Ukraine haben uns betroffen gemacht“, so Wershoven. „Wir wollten was tun.“ Ursprünglich wollte das Team mit nur einem Sprinter ins Grenzgebiet fahren. Nachdem die Idee über Facebook verbreitetet worden sei, habe es aber eine „wahnsinnige Resonanz“ gegeben, wie Wershoven sagt.
Binnen weniger Tage wurden haltbare Lebensmittel, Hygieneartikel, Babynahrung, Windeln, Schlafsäcke, Decken, Batterien, Powerbanks und vieles mehr gesammelt. Hinzu kamen 10.000 Euro an Geldspenden.
Kaufhaus im polnischen Korczowa dient als Ankunftsstation
In der polnischen Grenzstadt Korczowa lieferten die Kölner die Hilfsgüter in einem Kaufhaus ab, das derzeit als Ankunftsstationen für ukrainische Flüchtlinge und Lager für Hilfsgüter dient. Dort kamen in engem Takt Lastwagen und Autos mit Anhängern mit Hilfsgütern an.
„Es werden große Massen umgesetzt“, so Maxeiner am Telefon. Die Güter werden ausgeladen, auf Paletten verpackt, mit Folie umwickelt und mit Hubwagen ins Lager gefahren. „Im ersten Moment sieht es dort chaotisch aus, ist es aber nicht“, so Maxeiner. Militärs sorgten für Ordnung.
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In einer zweiten Halle hielten sich 1000 Flüchtlinge auf, mit denen die Kölner allerdings keinen Kontakt hatten. Sie schliefen dort auf Feldbetten, die dort in engen Riehen aufgestellt worden waren. Die Halle fasse eigentlich 5000 Menschen, und flugs am Sonntag sollen 3000 bis 4000 weitere Flüchtlinge in Korczowa eintreffen. Dann seien plötzlich 20 Autos mit Blaulicht eingetroffen, Offenbar handelte es sich um einen polnischen Minister, der sich ein Bild von der Lage vor Ort machen wollte und Journalisten Interviews geben wollte.
Kinder warten am Bahnhof
Am Bahnhof in Przmysil hatten die Helfer aus Köln schließlich doch noch Kontakt zu Flüchtlingen. Dort hielten sich Massen von Menschen auf, drängten sich in die Züge. Flüchtlinge stünden mit Schildern vor dem Bahnhof und fragten nach Mitfahrgelegenheiten. Maxeiner kam ins Gespräch mit einer Familie, die einen sicheren Platz in Finnland gefunden hatte und nun per Flugzeug dahin gelangen soll. Am Bahnhof trafen die Helfer auch auf die ukrainischen Kinder, denen sie mit den von Kölner Kindern gepackten Spielzeugtaschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnten.
Die Reise ließen Maxeiner und sein Team am Samstag mit einem Essen in Krakau ausklingen, bevor sie sich auf den Heimweg machen. Sie wollen die Tour an die Grenze aber wiederholen und dann vielleicht auch Geflüchtete mit nach Köln nehmen.