- Vertreter von Vorstand und Kontrollgremium der Sparkasse Köln-Bonn sehen sich nach fast vier Monaten Ungewissheit zum Handeln gezwungen.
- Ein Insider verrät: „Was da passiert ist, trifft uns wie aus heiterem Himmel".
Köln – Eine ähnliche Situation der Ungewissheit hat es an der Spitze der Sparkasse Köln-Bonn noch nicht gegeben: Ein Vertrauensarzt soll den aufgrund einer Erkrankung seit Monaten dienstunfähigen Vorstandsvorsitzenden Rüdiger Linnebank (49) untersuchen, um der Sparkasse zumindest einen Anhaltspunkt über dessen Genesungsaussichten zu liefern. Denn derzeit weiß offenbar niemand, wie es im kommenden Jahr mit dem Chefposten in Deutschlands größtem kommunalen Geldinstitut weitergehen wird.
Spärliche Kommunikation zwischen Manager und Arbeitgeber
Der Verwaltungsrat der Sparkasse wurde am vorigen Freitag über den ungewöhnlichen Schritt informiert. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll die Kommunikation zwischen dem Manager und seinen Arbeitgeber so spärlich verlaufen sein, dass sich Vertreter des Vorstandes und des Kontrollgremiums zum Handeln gezwungen sahen.
Linnebank hat den Spitzenjob in der Zentrale an der Hahnenstraße als Nachfolger von Artur Grzesiek im April diesen Jahres übernommen. Zuvor hatte er die wesentlich kleinere Sparkasse Vorderpfalz in Ludwigshafen geleitet. Die mit der Kandidatensuche beauftragte Findungskommission wurde von einem Personalberatungsunternehmen unterstützt. Ende August soll sich Linnebank, ein promovierter Diplom-Kaufmann, wegen einer Erkrankung arbeitsunfähig gemeldet haben.
Linnebanks Rückkehr völlig offen
Im September informierte Verwaltungsratschef Martin Börschel die Mitarbeiter darüber, dass Sparkassen-Vize Ulrich Voigt die Geschäfte vorübergehend leiten werde. Die Behandlungsdauer des erkrankten Vorstandsvorsitzenden könne derzeit nicht abgeschätzt werden, so Börschel damals. Daran habe sich seither nichts geändert, heißt es. Der Zeitpunkt einer möglichen Rückkehr ins Chefbüro sei völlig offen.
Die Sparkasse teilte am Montag auf Anfrage mit, sie äußere sich „gegenüber der Öffentlichkeit nicht zur Erkrankung Ihres Vorsitzenden des Vorstands“. Die Zurückhaltung erfolge aus Respekt sowie zum Schutz der Persönlichkeitsrechte Linnebanks. Der kommissarische Leiter Voigt „genießt das volle Vertrauen des Verwaltungsrats. Somit verfügt die Sparkasse Köln-Bonn aktuell über eine stabile Vertretungssituation“.
In den ersten Monaten seiner Tätigkeit habe Sparkassenchef Linnebank „einen sehr guten Eindruck vermittelt“ und „vieles bewegen können“, ist in Kreisen des Geldinstituts zu erfahren. „Was da passiert ist“, sagt ein Insider, „trifft uns wie aus heiterem Himmel“.
Schwierige Situation
Die Sparkasse mit rund 900.000 Kunden und einer Bilanzsumme von mehr als 26 Milliarden Euro befindet sich ohnehin in einer schwierigen Situation. Das veränderte Nutzungsverhalten der Verbraucher und die Digitalisierung der internen Arbeitsabläufe wirken sich auf den Personalbestand aus. Bis 2022 sollen 850 Stellen der 3100 Vollzeitstellen abgebaut werden.
Der im März mit dem für Vorstände üblichen Fünfjahresvertrag gestartete Linnebank kündigte an, auch das Führungsgremium verkleinern zu wollen. Statt aus sechs Mitgliedern wie bisher soll die oberste Führungsebene künftig nur noch aus vier Mitgliedern bestehen.