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179 Euro pauschal für NichtsVerbraucherzentrale Köln warnt vor unseriösen Notdiensten

Lesezeit 5 Minuten
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Eine Türöffnung durch einen Notdienst kann sehr teuer werden. (Symbolbild)

  1. Unser Autor muss den Notdienst rufen, ein Plastikgriff an der Klospülung ist abgebrochen.
  2. Eigentlich keine große Sache, doch den Einsatz des Installateurs soll er am Ende 443 Euro zahlen – 179 Euro davon für Nichts.
  3. Was empfiehlt die Verbraucherzentrale Köln in so einem Fall? Und wie erkennt man schwarze Schafe? Wir haben nachgefragt.

Köln – Auf die Frage an den vorgeblichen Installateur, was es denn eigentlich koste, den Plastikknopf der Klospülung zu ersetzen, zückt der Mann eine Rechnung: 179 Euro Pauschalkosten (für Nichts) und 69 Euro für An- und Abfahrt sind da als feste Posten aufgedruckt, „Dazu kommen 89 Euro für eine Stunde nach 18 Uhr“, sagt der Mann, tippt Zahlen in einen Taschenrechner und zeigt das Ergebnis: 443 Euro. „Das ist der Preis, wenn ich eine Viertelstunde brauche“, sagt er. 443 Euro für einen abgebrochenen Plastikgriff – „die Materialkosten kommen natürlich dazu“.

Die Szene ist keinem Sketch entlehnt – der Autor dieses Textes hat sie vor einigen Wochen so erlebt. Der postwendend angerufene Auftraggeber wollte sich nicht äußern – und bat stattdessen darum, mit seinem Mitarbeiter zu sprechen. Der sagte nach dem Telefonat, er müsse „zumindest die Anfahrtskosten und die angebrochene Stunde berechnen“. Zuckte aber auf die Frage, ob er das wirklich ernst meine, nur mit den Schultern und zog ab. Auch auf eine schriftliche Anfrage dieser Zeitung äußerte sich der Vermittlungsdienst, der unter dem Namen Blitz-Gebäudetechnik GmbH mit Sitz in Gladbeck firmiert, nicht.

Notdienste sitzen oft gar nicht in Köln

Der Fall passt zu den Praktiken dubioser Schlüsselnotdienste, Rohrreinigungsfirmen und Installateure, von denen Menschen aus Köln und Umgebung der Verbraucherzentrale (VZ) immer wieder erzählen: „Mit dem Problem sind viele Menschen im Notfall konfrontiert“, sagt Monika Jenke, Beraterin bei der VZ in Köln. „Man hat sich ausgeschlossen, ein Rohr ist verstopft, eine Spülung funktioniert nicht mehr. In diesen Momenten greifen die meisten von uns zum Handy – und landen nicht bei einem seriösen Anbieter, sondern bei Vermittlungsdiensten, die eigentlich nie in der Stadt ansässig sind, in der sie vorgeben, zu sein.“

Weil dem Problem fast nur präventiv beizukommen sei – die meisten Kunden wenden sich erst an Fachleute, wenn sie die horrende Rechnung in ihrer Notlage schon bezahlt haben – informiert die Verbraucherzentrale anlässlich des Weltverbrauchertags am Sonntag zum Thema Handwerksabzocke.

Frau soll fast 500 Euro für Türöffnung zahlen

Jenke berichtet von einer Frau aus Köln, die mit ihrem Hund Gassi ging, sich ausschloss, einen Schlüsseldienst anfragte, der ihr am Telefon vorrechnete, 39 Euro für das Öffnen der Tür und 20 Euro für die Anfahrt zu nehmen, schließlich aber 498 Euro nahm, weil der Handwerker vor Ort wortreich erklärte, sofort auch das Schloss austauschen zu müssen.

1176 Euro für ein verstopftes Rohr

Ein anderer Betroffener erhielt eine Rechnung in Höhe von 1176 Euro für die Reinigung eines Küchenrohrs – der Handwerker rechnete vor, die Arbeit koste 89,90 Euro pro Meter Rohr – seriöse Rohrreinigungsfirmen nehmen laut VZ rund 50 Euro pro Stunde oder sieben bis 15 Euro pro Rohrmeter.

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Das Übel, sagt Monika Jenke, „fängt oft mit der Suchmaschine im Internet an“. Die spuckt bei der Algorithmen gesteuerten Suche nach Schlüsselnotdiensten oder Installateuren oft als erste (Anzeigen-)Ergebnisse unseriöse Vermittler aus, die sich als Handwerker vor Ort ausgeben. „Menschen, die ihren Schlüssel vergessen haben oder einen Wasserrohrbruch haben, fragen oft nicht, wie viel die Arbeiten kosten – und sitzen danach in der Falle“, sagt Jenke.

Nutzer warnen vor Blitz-Gebäudetechnik GmbH

Im Fall des Toilettenknopfs für 443 Euro hilft die Suchmaschine immerhin auch, den dubiosen Handwerkern auf die Schliche zu kommen. Gibt man Blitz-Gebäudetechnik GmbH bei Google ein, warnen Nutzer vor „Absoluter Abzocke“ und „Betrügern“. Die Firma habe für den Tausch einer Sicherung 400 Euro berechnet, heißt es, für die Reinigung eines verstopften Toilettenrohrs 1200 Euro. Ein Sprecher der IHK sagt auf Anfrage, man werde das Gladbecker Unternehmen „wegen der Vorspiegelung falscher Tatsachen“ abmahnen.

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SMK-Brasack

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Grundsätzlich sei es schwierig, den Vermittlungsdiensten das Handwerk zu legen. Dafür komme es zu selten zu Klagen.Die VZ Köln rät betroffenen Kunden, sich über die Handwerkskammer oder andere zuverlässige Quellen über seriöse Notdienste zu informieren. „Man sollte immer vorab nach Kosten fragen und bei einer Internetrecherche im Impressum nachschauen, ob das Unternehmen tatsächlich vor Ort gemeldet ist. Betroffene, die mit unseriösen Anbietern konfrontiert sind, sollten sich nicht vor einer Strafanzeige scheuen.“

Besondere Vorsicht bei Notdiensten

Handwerkskammer und Verbraucherzentrale raten dazu, immer Betriebe aus der näheren Umgebung zu kontaktieren. Sinnvoll ist es, im Internet das Impressum zu lesen, um zu überprüfen, ob das Unternehmen tatsächlich vor Ort ansässig ist.Handwerkskammern und Innungen haben einen Überblick über ortsansässige Betriebe, geben aber aus Wettbewerbsgründen keine Empfehlungen.

Besondere Vorsicht ist bei Notdiensten geboten, die oft durch lokale Telefonnummern Präsenz vor Ort vortäuschen, tatsächlich aber mit einem Netz von Subunternehmen bundesweit agieren. Man sollte am Telefon fragen, woher der Handwerker kommt und wie hoch der Preis sein soll. Werden keine Preisabsprachen getroffen, kann eine vor Ort angebotene Leistung auch zurückgewiesen werden – das Unternehmen habe kein Recht, Anfahrts- oder Pauschalkosten ohne Leistung abzurechnen, informiert die Verbraucherzentrale.

Von Wucherpreisen spricht man, wenn der Werklohn die übliche Bezahlung um 100 Prozent oder mehr übersteigt. (uk)